Exklusive Einblicke in bekanntes Hotel im Kreis Gütersloh: Diese Promis waren schon da

Halle. Wenn man ein Hotel hat, kann man mit Sternen, modernen Wellnessbereichen oder üppigen Frühstücksbuffets werben. Man kann aber auch einfach mal durchs Gästebuch blättern oder in Erinnerungen schwelgen. Denn oftmals sind es diese kleinen Anekdoten, die zum Aushängeschild eines Betriebes werden können. Ein gutes Beispiel dafür ist das 1965 eröffnete Hotel St. Georg, das mittlerweile von Tanja Albrecht in der dritten Familiengeneration geführt wird. Angefangen hat alles mit dem 1991 verstorbenen Georg Höltig, der in Halle nach dem Krieg das Hotel Hollmann führte und sich dann 1965 im Alter von 52 Jahren entschied, sich direkt nebenan ein eigenes Hotel zu bauen. Die älteren Haller könnten sich heute noch an den Hotelchef erinnern, aber nur wenig wissen wohl, dass bereits 1952 die halbe Sportwelt auf Höltig blickte. "Mein Opa war als Springreiter bei den Olympischen Spielen 1952 in Helsinki dabei", erzählt Tanja Albrecht und holt zum Beweis ein eingerahmtes Foto von der Wand im Foyer des Hotels. Es zeigt ihren Großvater, wie dieser am 3. August 1952 auf dem Rücken seines Pferdes "Fink" sitzend über ein Hindernis auf dem Parcours im Olympiastadion der finnischen Hauptstadt springt. Drei Mal fällt ein Hindernis, am Ende landet er im Einzel auf Platz 16. In der Mannschaftswertung belegt er gemeinsam mit Fritz Thiedemann, Bronzemedaillengewinner im Einzel, und Hermann Evers den sechsten Platz, nur 1,25 Fehlerpunkte hinter dem drittplatzierten US-Team. Illegaler Mitbewohner suchte nackt über den Balkon springend das Weite Fortan konzentrierte er sich ganz aufs Hotelgewerbe. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Elfriede feierte er 1965 die Eröffnung des eigenen Hotels und gab diesem den Namen St. Georg, benannt nach dem Schutzheiligen der Reiter. Später stiegen seine Tochter Christa und deren früh verstorbener Mann Eike Michael mit ein, heute führt Enkelin Tanja Albrecht das Haus am Klinikum Halle. "Wir hatten hier schon Gäste aus aller Welt und auch einige Prominente", sagt Albrecht, als sie durchs Gästebuch der 90er Jahre blättert. "Alles was hier passiert, bleibt auch hier", sagt Albrecht. Diskretion sei wichtig in der Hotelbranche. Sie verrate niemandem, wer gerade ihr Gast ist und ob dieser mit seiner Ehefrau oder seiner Geliebten das Zimmer belegt. Dann gerät sie aber doch ins Erzählen und erinnert sich gemeinsam mit Hausdame Bärbel Hölmer an die Frau, die ein Einzelzimmer gebucht hatte, und deren illegaler Mitbewohner nackt über den Balkon springend das Weite suchte. Oder an die Nachwuchsrockband, die alle Glühbirnen zerschlug und unter dem Bett verteilte. Otto Rehagels früherer Co-Trainer wird keine Autogrammkarten los "Wir hatten auch einige Prominente hier", sagt Hölmer. Ein Weltmeister im Tischtennisdoppel oder die russische Handball-Nationalmannschaft beispielsweise. "Und wie hieß noch mal dieser Schauspieler? Der war im Ärzteteam von Dr. Brinkmann aus der Schwarzwaldklinik", sagt sie und blickt ihre Chefin Tanja Abrecht an, die ebenfalls nicht auf den Namen kommt. "Wir sprechen ja prominente Gäste nicht an und bitten nicht um Autogramme", sagt Hölmer. Einmal hätte sie aber fast eine Ausnahme gemacht: Ioannis Topalidis, einst Co-Trainer von Otto Rehagel bei der griechischen Fußballnationalmannschaft und mit dabei, als die Kicker 2004 völlig überraschend Europameister wurden und Rehagel zum gottgleichen Rehakles emporstieg. "An seinem Bett auf Zimmer 5 lag ein großer Stapel mit Autogrammkarten und der wurde nicht kleiner", sagt Hölmer. Die Stimmung des Fußballfachmanns