Gütersloh

Planstellen für Klinikärzte unbesetzt

Chefarzt vermisst Verständnis bei Tarifverhandlungen

10.04.2010 | 10.04.2010, 00:00
Hans-Jürgen Schröder. - © FOTO: RVO
Hans-Jürgen Schröder. | © FOTO: RVO

Gütersloh (ai). Dr. Hans-Ulrich Schröder, Chefarzt der Unfallchirurgie am Klinikum Gütersloh, bedauert, dass die Verhandlungen zwischen Marburger Bund und den kommunalen Arbeitgebern vorerst gescheitert sind. "Wir hätten uns mehr Verständnis für unsere Forderungen gewünscht."

Schröder ist Beisitzer im Landesvorstand für Nordrhein-Westfalen/Rheinland-Pfalz des Marburger Bundes. In dem größten Verband der Ärztegewerkschaft sind alle der rund 120 Ärzte des Klinikums organisiert , Mitglieder der Gewerkschaft Verdi gibt es laut Betriebsratsvorsitzendem Hermann Lichtsinn nicht.

Schröder sprach vor allem die unnachgiebige Haltung der Arbeitgeber bei den Forderungen zum Bereitschaftsdienst an. Bislang sei es so, dass Bereitschaftsdienst nicht zusätzlich vergütet werde. "Das ist in der deutschen Wirtschaft wohl einmalig", sagte Schröder. Wenn ein Arzt im Bereitschaftsdienst sei, der in der Regel mittags beginne um am nächsten Morgen um acht Uhr bei der Übergabe ende, und er am Wochenende oder hohen Feiertagen mit hoher Verantwortung für die Patienten im Einsatz sei und trotzdem nur seine normale Stundenpauschale erhalte, dann sorge das selbstverständlich für Missmut.

Auch das (noch nicht einmal schriftlich formulierte) Angebot der kommunalen Arbeitgeber, die Gehälter um 2,9 Prozent zu erhöhen, sei bei genauer Betrachtung nicht diskutabel. "Beziehen wir die Laufzeiten und andere Konditionen mit ein, dann bleiben ganze 1,13 Prozent für dieses Jahr über", sagt Schröder.

Dass die Kommunen finanziell ausgeblutet seien, sei ihm selbstverständlich auch bekannt. Schröder rechnet allerdings vor, dass in Deutschland 2009 5.000 Planstellen für Ärzte nicht besetzt worden seien, der Personaletat also nicht ausgeschöpft wurde.
Allein in der Chirurgie des Klinikums Gütersloh seien zwei Oberarzt- und drei Assistentenstellen vakant. Angesichts der Bedingungen, unter denen Ärzte an deutschen Krankenhäuser mitunter arbeiteten, seien die Abwanderungsbestrebungen ins Ausland nachvollziehbar.
Schröder verweist zudem auf den für die Hamburger und Berliner Ärzteschaft vom Marburger Bund erzielten Tarifabschluss von 4 bis 4,5 Prozent Gehaltserhöhung hin.

Je nach Ausgang der Urabstimmung rechne man auch in Gütersloh für Mitte Mai mit einem Streik. Schröder betont jedoch: "Wir sind jederzeit zu Verhandlungen bereit."