Gütersloh. Der geschäftsführende Gesellschafter von Miele, Reinhard Zinkann (53), ist vor den Traualtar getreten. Zinkann heiratete am Samstag in der Gütersloher Kirche St. Pankratius seine Verlobte, die Hamburger Ärztin und Psychotherapeutin Amélie von Wallenberg Pachaly (41).
Es war eine überaus festliche Zeremonie. Viele hochrangige Vertreter des deutschen Adels und der Wirtschaft waren gekommen, um das Brautpaar auf dem Weg in den neuen Lebensabschnitt zu begleiten. Die Herzogin Elisabeth in Bayern zählte mit Gemahl Daniel Terberger (Katag-Gruppe) ebenso zu den Gratulanten wie die Familien Oetker, Miele, die Eheleute Stickling, Scheipermeier (Nobilia), Gehring sowie Angehörige der Adelshäuser Schwerin und Praschma. Rund 500 Gäste füllten die dreischiffige, neoromanische Basilika, die mit Schleierkraut, Kugelbäumen und Asparagus umbellatus wunderschön ausgeschmückt worden war.
Mönch und Diplom-Kaufmann
Der Benedektinermönch Stephan Schröer (72), ehemaliger Abt der Abtei Königsmünster in Meschede, ist ein Freund der Familie Zinkann.Beide pflegen gute Beziehungen zum Familienunternehmen Falke (Socken), bei dem Reinhard Zinkann Vorsitzender des Aufsichtsrates ist.
Schröer ist einer breiten Öffentlichkeit bekannt. So trat er mehrmals mit Campino, Sänger der Gruppe "Die Toten Hosen", in Talkshows im Fernsehen auf. Bekannt ist er auch für seine Vorträge über ethische Unternehmensführung.
Erfolgreiche Unternehmer, so Schröer, vertrauen Grundsätzen, die aus dem Kloster stammen. Im Regelwerk des Benedektiner-Ordens sei vieles enthalten, was Führungskräften im betriebswirtschaftlichen Alltag helfe. Eine Werteorientierung zahle sich für Unternehmen langfristig aus, das sei wissenschaftlich erwiesen.
In seinen Vorträgen geht es oft um das Verhältnis zwischen Chef und Mitarbeiter. Für Schröer gehören Respekt und Wertschätzung beim täglichen Umgang genauso dazu wie Offenheit in Gesprächssituationen. Bevor er in den Orden eintrat, studierte er Volkswirtschaft. (ost)
Der Gottesdienst war ein ökumenischer. Zelebriert wurde er von Stephan Schröer, dem Altabt der Benediktinerabtei Königsmünster, Pastor Johannes Kudera (wie Zinkann ein Mitglied des Malteser-Ritterordens) und den Pfarrern Elmar Quante (kath. Gemeinde St. Pankratius) und Christian Feuerbaum (ev. Gemeinde Gütersloh). Musikalisch bereichert wurde das Brautamt durch den Städtischen Musikverein, dessen Vorsitzender und Förderer Zinkann ist. Gespielt wurden Schubert, Bach und Händel.
Ein strahlend blauer Himmel überspannte den Kirchhof, als Brautleute und Trauzeugen in BMW-Cabrios aus der Sammlung des Oldtimer-Liebhabers Zinkann vorfuhren. Die Braut Amélie bezauberte mit einem klassischen Auftritt; sie trug ein elegantes weißes Kleid, zurückhaltend mit floralen Motiven durchwirkt, und eine weiße Schleppe. Ihr Vater Gotthard von Wallenberg geleitete sie zum Altar. Auch andere Mitglieder der weitverzweigten Adelsfamilie, deren Spuren unter anderem ins vergangene Jahrhundert zu einem Bankhaus nach Breslau führen, waren zugegen.
Von Amélie von Wallenberg Pachaly wurde auch zur Vermählung wenig bekannt, außer dass sie in Hamburg eine Praxis für Kinder- und Jugendpsychotherapie betreibt. Die 41-Jährige war erstmals vor einem Jahr bei einer Oetker-Hochzeit an der Seite des Miele-Gesellschafters aufgetreten. Für Zinkann, Vater eines Sohnes, war es die zweite Hochzeit. Die erste Verbindung mit der Architektin Irma Freiin Groß von Trockau war kirchenrechtlich annulliert worden.
Die Trauzeremonie am Samstag wurde von Altabt Schröer vorgenommen, der auch die Predigt hielt. Der Benediktiner sprach darüber, was es bedeutet, in Freiheit und Liebe zu leben, und übertrug dieses Bild auf die Ehe. Beide Brautleute, der Katholik Zinkann und die Protestantin von Wallenberg, gelten als Menschen, die vom christlichen Glauben durchdrungen sind. Ursprünglich hatte der Gottesdienst in Marienfeld gefeiert werden sollen; die Abteikirche erwies sich jedoch als zu klein, um alle Gäste zu fassen. Als Trauzeugen fungierten Ruth Baunach, Caroline Droste zu Vischerin, Diana Kissmann, Thomas Fröscher, Bernd Henke, Rainer Graf Praschma, Carl Wallenberg Pachaly und Hubertus Graf von Wedel. Als die Hochzeitgesellschaft aus der Kirche trat, ging sie durch ein Spalier von Angehörigen der Miele-Werksfeuerwehr, die erfolgreich Sorge für einen gelungenen Ablauf der Zeremonie trug.
Nach der Trauung begab sich die Hochzeitsgesellschaft auf den Weg zur Klosterpforte nach Marienfeld - allen voran Reinhard Zinkann und Amélie in einem tanngrünen BMW 335, Baujahr 1939. Auf dem Beifahrersitz nahm Zinkanns Sohn Felix Platz, gelenkt wurde der Wagen von Konstantin Schlottauer. Den Abschluss der Karawane bildete ein BMW 319 (Bj. 1939), gefahren vom langjährigen Familienchauffeur Theo Rhode.
In Marienfeld mussten die Gäste, unter ihnen Heinz Dürr, ehemaliger Vorstand der Deutschen Bundesbahn, und Eduard Dörrenberg, Chef der Unternehmensgruppe Dr. Wolff ("Alpecin"), nicht lange warten, bis das Mittagessen aufgetragen wurde. Während abends zuvor der Knabenchor Gütersloh gesungen hatte, spielte nun das Jugendmusikkorps Avenwedde auf.
Wohin die Hochzeitsreise führt? "In den Harz nach Sorge und Elend, damit wir danach in Frieden miteinander leben können", hatte Zinkann vor ein paar Tagen bemerkt, offenbar irritiert vom Trubel um seine Vermählung. Das freilich müsste sich auch durch Ansteuern anderer Ziele bewerkstelligen lassen - bei so viel privatem Glück.