Lehrerin verlässt Schule im Kreis Gütersloh und bereitet sich ein Jahr auf Rente vor

Halle. Es könnte der Gedanke aufkommen, dass Silke Rache schnell noch ein freies Jahr vor der Pensionierung einbaut, damit sie das mögliche Aus der Gesamtschule in Halle nicht hautnah miterleben muss. &bdquo;Ist dies genau der passende Zeitpunkt für den Ruhestand? Natürlich kam dieser Gedanke auch mal bei mir auf“, sagt Rache, seit 2016 Didaktische Leiterin der Schule. Aber für sie fühlt es sich anders an. &bdquo;Ich bin froh, dass ich hier mitwirken und meinen Teil dazu beitragen konnte“, sagt die 62-Jährige. Sie ist davon überzeugt, dass &bdquo;die Schule in Halle angekommen ist“. Gerne hätte sie noch mitgeholfen, das Schiff weiter auf Kurs zu halten und es im kommenden Frühjahr mit mehr als 100 Anmeldungen in ruhigeres Gewässer zu bringen. &bdquo;Es hängt wirklich viel Herzblut daran“, sagt Rache, die vom Gesamtschulkonzept überzeugt ist. Ziel sei es doch, dass sich alle Schüler wohlfühlen. Die Reaktionen der Schüler ihr gegenüber, nachdem bekannt geworden war, dass sie die Schule verlässt, spiegelten diese Zufriedenheit wider. Lesen Sie auch: Die Abschlussjahrgänge 2024 im Kreis Gütersloh: Alle Namen und Fotos im großen Überblick In den ersten Tagen der Sommerferien räumt sie nun ihr Büro leer. &bdquo;Komisch, wenn alles so still ist“, sagt sie beim Gang über den Flur am Montagmorgen, dem ersten Ferientag in NRW. Nach acht Jahren an der Schule hört sie auf, den Lärmpegel an Unterrichtstagen wird sie nur noch in Gedanken vernehmen. Seit 2016 unterrichtet Rache an der 2014 gestarteten Gesamtschule Halle. Zunächst als Abteilungsleitern, ein Jahr später rückte sie dann auf den Posten der Didaktischen Leiterin vor, da diese Funktion erst ab dem 8. Jahrgang benötigt wird und somit in Halle erst 2017 besetzt werden musste. Rache organisierte den Ganztag und die AG-Angebote Als Lehrerin für Deutsch und Gesellschaftslehre erlebte sie den Alltag im Klassenzimmer, ihr Aufgabenbereich erstreckte sich jedoch weit darüber hinaus. Als Didaktische Leiterin organisierte sie die Arbeitsgemeinschaften (AG), den Ganztag und die didaktische Arbeit, koordinierte Fachkonferenzen und die Zusammenarbeit mit außerschulischen Partnern. &bdquo;Es ist eine sehr vielfältige Arbeit“, sagt die 62-Jährige. In ihrer Laufbahn startete sie Projekte wie &bdquo;Alt trifft Jung“ mit dem Altenzentrum Eggeblick, die AG Kickboxen mit dem Powergym Steinhagen oder die AG Medien, in der Schüler erste journalistische Grundlagen vermittelt bekommen. &bdquo;Ich mochte meine Arbeit stets, besonders weil ich viel mitgestalten durfte“, sagt die in Bielefeld lebende Rache. Studiert hat sie einst Sozialwissenschaften und Germanistik in Bielefeld, gebürtig kommt sie aus Kirchlengern im Kreis Herford, genauer gesagt aus einem Ort, den es heute gar nicht mehr gibt. &bdquo;In meinem Pass steht noch Südkirchlengern“, sagt Rache. Wenige Jahre vor der kommunalen Neugliederung Anfang 1969 gab es diese Gemeinde noch, seitdem zählt sie zu Kirchlengern. Nicht nur ihr Geburtsort, auch ihr Geburtsname ist seit einigen Jahren nicht mehr existent. Als Silke Gerling kam sie im Februar 1996 als Lehramtsanwärterin an die Regenbogen-Gesamtschule in Spenge. Dort lernte sie Andreas Rache kennen, der dort als Mathematik- und