Gütersloh

Lust auf Gütersloh wecken

Der erste Stadtführer seit 82 Jahren liegt vor - und erntet hohes Anfangslob

Verleger Dr. Roland Siekmann, Textautor Matthias Borner und Fotograf Detlef Güthenke (v.l.) wissen auch, dass Gütersloh wohl keine touristische Hochburg mehr wird. Doch Sehenswertes gebe es genug, für Alteingesessene wie für Besucher. | © FOTO: HENRIK MARTINSCHLEDDE

14.10.2010 | 14.10.2010, 00:00

Gütersloh. Was es in Gütersloh alles zu sehen gibt! Man weiß gar nicht, wo man anfangen soll: Eine Kirche vom Architekten des Berliner Olympiastadions. Bewohner, die auf dem Eise grasen können. Fabelwesen im Stadtpark. Eine Pastorenfabrik. Ein Fußballstadion mit integriertem Schießstand. Ein neues Theater. Das alles zeigt der neue "Stadtführer Gütersloh".

Das Buch, der erste gedruckte Reiseführer über Gütersloh seit 82 Jahren, wurde gestern im Stadtmuseum vorgestellt. Textautor ist der durch seine Wörterbücher wie "Pölter, Plörre und Pinöckel" bekannte Matthias Borner, Bildautor der in Gütersloh nicht minder bekannte Fotograf Detlef Güthenke.

Das Buch ist ab sofort im Handel zu haben. Es hat 112 Seiten, über 100 Fotos und ausklappbare Deckel mit Stadtplan und Stadtparkkarte - und es ist pickepackevoll mit Tipps und Informationen zu einer Stadt, deren Reize man sich nach Meinung der Autoren keinesfalls entgehen lassen sollte. Mit einem Format von 18 x 12 Zentimeter passt es in jede Hosentasche.

"Dieses Buch hat das Potenzial für eine enorme Steigerung des Heimatgefühls", sagte Museumsleiter Rolf Westheider. Borner und Güthenke hätten mit dem Buch ins Schwarze getroffen, die textliche und fotografische Qualität sei herausragend, die auf allen Seiten spürbare Liebe zur Stadt, gepaart mit ironischer Brechung, biete höchsten Genuss. Die Vertreter der Heimatvereine, des Stadtmarketings und der Stadt: Sie alle waren gestern voll des Lobes über den neuen Stadtführer, des ersten, seit Heimatforscher August Schätzlein 1928 sein "Verkehrsbuch" beschrieben hatte.

Das Buch kommt informativ und kenntnisreich daher. Die Kapitel führen den Leser kurz durch die Ortsgeschichte, dann auf einen Rundgang durch die Innenstadt und eine Fahrt zu etwas außerhalb gelegenen Zielen. Im Kapitel "Die Stadt im Grünen" stellt es Parks, Gärten und Natur vor, in "Gute Unterhaltung" seziert Borner das kulturelle Angebot, im Kapitel "Immer in Bewegung" stellt er Sportliches vor. Ergänzt wird der Führer durch ein Register, durch praktische Tipps und Hinweise. Zu einem Lesevergnügen wird es dadurch, dass Borner seine Heimatstadt mit augenzwinkerndem Humor beschreibt, wunderbar ergänzt durch den gleichermaßen veranlagten Güthenke, dessen Fotos qualitativ auch für einen Bildband geeignet wären.

Doch gibt es überhaupt genug zu zeigen? Diese Frage, so Borner, sei ihm oft gestellt worden. Seine (ironische) Antwort: "Dazu muss man wissen, dass es in Gütersloh fast 300 Baudenkmäler gibt, also fast 300 mehr, als man gemeinhin annimmt."

Die andere Frage sei gewesen: Gibt es genug Schönes zu sehen? Seine Antwort: "Ja! Gütersloh ist zwar nicht das Heidelberg Ostwestfalens, dazu ist zu viel verloren gegangen, aber es bietet beispielsweise eine Fülle an moderner, interessanter Architektur." Unlängst waren auf Einladung des Landschaftsverbandes 60 Architekten und Stadtplaner da, sie seien angetan gewesen.

Borner sagte, er wünsche sich, dass viele Gütersloher mit Hilfe des Buches ihre Stadt neu entdecken, bislang Unbeachtetes wahrnehmen und es schön finden. "Und ich habe sogar die Hoffnung, dass das Buch ein paar Touristen lockt. Nicht aus Tokio und nicht aus dem Allgäu, aber warum nicht aus Bielefeld oder Lippstadt?" Das Buch mache Lust dazu.