
Gütersloh. Regen, Regen, Regen. Kaum Sonnenlicht. In den vergangenen Wochen konnte man den fast Eindruck gewinnen, Gütersloh liegt am Polarkreis - wenn es nur nicht so warm wäre. Winterdepression ist ein geläufiges Phänomen in der Medizin, Schmuddelwetter-Blues trifft es im Augenblick noch besser. Aber es gibt einige Orte in Gütersloh, die die Stimmung aufhellen - und reichlich besucht werden.
SAUNA
Oktober bis März ist traditionell die Zeit, in der die meisten Gäste in der Welle schwitzen. "Aber bei dem Regen haben wir jetzt noch mehr Besucher als üblich", sagt die Marketing-Beauftragte Sylvia Küper. Dies gilt auch für das Schwimmbad, gerade am Wochenende ein beliebtes Ziel für Familien. Am Sonntag zählten Sauna und Freizeitbereich 1.550 Gäste. "Sehr gut gefüllt", sagt Küper.
KINO
Mit Blick auf das Geschäft könnte für Mario Engelhardt, Leiter des Cinestars, das Schmuddelwetter ewig bleiben. "Natürlich gehen da mehr Leute ins Kino als in den Sommermonaten", sagt er. Der Peak zur Weihnachtszeit sei zwar überschritten, aber trotzdem freut er sich über überdurchschnittlich volle Säle. Renner sind derzeit "Der Hobbit" und immer noch "Skyfall". Aber auch "Jack Reacher" komme gut an. "Eigentlich gibt es derzeit keinen Flop", sagt er. Bambi-Geschäftsführer Oliver Groteheide bestätigt den Trend. "Jesus liebt mich" habe seine Erwartungen weit übertroffen. Generell möchte er für sein Programmkino aber keinen Zusammenhang zwischen Wetter und Besuchszahlen herstellen: "Zu uns kommen die Leute wegen der Filme." Einen positiven Einfluss hat der Winter aber auf seine Einnahmen: "Viele Kinder feiern bei uns ihren Geburtstag.
GASTSTÄTTE
Ein geselliger Abend mit Freunden sorgt für gute Laune. Jürgen Vogelpohl, Inhaber der Gaststätte Bermpohl, hat jedenfalls eine ähnliche Beobachtung gemacht: "Wenn das schlechte Wetter anfängt, bleiben die Leute erst einmal zu Hause. Bleibt es lange mies, wird ihnen langweilig, und sie suchen Abwechslung in der Kneipe." So wie jetzt, sein Geschäft laufe besser als in den generell umsatzschwachen Wintermonaten üblich. "Im Sommer haben die Leute mehr Durst", sagt er.
SONNENSTUDIO
Die Bestrahlung mit künstlichem Licht gilt als beliebter Ersatz für die natürliche Sonne. Wegen möglicher Gesundheitsrisiken sind die UV-Strahlen aber in Verruf geraten. "Die Kunden sind weniger geworden", sagt Heike Berger, Leiterin des Studios Top-Sun. Derzeit verzeichnet sie ein gutes Geschäft. "Im Januar kommen immer viele Leute", sagt sie. Nicht nur, um den Teint zu verdunkeln: "Sondern auch als Mittel gegen Depressionen." Gesprochen werde über dieses Thema aber selten. Als Therapie empfiehlt sie, sich einmal pro Woche 20 Minuten unter eine Bank mit leichter Intensität zu legen. "Ich achte darauf, dass es die Leute nicht übertreiben", sagt sie.
STADTPARK
Eine Weisheit besagt: Es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur die falsche Kleidung. Und so drehen die beiden Walking-Gruppen der DJK Gütersloh im Stadtpark ihre Runden, egal ob es regnet oder schneit. Für die selbstständige Nordic-Walking-Trainerin Elke Sperling beginnt die Kernsaison nach den Osterferien, aber auch derzeit führt sie jeden Montag eine Gruppe an. "Bei mir kommen die Leute ins Schwitzen", sagt sie. Hauptsächlich seien es Frauen im Alter von 35 bis 50 Jahren, die die gemeinsame Bewegung an der frischen Luft schätzen.
Dr. Georgios Mantikos, stellvertretender Leiter der Gütersloher Bernhard-Salzmann-Klinik, hat einen einfachen Tipp, um trotz miesen Wetters bei Laune zu bleiben: "Jeder sollte das machen, was er am liebsten macht." Individuell sei dies unterschiedlich, im Allgemeinen rät er aber zu entspannungsfördernden Tätigkeiten. "Yoga, autogenes Training oder ein Saunabesuch schaden auf keinen Fall." Auch ein Spaziergang sei immer gut, selbst Kino und Kneipe können das Wohlbefinden steigern. Dem Solarium steht er skeptisch gegenüber: "Wenn, dann nur in Maßen." Einen positiven Einfluss spricht er dagegen der medizinischen Lichttherapie zu, wie sie bei Ärzten und Krankenhäusern angeboten werde. Sie könne als Therapie helfen, wenn eine Depression zugeschlagen hat. (cab)