Gütersloh. Grazil und leicht verspielt hält sie das rechte Bein hoch und reinigt ihren Fuß: die "Fußwaschende" in der Spiekergasse. Vor der Neuen Westfälischen und anderen Geschäften hat die Skulptur des Bildhauers Herbert Volwahsen seit 1984 ihren Platz. Ursprünglich zierte sie allerdings den Brunnenhof des Städtischen Gymnasiums - und dorthin soll sie auch zurück. So schlägt es ein Bürgerantrag an die Stadt Gütersloh vor.
Passend zum Jubiläum der Schule, die vom 13. bis 21. September ihren 125. Geburtstag feiert, soll die "Fußwaschende" zurückkehren. Karl-Heinz Becker, der Initiator des Bürgerantrags, möchte sich dann gerne feierlich "enthüllen". Becker, ein früherer Lehrer am SG, spricht im Rückblick auf die Geschichte der Brunnenplastik gar von Kunstraub. "Sie ist uns gestohlen worden", sagt er. Später habe sie in der Spiekergasse einen Platz gefunden, an dem sie "vollkommen versenkt worden sei". In dieser Lage sei sie nur eine "vernachlässigte Randexistenz".
Als im Jahre 1962 der Beschluss zur Neubauplanung des Gymnasiums erging, wurde auch ein Wettbewerb ausgeschrieben zu "Kunst am Bau". Ein gewisser Anteil an der Bausumme musste danach in Kunst investiert werden, erläutert Becker. Demnach gehöre die "Fußwaschende" schon rein rechtlich zum SG. Ein wichtiges Argument für eine Rückholaktion sei aber, dass der Künstler seine Arbeit ausschließlich für den Standort im Brunnenhof der Schule geschaffen habe. Die Witwe des Künstlers, der mit einem Bronzerelief an der Außenwand der Evangeliumskirche eine zweite Arbeit für Gütersloh geschaffen hat, habe sich über den gewünschten Umzug "sehr positiv geäußert", sagt Becker. Neben dem SG gebe es zudem kulturelle Organisationen, die eine Rückkehr des Volwahsen-Werks unterstützten.
Aufgestellt wurde die Skulptur in den Jahren 1965 und 1966 in einem großen Brunnen. Da im Jahr 1967 die Koedukation von Jungen und Mädchen eingeführt wurde - bis dahin war das SG das Städtische Neusprachliche Mädchengymnasium - hat die Skulptur für Becker sogar einen symbolischen Wert als Verkörperung einer gewissen Öffnung.
Allerdings wurde die schlanke Metallarbeit regelmäßig beschädigt und sogar umgeknickt. Bis sie nach einer Reparatur im Jahr 1984 schließlich in der Spiekergasse aufgestellt wurde. An einem Ort, an dem sie aus Sicht von Siegfried Bethlehem, Leiter des Städtischen Gymnasiums, "nicht wahrgenommen" wird.
Bethlehem unterstützt Beckers Anliegen, was nicht überrascht. Er würde die "Fußwaschende" aber gerne wieder zwischen den verschiedenen Gebäudeteilen sehen. "Einfach, weil das Objekt zu unserer Schule gehört." Bethlehem betont aber, dass er einen solchen Antrag im Namen der Schule aus Befangenheit selbst "ausdrücklich nie gemacht hätte".
Der Bürgerantrag zum Umzug der "Fußwaschenden" steht Montag, 16. Januar, im Hauptausschuss (Rathaus, 17 Uhr) auf der Tagesordnung. Die Stadt schlägt vor, die Beratung und Entscheidung zunächst an den Kulturausschuss zu verweisen.