Sportlehrer arbeitete. Seit dem 11. Februar 2011 trägt sie auch den Nachnamen Rache, da sich die beiden Pädagogen auf der Sparrenburg das Jawort gaben. Zu jenem Zeitpunkt war Silke Rache noch Abteilungsleiterin an der Gesamtschule Rosenhöhe in Bielefeld. Endlich Urlaub nach Gefühl, nicht nach Kalender Und wie es der Zufall will, legt auch ihre Ehemann Andreas Rache ab diesem Sommer ein Sabbatjahr ein, so dass sie beide gemeinsam einen beruflichen Schlussstrich ziehen und im Sommer 2025 in den Ruhestand wechseln werden. Der Gedanke, unmittelbar vor der Pensionierung ein Ruhejahr einzulegen, ist bei den Raches schon vor einigen Jahren gereift. &bdquo;Uns war klar, dass wir das Jahr ans Ende legen, sonst wäre es schwer, wieder in den Job reinzukommen. Wir werden erst einmal für drei Monate verreisen und viel Rad fahren“, sagt Silke Rache. Zudem liest sie gerne, aber das müsse ja, so Rache, bei einer Deutschlehrerin auch so sein. Sie freue sich darauf, endlich mal Ferien außerhalb der Hauptreisezeiten machen zu können. Zudem werde sie danach die Übernahme eines Ehrenamtes anstreben. &bdquo;Was das sein wird, weiß ich jetzt noch nicht“, sagt die 62-Jährige. Zunächst einmal freue sie sich, dass sie all dies gemeinsam mit ihrem Mann unternehmen kann. &bdquo;Es ist schön, dass wir beide fit sind und alles gemeinsam erleben können.“ Lesen Sie auch: Gütersloher Eltern sind verzweifelt: Zu viele Schüler, zu wenig passende Schulplätze Natürlich hat sich der Alltag von Lehrern seit Mitte der 1990er Jahre gravierend verändert. &bdquo;Schule ist halt ein Spiegelbild der Gesellschaft“, sagt Rache. Vielleicht waren Dinge früher leichter, aber den Spaß am Job hat sie stets behalten. Gerne denkt sie an die Klassenfahrten nach Hamburg oder Bremerhaven, an die Nordsee, in den Harz oder an den Helenesee in Brandenburg zurück. &bdquo;Natürlich ist es auch anstrengend, da man ja 24 Stunden lang für die Schülerinnen und Schüler verantwortlich ist, aber man lernt sie bei einer Klassenfahrt ganz anders kennen als in der Schule“, sagt Rache. Enge Bindung zwischen Schülern und Lehrern &bdquo;Ich mag an der Schulform Gesamtschule, dass einem die Schüler so sehr ans Herz wachsen“, sagt Rache. Durch den Nachmittagsunterricht seien sie häufiger vor Ort, und die Bindung zum Lehrpersonal sei enger. &bdquo;Corona war natürlich eine echte Herausforderung für alle Schulen. Es wirkt immer noch nach“, blickt Rache auf die Schattenseiten ihrer Dienstzeit zurück. Gerade die Schüler, die zu Pandemiezeiten in der 2. oder 3. Klasse waren, litten heute noch unter den Folgen. &bdquo;Wir selbst haben die Zeit gut gemeistert. Innerhalb kürzester Zeit waren wir in der Lage, Videokonferenzen zu veranstalten. Wir haben alle gut auf die Situation reagiert“, lobt Rache das Kollegium. Ein Kollege wird ihren Job als Didaktische Leitung im kommenden Schuljahr mit übernehmen. Offiziell ausgeschreiben werden kann die Stelle erst zum Schuljahr 2025/2026, da Rache ja in ihrem Sabattjahr noch als Mitarbeiterin der Schule gilt. &bdquo;Ein guter Übergang ist aber gesichert“, verspricht Rache. Dann müssen nur noch die 100 Anmeldungen kommen, damit das, was Rache und ihre Kolleginnen und Kollegen in zehn Jahren aufgebaut haben, auch eine Zukunft hat.

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