GÜTERSLOH

Im Dornröschenschlaf

Altes Parkhotel verfällt / Bezirksregierung beruft Vorsitzenden der Deutschen Demenz-Stiftung ab

Stiftungsgründer Stefan Roggenkamp soll keine vollständigen Rechenschaftsberichte abgegeben haben. | © FOTO: VORNBÄUMEN

19.11.2011 | 19.11.2011, 00:00

Gütersloh. Sie trägt den schönen Namen "Vergissmeinnicht". Doch viereinhalb Jahre nach ihrer Gründung ist die Deutsche-Demenz-Stiftung, die in Gütersloh ein Heim betreiben und alternative Betreuungsformen für Demenzkranke entwickeln wollte, selbst ins Vergessen geraten. Mehr noch: Es wird immer fraglicher, ob sie jemals ihre Arbeit aufnehmen wird.

Den Gründer der Stiftung, den Unternehmer Stefan Roggenkamp, hat die Bezirksregierung Detmold nun als Vorsitzenden abberufen - ein Mittel, zu dem die Stiftungsaufsicht nur selten greift. "Wir haben diesen Schritt für geboten gehalten", sagt Regierungsdezernent Volker Friese. Als Notvorstand wurde Rechtsanwalt Thomas Wesendahl aus dem sauerländischen Sundern eingesetzt.

Wesendahl, 60 Jahre alt, ist erfahren im Umgang mit Stiftungen. "Herr Roggenkamp war überfordert mit der Aufgabe", sagte Wesendahl. Rechenschaftsberichte, die Roggenkamp der Stiftungsausicht übermittelte, seien unvollständig gewesen, Unterlagen hätten gefehlt. Den gemeinnützigen Zweck, den die Stiftung für sich reklamiere, habe sie bislang nicht erfüllt.

Die Pläne der Stiftung, im alten Parkhotel in Gütersloh-Sundern eine Pflegeeinrichtung zu etablieren, seien gescheitert, sagte Wesendahl. "Ich glaube kaum, dass dieser Plan noch realisierbar ist. Dafür hat die Stiftung kein Geld." Seit einigen Jahren steht das historische Fachwerkhaus (einer der Balken trägt die Jahreszahl 1638) leer. Rund um das Gebäude wuchert das Grün, die Fenster sind verhangen.

Der Verein Daheim, der die Einrichtung betreiben wollte, hat sich bereits vor Jahren von dem Projekt verabschiedet. Geschäftsführer Burkhard Kankowski: "Das Thema ist für uns abgehakt." Er habe damals recht bald den Eindruck gewonnen, dass die Stiftung öffentlich großen Wirbel mache, de facto aber nicht ihre Arbeit aufnehme.

Unter großer Medienbegleitung hatte Roggenkamp die Stiftung 2007 gegründet. Der damals 37-Jährige erzählte eine anrührende Geschichte: Für seine Mutter, die mit 60 Jahren an Demenz erkrankt sei, habe er keine gute, bezahlbare Form der Pflege gefunden; daher habe er sich entschieden, seinen Beruf als Investmentbanker aufzugeben und die Stiftung zu gründen. Im großen Salon des Parkhotels nahm er von Regierungspräsidentin Thomann-Stahl die Stiftungsurkunde entgegen.

Roggenkamp sagte, er wolle im Gebäude des alten Parkhotels eine neue, bundesweit modellhafte Pflegeeinrichtung schaffen. 1,4 Millionen Euro habe er für die Immobilie bezahlt - eine Summe, die die Geno, Immobilientochter der Volksbank, indes anzweifelt. "Er hat vermutlich D-Mark gemeint", sagt Geno-Geschäftsführerin Heike Winter. Seit einigen Tagen hat Winter das Objekt auf dem Tisch. Sie warte noch auf das offizielle Verkaufsmandat von Wesendahl, habe aber bereits erste Gespräche geführt. Haus (388 Quadratmeter) und Grundstück (1.900 Quadratmeter) seien wunderschön, sie könne sich vielerlei Nutzungen vorstellen. Durch den Leerstand sei die Immobilie aber nicht wertvoller geworden.