Kreis Gütersloh. Landrat Sven-Georg Adenauer ist ein halber Schwede. Denn der Enkel des ersten deutschen Bundeskanzlers Konrad Adenauer hat eine schwedische Mutter: Ulla Britta, die Ehefrau von Dr. Georg Adenauer. So liegt es nahe, dass der 51-jährige Landrat eine starke emotionale Bindung zu Schweden hat. Als Kind verbrachte er regelmäßig seine Ferien in dem skandinavischen Land. Eines gehörte immer untrennbar dazu: Die Kalmar-Wurst", deren Rezeptur von Adenauers Vorfahren erfunden wurde.
Das ist bis heute so geblieben. Jedes zweite Jahr in den großen Ferien macht sich Adenauer mit Ehefrau Carola und Söhnchen Jan (7) für mindestens zwei Wochen nach Småland im Süden Schwedens auf, dessen Naturschönheit durch die Kinderbücher von Astrid Lindgren bekannt wurde. Er liebt es, dort zu angeln, die Ruhe, die Weite und die Natur zu genießen.
An einem kleinen See im Süden Schwedens verbringt die Familie eine unbeschwerte Ferienzeit. Die Kalmar-Wurst, die nur ein paar Kilometer entfernt in einer Fleischwarenfabrik in der 40.000-Einwohner-Stadt Kalmar hergestellt wird, ist immer dabei. Denn die liebt Sven-Georg Adenauer heiß und innig. "Der Geschmack erinnert mich an meine Kindheit. Als kleiner Junge bin ich oft von Rhöndorf in die Ferien nach Schweden gefahren", erinnert der Landrat, "es war immer eine schöne Zeit".
Sie hat ihn bis heute geprägt. Immer wenn sich der Urlaub dem Ende zuneigt, klappert Sven-Georg Adenauer die Geschäfte in den umliegenden Ortschaften ab, um sich mit der geliebten Kalmar-Wurst einzudecken. Mindestens zehn Exemplare hat er dann im Gepäck, wenn er in den "besten Kreis der Welt" zurückkehrt. Mehr geht nicht. Schon das Haltbarkeitsdatum schiebt einer größeren Bevorratung einen Riegel vor. In der Familie, bei Freunden und Bekannten findet er stets dankbare Abnehmer für die "Kalmarkorv", wie die Wurst auf Schwedisch heißt.
All das wäre eigentlich nicht der Rede wert. Aber: Die Kalmar-Wurst ist auch ein Stück Familiengeschichte. Denn es waren zwei Urgroßtanten von Sven-Georg Adenauer, die vor vielen Jahren das Urrezept kreierten. "Es ist bis heute ein gut gehütetes Geheimnis", sagt der Landrat. Es ist der besondere Geschmack, den die Familie Adenauer so schätzt. Die Schweden-Wurst ist stark geräuchert, der leichte Beigeschmack von Cognac verleiht ihr eine besondere Note.
Eigentlich müsste diese schwedische Spezialität auch hierzulande eine Fangemeinde finden, dachte sich Adenauer schon vor Jahren und ließ die Kalmar-Wurst bei einem heimischen Metzger analysieren. Die Antwort der Experten war eher ernüchternd: Eine Wurst mit dieser ungewöhnlichen Geschmacksnote sei auf dem hiesigen Markt kaum zu verkaufen, hieß es.
Die gute Resonanz bei den Freunden und Nachbarn, die bei Festen im Hause Adenauer bei den Schwedenhappen stets gerne zugreifen und den unverwechselbaren Geschmack der "Kalmarkorv" loben, lässt Adenauer glauben, dass die schwedische Spezialität auch in Westfalen Abnehmer finden würde – vielleicht unter dem Namen "Adenauer-Wurst". Der Landrat schnalzt mit der Zunge: "Besonders gut schmeckt sie auf Knäckebrot mit salziger Butter".