schien von Tag zu Tag abzunehmen, die Höhe des Stapels hingegen nicht. "Ich glaube, er wollte gerne welche loswerden", sagt Hölmer. Komiker Fips Asmussen "war alles, aber nicht lustig" Albrecht blättert durch das Gästebuch und Hölmer schaut ihr über die Schulter. Sie stoppt auf der Seite, wo sich die Schlagersängerin Ursula May eingetragen hat, die 1975 mit "Liebe ist ein Omnibus" einen kleinen Hit hatte. Daneben klebt eine Autogrammkarte, auf der Kultkomiker Fips Asmussen im Matrosenanzug in einem Schaukelstuhl sitzt. Darunter mit grünem Filzstift geschrieben: "Danke! Ihr Fips Asmussen" "Fips Asmussen war alles, aber nicht lustig", erinnert sich Albrecht an den 2020 verstorbenen Komiker, der sich zu Lebzeiten weniger dem intellektuellen Humor als den zotigen Witzen zugehörig fühlte. Er sei nicht unhöflich gewesen, aber Sympathie sei nicht aufgekommen. Ins Detail möchte Albrecht nicht gehen. Kalauer wie "Schatz, die Tüten sind doch viel zu schwer für dich. Geh zweimal" oder "Ich habe zwei Stunden im Stau gestanden, mir tun die Füße weh" sind halt Geschmackssache. "Ich wollte eigentlich nie was mit Menschen machen", sagt Tanja Albrecht. Nach ihrer Lehre zur Hotelfachfrau war sie einige Jahre in verschiedenen Häusern in Hannover tätig. Zwischendurch studierte sie BWL und war im Controlling einer Maschinenbaufirma tätig. So wehrte das Hotel über die Jahre Inventar-Diebe ab Schließlich kehrte die heute 54-Jährige aber doch ins Hotelgewerbe zurück. Die Erfahrungen, die sie in der Großstadt gesammelt hat, kamen ihr später zugute. Zwar geht es hier in Halle prinzipiell gesitteter zu, aber manchmal muss man auch Vorkehrungen dafür treffen. "Wir haben hier nichts mit Logo, darum wird auch nichts geklaut", antwortet Albrecht auf die Frage, ob denn auch im St. Georg gerne mal Inventar verschwindet. "Man hört ja, dass woanders ganze Fernseher weggetragen werden, so etwas gibt es bei uns nicht", sagt die Enkelin des Hotelgründers. Allerdings kann man sich, wenn man nett nachfragt, durchaus mal Dinge ausleihen. Bestes Beispiel dafür ist Boxer Axel Schulz. Als sein Team sich im Vorfeld des Kampfs gegen Brian Minto im November 2006 im Gerry-Weber-Stadion beim Einpacken der Handtücher verkalkuliert hatte, bat man darum, sich einige der Hotelhandtücher auszuleihen. Handtücher des Hotels sind beim Boxkampf von Axel Schulz im TV zu sehen "Als ich den Kampf dann im TV sah, erkannte ich direkt unsere gelben Handtücher wieder", erinnert sich Tanja Albrecht. Und da Schulz in seinem letzten Kampf als Box-Profi ordentlich einstecken musste, landeten die Handtücher tags darauf blutverschmiert in der Waschküche des Hotels. "'Die dürft ihr doch nicht waschen' rief ich noch durch Haus", erinnert sich Albrecht. Aber da drehte sich die Frotteeware bereits in der Trommel der Waschmaschine. "Privat finde ich Hotels ja fürchterlich. Da gehe ich lieber campen", sagt Albrecht. Sie achte bei Aufenthalten in anderen Häusern auf alles und sehe dann, was schief laufe. Dennoch führt sie ihr Haus mit Leidenschaft und das kleine Mitarbeiterinnenteam lobt die familiäre Atmosphäre. Wie es mit dem Hotel weitergeht, steht derzeit noch in den Sternen. Hausdame Bärbel Hölmer hat den Ruhestand schon im Kopf, ihre Chefin versucht aber, ihr diese Gedanken auszureden. Sie selbst hat ebenso Veränderungen geplant, möchte aber keine Details nennen. "Notfalls schicke ich Bärbel noch am Rollator gehend durch die Räume", sagt Albrecht mit einem Augenzwinkern. Hölmer nickt und schweigt. Und irgendwie kann sie sich ihr Leben ohne das Hotel St. Georg auch nur schwer vorstellen.

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