GÜTERSLOH

Erfolgsgeschichte aufgeklappt

Modehaus Finke feiert sein 75-jähriges Bestehen

Heiner (l.) und Markus Finke. Die ebenso modebewussten wie erfolgreichen Kaufleute sind stolz auf die Firmengeschichte, wie sie sich zum Beispiel auf dem historischen Königstraßen-Foto auf dem Laptop zeigt. | © FOTO: RAIMUND VORNBÄUMEN

28.09.2011 | 28.09.2011, 00:00

Gütersloh. Es ist nicht schwierig, mal eben ein neues Hemd oder eine neue Hose zu kaufen. Das Problem: Fast alle hängen bei Filialisten. Familiengeführte Modeunternehmen, zumal solche mit Marktbedeutung, sind dagegen selten geworden. Nicht so in Gütersloh: Dort gibt es Finke - seit 75 Jahren nun.

"Gütersloh hat Finke" - dieser Slogan, mit dem das Unternehmen für sich wirbt, ist in der Tat klug gewählt. Das Modehaus hat es in all den Jahrzehnten verstanden, sich auf dem Markt zu behaupten und ist bis heute erster Anlaufpunkt für modebewusste Käufer aus Stadt und Umland.

"Solche Familienunternehmen wie uns gibt es kaum noch. Wir sind stolz auf das Jubiläum", sagt Unternehmenslenker Heiner Finke. Dem 71-Jährigen ist es gelungen, aus einem ansehnlichen Modegeschäft ein mittelständisches Unternehmen mit mehreren Häusern zu formen, das sich qualitativ und vom Einkaufserlebnis her deutlich von dem unterscheidet, was man gemeinhin unter einem Filialisten versteht. Um sich bei seinen Kunden zu bedanken, gewährt Finke einen Rabatt von 20 Prozent auf die aktuelle Herbst- und Wintermode, und das zwei Wochen lang in allen Häusern.

Am 1. August 1936 hatte Schneidermeister Heinrich Finke an der Kökerstraße 14 sein Geschäft eröffnet. "Herren- und Jünglingskleidung" bot er an, in einer Anzeige in der Gütersloher Zeitung gab er "den verehrten Bewohnern von Gütersloh und Umgebung zur gefälligen Kenntnis", dass er stets gute Ware zum angemessenen Preis und auch eine Werkstätte für Herrenmoden nach Mass führe.

Information
Viele Standbeine
     
Finke ist keine GmbH, sondern ein Einzelunternehmen, Eigentümer Heiner Finke haftet mit seinem gesamten Vermögen.

Finke beschäftigt 150 Mitarbeiter, alles Fachkräfte.

Zum Unternehmen gehören das Stammhaus (2.500 Quadratmeter) sowie das Sporthaus (600 m2) in Gütersloh, das Modehaus an der Niedernstraße in Bielefeld (2.000 m2), Finke First an der Obernstraße in Bielefeld (600 m2), ein Modehaus in Warendorf (1.000 m2), ein Modehaus in Lippstadt (600 m2), zwei Hotels in Gütersloh (Hotel Stadt Gütersloh) und Bielefeld (Ravensberger Hof) sowie ein Restaurant (Schiffchen) in Gütersloh. (ost)

Heinrich Finke, Jahrgang 1909, hatte das Zeug dazu. Er hatte eine Ausbildung in den besten Modeateliers in Berlin, München und Amsterdam genossen, ehe er sich entschloss, ein eigenes Haus mit Ehefrau Gertrud aufzubauen. Es wurde der Beginn einer Erfolgsgeschichte. Finke bewies Mut zur Expansion, verlegte den Sitz an die Königstraße 3 und bezog 1959 das heutige Stammhaus an der Königstraße 20-22. Er wagte auch den Schritt aus der Stadt heraus: In Warendorf und Detmold entstanden erste Filialen.

Sohn Heiner trieb die Expansion voran. Mit dem Sportfachhandel und dem Hotel Stadt Gütersloh baute er ein zweites Standbein auf. Den richtigen Riecher bewies er auch mit dem Sprung nach Bielefeld, wo Finke heute Modehäuser an der Niedern- und an der Obernstraße sowie das Hotel Ravensberger Hof betreibt. Weitere Niederlassungen folgten, etwa in Bremen, Minden und Lemgo, doch aus den meisten Orten hat sich Finke mittlerweile wieder zurückgezogen.

"Wir fühlen uns hier in Gütersloh und in Ostwestfalen zuhause, hier sehen wir unser Standbein und unsere Stärken", sagt Markus Finke. Der 43-Jährige lenkt die Geschicke des Unternehmens seit einigen Jahren in dritter Generation mit. Auch die anderen Familienmitglieder sind involviert: Anna, Ehefrau von Heiner, baute Finke First auf, Markus’ Schwester Ankea und seine Ehefrau Silke kümmern sich um die Damensparte sowie um die Häuser in Lippstadt, Bielefeld und Gütersloh.

"Wir sind für die Zukunft bestens aufgestellt", sagt Markus Finke. Spätestens im Frühjahr 2014 werde das neue Sporthaus am Kolbeplatz eröffnen. Statt auf 600 Quadratmetern, wie derzeit an der Eickhoffstraße, wird Finke auf 2.000 Quadratmetern seine Sportmode präsentieren können. "Daran gibt es kein Rütteln mehr, die Verträge sind geschlossen", sagt Markus Finke. Gemeinsam mit den Investoren Geno und Hauer werde man Kolbeplatz und Innenstadt aufwerten. "Ohne überheblich klingen zu wollen", sagt Heiner Finke, "aber es ist ein weiterer Beleg dafür, dass unsere Kaufmannsfamilie ein Stück Gütersloh ist und die Innenstadt mitgeprägt hat." Lokalteil, Seite 5