Gütersloh

Porta vor den Toren

Möbel-Unternehmen plant Einrichtungshaus bei Pfleiderer / 50 Millionen Euro Investition

Das ehemalige Betriebsgelände von Pfleiderer an der Holzstraße ist fast komplett abgeräumt. Der Abrissbagger hat nur die Verwaltung verschont. Auf dem Gelände soll bis Sommer 2011 ein Porta-Einrichtungshaus entstehen. | © FOTOS/MONTAGE: RAIMUND VORNBÄUMEN

19.11.2009 | 19.11.2009, 00:00

Gütersloh. Der Möbelkäufer hat es in Gütersloh seit vielen Jahren nicht einfach. Das Angebot hält sich in überschaubaren Grenzen und richtet sich obendrein häufig vor allem an betuchte Kunden mit Sinn für Design und Luxus. Schon bald könnte sich das Bild vom knappen Angebot schlagartig verändern. Die Porta-Möbelgruppe, das größte familiengeführte Einrichtungsunternehmen in Deutschland, plant den Bau einer riesigen Filiale auf dem Pfleiderer-Areal.

35.000 Quadratmeter Verkaufsfläche sind dafür vorgesehen; weitere 4.000 Quadratmeter für einen Abholmarkt der Porta-Marke Möbel Boss. Beide Häuser nehmen sechs des acht Hektar großen Pfleiderer-Geländes an der Holzstraße in Anspruch. Porta will hier schätzungsweise 50 Millionen Euro investieren und 250 Arbeitsplätze schaffen. Die Eröffnung ist für Sommer 2011 geplant.

Bis gestern trug das Projekt den Stempel "Streng geheim". Am Mittag begegneten sich erstmals Käufer und Verkäufer der Immobilie persönlich – auf neutralem Boden sozusagen, im Rathaus. Am Nachmittag wurden die Fraktionen über den bevorstehenden Handel informiert. Dort gab es allenthalben Beifall.

Die Stadtverwaltung hat in den vergangenen Monaten und Wochen in dieser brisanten Angelegenheit eine Art Maklerrolle übernommen . Es ging um einen "Plan B" für den Fall, dass der Pfleiderer-Konzern nach dem Ausstieg von Mercedes als "Anker-Nutzer" keine passenden Käufer für die seit einigen Monaten abgeräumte Industriebrache finden würde. Dem Vernehmen nach konnten das Unternehmen sowie der von Pfleiderer eingeschaltete Makler nichts dergleichen präsentieren – außer einem Baumarkt. Eine solche Nutzung hatte die Stadt freilich schon in der Vergangenheit rigoros abgelehnt.

Nun soll nach dem Wunsch der Verwaltung Porta zum Zug kommen. Die Details wurden in zahlreichen Gesprächsrunden ausgehandelt, unter anderem kürzlich am Pfleiderer-Sitz Neumarkt. Wie es heißt, erwirbt Porta das gesamte 81.992 Quadratmeter große Grundstück. Der Preis soll deutlich unter den ursprünglichen Vorstellungen von Pfleiderer liegen. Er orientier sich vermutlich am offiziellen Bodenrichtwert für diesen Standort. Das wären 70 Euro.
Heraus käme dabei eine Summe von 5,6 Millionen Euro – ein warmer Regen für den von der Wirtschafts- und Finanzkrise geschüttelten Industriekonzern. Die Zahlung des Kaufpreises würde rückgängig gemacht, sollte der Bau des Einrichtungshauses an planerischen Hürden scheitern.

Hauptknackpunkt: Sowohl der Regionalplan der Landes (früher Gebietsentwicklungsplan, GEP) als auch der städtische Flächennutzungsplan sowie der Bebauungsplan müssten geändert und die bisherige Gewerbefläche in eine Sonderbaufläche umgewandelt werden.

Politik und Verwaltung waren bisher bestrebt, auf dem Areal neue Gewerbebetriebe anzusiedeln und Einzelhandel mit Blick auf die Innenstadt allenfalls ausnahmsweise zuzulassen. Offenbar hat sich Porta im Vorfeld bereit erklärt, die entsprechenden Nebensortimente stark einzugrenzen.

Die Bezirksregierung steht dem Vorhaben, so war zu erfahren, "grundsätzlich positiv" gegenüber. Unter anderem wegen des relativ geringen vorhandenen Möbelangebots in der Stadt. So wird im neuen Einzelhandels- und Zentrenkonzept das nicht ausgeschöpfte Verkaufsflächenpotenzial für die Warengruppen Wohneinrichtungsbedarf und Möbel auf 9.500 Quadratmeter beziffert.

Allerdings soll Detmold die Stadt zugleich aufgefordert haben, ein schlüssiges Konzept für die Ausweisung neuer Gewerbeflächen vorzulegen. Von den vor Jahren geforderten zusätzlichen 100 Hektar sind lediglich gut 30 verortet, wobei die Flächen am Lupinenweg und am Hüttenbrink derzeit kaum eine Chance auf Verwirklichung haben.

Und jetzt sollen noch bestehende acht Hektar bei Pfleiderer wegfallen. Fünf für Porta, und für die restlichen drei Hektar gibt es ebenfalls bereits einen konkreten Interessenten, der, wie es heißt, "ebenfalls für eine positive Weiterentwicklung der Stadt" sorgen könne.

Sollte sich Porta ansiedeln, käme dies dem Stadtsäckel zugute; wie verlautete, würde Porta in Gütersloh als voller Gewerbesteuerzahler notiert.