Unter Strom

Stadtwerke bieten Praxistest dreier Fahrzeuge mit Elektroantrieb auf dem Berliner Platz

Energieberater Uwe Pöppelmann und Geschäftsführer Lorenz Siepe von den Stadtwerken Gütersloh. Vor dem Infozelt parkt der Elektro-Kleintransporter. | © FOTO: RAIMUND VORNBÄUMEN

23.06.2009 | 23.06.2009, 12:39

Gütersloh. Hohe Anschaffungskosten, langsamer Antrieb und keine Stromtankstellen im Kreis Gütersloh - es gibt viele Argumente gegen Elektroautos. Trotzdem werben die Stadtwerke auf dem Berliner Platz für den Antrieb aus der Steckdose. Neben der Umweltschonung haben die Stimmungsmacher für E-Fahrzeuge vor allem ein Argument: Im Vergleich zu Benzin ist Strom unschlagbar günstig. Bei vielen Radfahrern sind E-Motoren bereits beliebt.

In Großbritannien fahren Milchmänner seit Jahrzehnten mit Elektroautos. Und auch in Indien oder China sind die E-Fahrzeuge beliebt. Doch in Gütersloh gibt es noch keine Handvoll . "Wir Deutschen sind noch nicht gewohnt, in andere Mobilitätssysteme zu wechseln", sagt Uwe Pöppelmann, Energieberater der Stadtwerke (SWG). So ein E-Auto ist nicht für Autobahnfahrten geeignet. Spätestens nach 100 Kilometern muss der schwarze Jeep der Stadtwerke wieder aufgeladen werden - und hängt dann mehrere Stunden an der Steckdose.

Dafür schlägt eine Akkuladung mit nur 60 Cent zu Buche. SWG-Geschäftsführer Lorenz Siepe schlägt zahlreiche Einsatzmöglichkeiten in Gütersloh vor: Die Straßenreinigung etwa arbeite mit Strom leiser und stoße keine dreckigen Abgase aus. Auch zu Boten- oder Apothekendiensten mit kurzen Wegen würden E-Fahrzeuge passen. Und sogar im öffentlichen Nahverkehr, im Anschluss an eine Bus- oder Bahnfahrt, könne die Stadt E-Fahrzeuge anbieten. Die SWG will mit gutem Beispiel vorangehen: Auf dem Firmengelände soll bald eine "Zapfsäule" für Strommotoren stehen.

Im Gegensatz zu Elektroautos sind E-Räder auch in Gütersloh verbreitet. Die gehbehinderte Seniorin Erika Garthe nutzt die Technik seit acht Jahren: "Ohne Elektrorad wäre es schwer, die Enkel zu besuchen", sagt die 66-Jährige. Händler Jürgen Reipschläger sind die E-Räder in den vergangenen Sommern regelmäßig ausgegangen: "Wir verkaufen auch an Anzugträger, die nicht verschwitzt zur Arbeit kommen wollen." Der Mittelständler hat einen Kunden, der mit dem Elektrorad täglich nach Bielefeld pendelt. Vom TÜV abgenommene E-Räder schaffen locker 45 km/h.

Ob Vier- oder Zweirad - Strommotoren werden ihre Nische finden. Davon ist SWG-Praktikant Lopez Sommer überzeugt, der interessierten Güterslohern die Technik auf dem Berliner Platz erklärt: "Aber verdrängen wird der Antrieb Benzin- oder Dieselmotoren in den nächsten 30 Jahren sicher nicht."