Letzter Schlagabtausch vor der Wahl: Tempo 30 bleibt ein Knackpunkt in Halle

Halle. Auf Anregung der &bdquo;Bürger für Halle" hatte die Volkshochschule in die Aula des KGH eingeladen. Die Zuschauer konnten sich vor Ort im Duell der Argumente ein Bild von den drei Aspiranten machen. Wer mochte, schaltete sich von zu Hause per Livestream zu. Moderatorin Christiane Gerner führte durch die Diskussion und konfrontierte die Politikerinnen und Politiker zudem mit Fragen aus dem Publikum und aus dem Netz. Tappes Liste Eingangs der Runde sollten die Kandidatinnen und der Kandidat skizzieren, wie sie sich das Halle der Zukunft vorstellen. &bdquo;Das Rathaus soll ein kommunales Dienstleistungszentrum werden", sagte Thomas Tappe. Er wolle den Einzelhandel stärken und öffentliche Gebühren niedrig halten, so der 49-Jährige. Und erneuerte mit Blick auf die jüngsten Anregungen des Baukulturbeirates seine Forderung nach einem Gesamtverkehrsplan. Aufforstung, Klimaschutz Medizinisches Versorgungszentrum, ein weiterer Supermarkt – die Liste von Tappes Zielen war ambitioniert. Sommers Stolz Edda Sommer (SPD) wünschte sich ein &bdquo;Halle zum Wohlfühlen". Die Menschen müssten sich bewusst sein, in einer &bdquo;tollen Stadt" zu leben. &bdquo;Und wir haben noch viel Potenzial, etwa an der Masch." Dort hätten sozialdemokratische Themen eine große Bedeutung: &bdquo;Bezahlbarer Wohnraum, Teilhabe aller", so die 41-Jährige. Sich selbst empfahl sie als kompromissfähige Gestalterin: &bdquo;Ich höre mir gute Vorschläge an. Man muss die Menschen mitnehmen." Wittes Draht Wenn man im Rathaus Chefin und damit für 250 Mitarbeiter zuständig sei, müsse man &bdquo;die Menschen hinter seine Ideen bringen", sagte Kirsten Witte (Grüne). Die Haller wünschten sich einen direkten Draht ins Rathaus. &bdquo;Wir müssen die Jüngeren und die Leiseren stärker in Entscheidungen einbinden. Der Abstand zwischen Bürgern und Verwaltung soll kleiner werden." So beim Klimaschutz: &bdquo;90 Prozent der Dächer in Halle haben keine PV-Anlage – da müssen wir die Bürger mitnehmen." Freibad Beim Schwimmen im Freien wollte Kirsten Witte keine falschen Erwartungen wecken: &bdquo;Sowohl Badesee als auch Freibad werden teuer. Eine Schwimmmöglichkeit auf der Wiese am Lindenbad zu schaffen, dafür würde ich mich einsetzen." Thomas Tappe entgegnete, dass es der CDU wert sei, &bdquo;das für die Bürger umzusetzen. Ein einfaches Schwimmbecken, denn ein Spaßbad sollten wir uns nicht leisten". Edda Sommer warb für den Badesee in Sandforth: &bdquo;Freies Baden gehört zur Daseinsvorsorge einer Kommune. Wir wollen kein Highlife, sondern ein Naherholungsgebiet. Auch hier müssen wir Kompromisse finden." Jugend Mit Blick auf die jüngsten Wähler betonte Kirsten Witte, dass &bdquo;Erwachsene sich nichts für die Jugendlichen ausdenken sollten". Man habe bei der Planung des JuZ gute Erfahrungen mit der Beteiligung von Jugendlichen gemacht. Thomas Tappe will jene erreichen, &bdquo;die sich bislang nicht einbinden lassen". Für Edda Sommer stand im Vordergrund, &bdquo;dass Jugendliche autark sein wollen. Ihr Umfeld ist zu sehr durch Verbote geprägt. Gerade an der Masch ließe sich viel für sie entwickeln". Kleine Spitze beim Klima Kirsten Witte lobte, dass die Stadt nun eine Klimaschutzmanagerin habe – &bdquo;gegen die Stimmen der CDU" – und warb für ein ganzheitliches Vorgehen in der Klimafrage, bei dem die TWO, die Bürger und die Wirtschaft eingebunden werden sollten. &bdquo;Die Managerin hat fulminant angefangen", konstatierte Edda Sommer. &bdquo;Der Druck ist nötig, aber pa-rallel sollten wir die Umweltbildung in der Bevölkerung fördern." Thomas Tappe erinnerte an das Ziel der Klimaneutralität: &bdquo;Dafür haben wir nicht unendlich Zeit." Aufreger Tempo 30 Edda Sommer blieb ihrer Linie bei Tempo 30 in der Innenstadt treu: &bdquo;Viele Anwohner wünschen es an ihren Straßen – anderswo aber nicht. Ich begrüße Tempo 30, es erhöht die Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer." Kirsten Witte forderte, das Thema zu &bdquo;entideologisieren: &bdquo;Bei der Langen Straße geht es um 360 Meter. Und auf der Alleestraße ist es eine Frage der Vernunft, keine Debatte zwischen Rot-Grün und Schwarz." Das sah Thomas Tappe ganz anders: &bdquo;Mit ihrer Mehrheit ist ein Ratsbeschluss verabschiedet worden, Tempo 30 bei jedem Straßenausbau zu prüfen. Wir als CDU wollen die Hauptverbindungsachsen frei halten, um die Durchgängigkeit in die Innenstadt und den Einzelhandel zu stärken. Dafür brauchen wir einen Gesamtverkehrsplan." Baumarkt Die CDU hatte gefordert, die Machbarkeit eines Baumarktes zu prüfen. &bdquo;Es ist zwar die Zeit der Wahlgeschenke, aber das ist unrealistisch, weil ein solcher Markt zu viel Fläche braucht", kommentierte Kirsten Witte und Edda Sommer mahnte: &bdquo;Das muss sich für ein Unternehmen rechnen. Das ist utopisch." Thomas Tappe empfahl den Kandidatinnen, den Haller Baumarkt zu besuchen, wenn er fertig sei. &bdquo;Es ist unsere Aufgabe, Wünsche der Bürger aufzunehmen. Und es geht darum, die Machbarkeit zu prüfen." Landesgartenschau Überraschend bekannte Edda Sommer, dass sie sich das Projekt Landesgartenschau nun doch vorstellen könnte: &bdquo;Der Vortrag war spannend und wir müssten uns damit beschäftigen, wo Halle hin will. Für einen solchen Prozess bin ich offen." Kirsten Witte sah das Projekt mit Blick auf &bdquo;immense Parkflächen" kritischer, während Wahlkämpfer Thomas Tappe frohlockte: &bdquo;SPD und Grüne können sich jetzt doch vorstellen, das zu prüfen." Woraufhin beide Kandidatinnen wiederum etwas defensiver reagierten. Wünsch dir was Halle in zehn Jahren sollten die Aspiranten skizzieren. Ein &bdquo;solidarisches, soziales Halle" mit grüner Innenstadt wünschte sich Edda Sommer. Thomas Tappe hofft, all seine Projekte bis dahin umgesetzt zu haben, und Kirsten Witte sieht die &bdquo;Verkehrswende" dann als geschafft an. Was alle Kandidaten einte: Sie glauben daran, selbst in zehn Jahren auf dem Chefsessel zu sitzen. Das wird eng.

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