Gütersloh

Baustoffwerk kauft Fischer

Emsländer übernimmt Fertigungstechniker / Investitionen in Gütersloh geplant

26.06.2014 | 26.06.2014, 08:15
Die neuen Eigentümer aus dem Emsland wollen sich nicht in die aktive Geschäftspolitik von Fischer Fertigungstechnik einmischen. - © FOTO: RAIMUND VORNBÄUMEN
Die neuen Eigentümer aus dem Emsland wollen sich nicht in die aktive Geschäftspolitik von Fischer Fertigungstechnik einmischen. | © FOTO: RAIMUND VORNBÄUMEN

Gütersloh. Das Gütersloher Unternehmen Fischer Fertigungstechnik hat einen neuen Eigentümer. Der Gründer und Alleingesellschafter Hans-Hermann Fischer hat seine Anteile an die Emsländer Baustoffwerke GmbH (Haren) verkauft. Die neuen Eigner planen, das Geschäft am Standort Gütersloh weiter auszubauen.

Fischer Fertigungstechnik zählt zu den Marktführern in der Servo-Stanztechnologie. Das Unternehmen mit Sitz am Stadtring Nordhorn hat sein Werk in den vergangenen Jahren kontinuierlich erweitert, nach eigenen Angaben 13,5 Millionen Euro investiert. Zuletzt wurde Ende 2012 eine neue Produktions- und Lagerhalle gebaut und wenig später eine neue Messmaschine angeschafft.

Hans-Hermann Fischer (65) sagte gestern, er sei sehr glücklich über die Regelung. Innerhalb der Familie sei keine Nachfolge möglich gewesen. Die Emsländer Baustoffwerke, eine Familiengesellschaft mit einer mehr als 100-jährigen Geschichte, seien ein kerngesundes, solides Unternehmen, das großes Interesse an Erhalt und Ausbau des Standortes Gütersloh gezeigt habe. "Das ist kein Unternehmen, das hier nur Profit herausziehen und uns ausbluten lassen will, sondern ganz im Gegenteil eines, das auf kontinuierliche, langfristige Entwicklung setzt." Die Lösung sei optimal. Vermittelt worden war der Kontakt von der Volksbank Gütersloh.

Information

Vor 41 Jahren gegründet

Die Emsländer Baustoffwerke wurden 1899 gegründet. Sie beschäftigen rund 140 Mitarbeiter an zwei Standorten. Hauptsitz ist Haren/Ems, Zweitstandort ist Surwold unweit von Papenburg.
Das Unternehmen machte im vergangenen Jahr knapp 30 Millionen Euro Umsatz.

Hauptumsatzträger sind Kalksandstein, Porenbeton und Verblender. Das Familienunternehmen hat rund 30 Gesellschafter, zwei davon führen die Geschäfte: Bernhard Goecking und Cornelius de Boer.

Die Fischer Fertigungstechnik beschäftigt sich mit der Entwicklung und Herstellung von Metall-, Stanz-, Zieh- und Pressteilen. Hauptsächlich werden Transfer und Folgeverbund-Technologien für die Haushaltsgeräte-, Beschlag-, Automobil- und Elektroindustrie produziert.

1973 wurde der Betrieb von Hans-Hermann Fischer in Halle-Künsebeck gegründet. Es folgten Betriebsverlagerungen nach Gütersloh und Verl-Sürenheide, bis Fischer 1991 das heutige Firmengrundstück am Stadtring Nordhorn kaufte. Seither wird stetig erweitert. 2001 bezeichnete es der damalige NRW-Ministerpräsident Wolfgang Clement bei einem Firmenbesuch als "brillantes Unternehmen". (ost)

Fischer betonte, für die rund 70 Mitarbeiter am Stadtring Nordhorn werde sich nichts ändern. Die Geschäftsführung bei Fischer Fertigungstechnik bleibe unverändert: Sie liege nach wie vor in den Händen von Manfred Schießl, Mario Schulz, Heinz Witte und ihm selbst. Er werde den Eigentümerwechsel begleiten und weiter im Unternehmen tätig sein, gerne auch bis zum 50-jährigen Bestehen des Betriebes im Jahre 2023, sagte Fischer.

Beide Unternehmen machten deutlich, sie werden unabhängig voneinander tätig sein. "Wir nehmen keinen Einfluss auf die aktive Geschäftspolitik", sagte Bernhard Goecking, einer der beiden geschäftsführenden Gesellschafter der Emsländer Baustoffwerke. Die Branchen - Baustoffe auf der einen Seite, Umform- und Stanztechnik auf der anderen - seien weit voneinander entfernt. "Wir lassen die Expertise gerne da, wo sie vorhanden ist, nämlich bei den Unternehmen selbst."

Goecking sagte, man habe das Gütersloher Unternehmen allein aus Diversifikationsüberlegungen gekauft. Für ein Baustoffunternehmen sei es schwer, über regionale Grenzen hinaus zu expandieren, daher seien solche Diversifikationen eine gute strategische Alternative. Fischer Fertigungstechnik sei ein hochmoderner Betrieb, in den zu investieren sich lohne. Fischer ist nicht der einzige Betrieb, bei dem das emsländische Unternehmen eingestiegen ist. Die Firmen kommen aus zum Teil völlig unterschiedlichen Branchen.

Wie aus beiden Unternehmen gestern hieß, werde in absehbarer Zeit schon wieder investiert. Das Gelände am Stadtring Nordhorn biete noch genügend Platz für Expansion. Hans-Hermann Fischer sagte, aller Voraussicht werde mit dem Ausbau noch dieses Jahr begonnen. "Auch das zeigt, wie gut wir hier aufgestellt sind."

Erfreut sei das Unternehmen auch über die Pläne von Miele, auf dem Nachbargrundstück ein zweites großes Logistikzentrum zu errichten. "Es gibt sicherlich schlechtere Nachbarn", sagte Fischer. Ohnehin zähle Miele zu den besten Kunden des Unternehmens.