GÜTERSLOH

Die Tugenden des Schwaben

Klaus-Thomas Kronmüller neuer Ärztlicher Direktor an der LWL-Klinik

Klaus-Thomas Kronmüller, gebürtiger Stuttgarter, wurde gestern offiziell in der LWL-Klinik begrüßt. Zunächst für sechs Jahre wird die 600-Betten-Klinik als Ärztlicher Direktor leiten. | © FOTO: RAIMUND VORNBÄUMEN

11.02.2010 | 11.02.2010, 00:00

Gütersloh. Wolfgang Kirsch, Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, brauchte in seiner Ansprache fast eine Viertelstunde, um sämtliche Qualifikationen aufzuzählen. Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Ausbildung in Tiefenpsychologie, Dozent und Supervisor, Geschäftsführender Oberarzt, Fortbildung im Management: Die berufliche Karriere von Klaus-Thomas Kronmüller ist beachtlich. Als Ärztlicher Direktor einer 600-Betten-Klinik hat er sie gekrönt - vorerst.

Gestern wurde Kronmüller mit einem Empfang in der Klinik offiziell vor zahlreichen Gästen begrüßt. Kirsch tritt die Nachfolge von Ingrid Börner an, die im November in den Ruhestand ging. Kirsch sprach von großen Fußspuren, die die langjährige Ärztliche Direktorin hinterlassen habe. Börner hatte unter anderem mit der Behandlung von depressiven Erkrankungen einen neuen Schwerpunkt gesetzt und sich dem Aufbau eines Zentrums für Altersmedizin gewidmet.

Kronmüller wird Erreichtes bewahren, aber auch neue Akzente setzen. Der 44-Jährige widmete sich an der Heidelberger Universitätsklinik der Entwicklung innovativer Therapieansätze, insbesondere in den Bereichen Depression, Schizophrenie, Persönlichkeitsstörungen und familienorientierten Beratungsangeboten.

Im NW-Gespräch erklärte er , sich hier in Gütersloh für eine stärkere Integration der Psychotherapie in die Psychiatrie einzusetzen. Hier seien zwar Angebote vorhanden, doch sie könnten optimiert werden. Die Psychotherapie gewinne einen immer höheren Stellenwert, weil man erkannt habe, dass die medikamentöse Behandlung ihre Grenzen habe. Eine Kombination sei sinnvoll.

Kronmüller wird selbst weiter praktizieren. Den Kontakt zur Praxis möchte er auf keinen Fall verlieren. "Was man nicht mehr kennt, kann man auch nicht managen."

Zum wachsenden Kostendruck auch auf die Kliniken des Landschaftsverbandes, äußerte er sich zurückhaltend: "Man wird genau schauen müssen, was unwichtig und was wichtig ist." Auf die Tugenden des gebürtigen Stuttgarters spielte Kirsch an, auf das sparsame Wirtschaften und den Fleiß. "Die Schwaben haben also viel mit den Westfalen gemeinsam."

Landrat Sven-Georg Adenauer gab als gebürtiger Rheinländer Nachhilfeunterricht. Kronmüller sollte keineswegs therapeutische Maßnahmen einleiten, wenn er auf die höfliche Frage nach dem Befinden die Antwort erhalte: "Nutzt ja nix." Auch er habe lernen dürfen, dass der Ostwestfale diese minimalistischen Dialoge als auskömmlich betrachte.