Gütersloh

Kritischer Blick aufs Heidewaldstadion

Stadt investiert 570.000 Euro – oder gibt Hoffnung auf höherklassigen Fußball auf

Sportdezernent Andreas Kimpel schlägt vor, die Investitionen bis 2016 zu strecken. | © FOTO: JENS DÜNHÖLTER

13.12.2013 | 13.12.2013, 08:05

Gütersloh. Damit der FC Gütersloh weiter im Heidewaldstadion spielen kann, wird die Stadt bis 2016 mindestens 570.000 Euro investieren müssen. Dieser Betrag ist notwendig, um allein die Anforderungen der Bauordnung zu erfüllen. Hinzu kommt, allerdings erst mittelfristig, eine von der Stadt noch nicht näher bezifferte Summe für die Verkehrssicherungspflicht.

In einer Sitzungsvorlage für den am Dienstag nächster Woche tagenden Sportausschuss macht die Stadt deutlich, dass sie zum Handeln gezwungen ist. Die "Verordnung über den Bau und Betrieb von Sonderbauten", kurz Sonderbauverordnung (SBauVO), ist bereits seit November 2009 in Kraft, die Übergangsfrist zur Anpassung des Stadions längst abgelaufen. "Es besteht eine Anpassungspflicht", macht Sportdezernent Andreas Kimpel klar. "Für den Weiterbetrieb des Stadions müsse diese Maßnahmen sukzessiv und zeitnah umgesetzt werden."

Information

Lange Geschichte

Die Sportstätte wurde 1932 gebaut und ein Jahr später als Adolf-Hitler-Kampfbahn eröffnet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Stätte in Heidewaldstadion umbenannt.

1972 wurde das Stadion renoviert und 1996 -98 an die Anforderungen des Zweitliga-Fußballs angepasst.

Es fasst 12.500 Zuschauer, ist aber derzeit wegen Brandschutz auf 8.416 limitiert.

Eigentümer des Stadions ist die Gütersloher Schützengesellschaft.

Die Schützen haben das Stadion an die Stadt verpachtet. Der Pachtvertrag läuft am 31. Juli 2019 aus, es gibt eine Verlängerungsoption für weitere 50 Jahre.

Die Stadt zahlt den Schützen derzeit einen Pachtzins von knapp 10.000 Euro.

Die Stadt stellt das Stadion dem FC Gütersloh kostenlos zur Verfügung, der FCG hat dafür Aufgaben zu erfüllen und trägt auch die Energiekosten.

Kimpel und die Stadtverwaltung empfehlen, das Stadion sicherheitstechnisch auf dem Stand der Viertliga-Tauglichkeit zu halten. Derzeit spielt der FC Gütersloh in der Ober- und damit in der fünften Liga. Er steht besser da als erwartet, aber ein Aufstieg in die Regionalliga gilt als illusorisch. Für den Umfang der Investitionen macht das laut Stadt ohnehin kaum einen Unterschied. Die Belange der baulichen und technischen Sicherheit nach SBauVO, im wesentlichen den Brandschutz folgend, würden analog auch auf die fünfte Liga und auf Stadien mit geringeren Fassungsvermögen angewendet.

Die Stadt betont, dass die kalkulierten Baukosten von 566.000 Euro allein für Maßnahmen zur Anpassung an die SBauVO fällig sind. "Es sind ausdrücklich keine Maßnahmen enthalten, die auf eine Verbesserung des Stadionkomforts und das Nebenraumprogramm gerichtet wären", schreibt Kimpel. Einsparungen ließen sich lediglich erzielen, wenn mit Block IV ein kompletter Zuschauerbereich gesperrt werde. Dann würde es um 60.000 Euro billiger. Die Sperrung dieses Blocks hätte freilich zur Folge, dass künftig nur noch maixmal 8.000 Zuschauer dort ein Fußballspiel sehen können. Derzeit bietet das Stadion 12.500 Plätze (davon 1.146 überdachte), wobei aktuell in der Übergangszeit und aufgrund von Brandschutzbestimmungen die Kapazität auf 8.416 begrenzt ist. Setzt die Stadt der Vorgaben der SBauVO um und sperrt keine Blocks, betrüge das Fassungsvermögen künftig 10.550.

Bei den 566.000 Euro für die Vorgaben der Bauordnung wird es laut Stadt jedoch nicht bleiben. Sie sieht "weiteren dringenden Handlungsbedarf", was die Verkehrssicherungspflicht anbetrifft. Dabei geht es um die Stehstufen in den Tribünenkurven. 1972 in den aufgehäuften Sand gesetzt, haben sie sich im Laufe der Jahrzehnte gelockert und verlagert, so dass sie an vielen Stellen zu Stolperfallen geworden sind. Obwohl die Stadt in der Vergangenheit bereits etliche Stufen hat abschleifen und anschrägen lassen, ist nun "mittelfristig eine grundlegende Sanierung beziehungsweise Erneuerung der Stehränge unumgänglich", heißt es in der Sitzungsvorlage. Ein Austausch einzelner Stufen sei wegen des Verbundsystems nicht möglich. Auf der Gegengeraden, wo die Stehplätze auf dem Stahlbetonskelett der Stadtschützen-Schießbahn verankert sind, gebe es dieses Problem nicht.

Wie teuer die Sanierung der Kurven-Stehränge werden könnte, ist nach Auskunft von Wilhelm Kottmann, Fachbereichsleiter Kultur und Sport, bislang nicht ermittelt. "Hier schon eine Summe zu nennen, wäre nicht seriös. Das müssen sich erst Fachleute ansehen."

Kottmann sagte, es könne sinnvoll sein, die Stehränge 2016, zusammen mit dem Einbau der neuen Wellenbrecher, zu sanieren. Dafür brauche es freilich die Aussage der Gütersloher Politik, dass man die Kurven als Zuschauerränge erhalten wolle. Entscheide sie sich, das Fassungsvermögen auf unter 5.000 Zuschauer zu begrenzen, könne man gegebenenfalls auf eine Sanierung der Kurven verzichten.