Gütersloh. 31 Jahre schon müssen wir Gütersloher uns an Thommie Bayers Lied "Der letzte Cowboy kommt aus Gütersloh" erfreuen. Eine Alternative hatten wir nicht. Heute wird sich das endlich ändern.
Ein Musiker namens "Krüger", leider nicht ganz so prominent wie seinerzeit Thommie Bayer, bringt die Single "Gütersloh" heraus. Sie ist im Laden von "musicnmore" an der Neuenkirchener Straße erhältlich, kann aber auch direkt vom Künstler bezogen oder kostenlos als Download (www.kruger.bandcamp.com) heruntergeladen werden. "Das ist mir ganz egal", sagt Krüger, "Hauptsache, den Leuten gefällts."
Krüger kommt aus Braunschweig, auch einer jener Städte, denen man nicht von vornherein Ausschweifungen, Urbanität und ein pulsierendes Nachtleben unterstellt. Krüger arbeitet dort, beziehungsweise in der Nähe, in Burgdorf bei Hannover, als Verkäufer in einem Plattenladen. Damit verdient er sein Geld. Mit Musikmachen nicht.
"Für mich ist das ein reines Hobby", sagt der 38-Jährige. Krüger hat auch einen Vornamen, aber den sagt er nicht, schließlich sage Lena Meyer-Landrut auch nicht mehr ihren Nachnamen. Seine musikalischen Vorlieben gibt er mit Indierock und Britpop an, auch Singer/Songwriter und Psychedelisches hört er gerne und fühlt sich davon beeinflusst. Entsprechend kommen in seiner Musik eine Menge Gitarren, Schlagzeug, aber auch schon mal Orgel und Klavier zum Einsatz. Krüger spielt alles selbst.
Zu Gütersloh hat er dagegen überhaupt keinen Draht. "Ich war noch nie dort und kenne rein gar nichts von dieser Stadt." Nicht minder ernüchternd ist die Erläuterung des Liedtitels: "Ich habe das Lied nur wegen der Endung -oh nach Gütersloh benannt, das reimt sich schön auf Tokio, Rio und Toronto. Außerdem brauchte ich einen Dreisilber. Außer Gütersloh fiel mir da nicht viel ein." Er würde gern Gewichtigeres und Erfreulicheres über Gütersloh und den Hintergrund erzählen, aber es würde nun mal nicht stimmen.
Hinzu kommt: Das Stück schlummerte dreieinhalb Jahre in seiner Schublade. Es war fertig geschrieben, hatte es aber nicht auf sein Album "Wie kann ich unbemerkt verschwinden?" (erschienen unter dem Label BPF, Bauchpfannen-Aufnahmen) geschafft. Dass Krüger es nun hervorkramte, lag an einem Kontakt, den er vor zwei Wochen zu Jo Pelle Küker-Bünemann gewonnen hatte, jenen Mann, der die Bücher des Gütersloher Satirikers Matthias Borner illustrierte.
Jo Pelle Küker-Bünemann zeigte sich angemessen angetan von dem Stück und drängte Krüger, es zu veröffentlichen. In Gütersloh gebe es Interesse an einem solchen Kunstwerk. Krüger staunte, ließ sich aber nicht zweimal bitten. Er machte das Lied radiotauglich, erstellte noch Cover und Videoclip dazu, beides nun zu sehen auf YouTube. Das Video zeigt im wesentlichen Stunts auf einem Kinderfahrrad, Krüger brüstet sich damit, alle selbst gemacht zu haben.
Ob er in Gütersloh sein Stück jemals live vortragen wird, müsse er im Unklaren lassen, so Krüger. Wenn, dann nur mit Band. Klotz X (Bass), Heinrich von Kaltmiete (Gitarre) und Olaf Ungeheuer (Schlagzeug) würden ihn dann begleiten.
Liedtext
Sei es Stockholm oder Athen, das muss ich mal sehen, Berlin wär auch nicht schlecht oder San Francisco, Paris oder New York oder Tokio, vielleicht versuche ich mein Glück in Güterloh, vielleicht in Gütersloh.
Aber eines weiß ich ganz genau, das nächste Schützenfest findet ohne mich statt, ich geh jetzt nur noch in die angesagten Clubs in einer großen Stadt.
Vielleicht Hamburg oder Köln, Königslutter am Elm, London wäre cool, oder Rio, Wien oder L.A. oder Toronto, vielleicht versuche ich mein Glück in Güterloh, vielleicht in Gütersloh.
Vielleicht Frankfurt am Main oder an der Oder, aber das muss ja wohl nicht sein, vielleicht in Amsterdam oder anderswo, vielleicht versuche ich mein Glück in Güterloh, vielleicht in Gütersloh."