Neonazi Schönborn in Thüringen aktiv

Sonnenwendfeier und Kameradschaftstreffen am Wochenende geplant

18.06.2009 | 18.06.2009, 00:00
Meinolf Schönborn. - © FOTO: TU
Meinolf Schönborn. | © FOTO: TU

Kreis Gütersloh. Der mehrfach vorbestrafte Neonazi Meinolf Schönborn ist aktiver, als viele Experten seit Jahren angenommen haben. Er beschäftigt nun nicht nur die heimische Polizei und Justiz. Inzwischen ist der frühere Anführer der verbotenen Nationalistischen Front auch in Ostdeutschland ins Visier der Behörden geraten. Am kommenden Wochenende dürfte der 54-Jährige in Erfurt unter besonders scharfer Beobachtung stehen.

Schönborn hat im Internet für Samstag zu einer "kameradschaftlichen Feier" aus Anlass der Sommersonnenwende in die Nähe von Thüringens Landeshauptstadt eingeladen. Nach Auskunft des zuständigen Landeskriminalamtes (LKA) organisierte Schönborn bereits im Dezember ebenfalls in Erfurt ein "Julfest", eine Feier zur Wintersonnenwende.

Den genauen Veranstaltungsort für das kommende Wochenende hält Schönborn noch geheim. Er werde, so ist nachzulesen, kurz vorher nur den Teilnehmern bekannt gegeben, die sich mit vollständiger Anschrift verbindlich angemeldet haben.

Wie der Erfurter LKA-Sprecher Uwe Geisler auf Anfrage bestätigte, ist offenbar ein Privatgelände vorgesehen. Daher seien den Behörden auch die Hände gebunden, zumal Sonnenwendfeiern ohnehin nicht ausschließlich von Rechtsextremisten für ihre Propaganda genutzt würden.

Dass es bei Schönborns Veranstaltung freilich um mehr geht als um ein harmloses Fest von Esoterikern mit Gefallen an keltischer Mystik oder Freunden nordischen Brauchtums zeigt schon der Einladungstext. Warnend heißt es da: "Wir bitten, unseren Feinden keinen Anlass zu bieten, unsere Harmonie zu stören und auf Uniformierungen sowie das Tragen derzeit verbotener Zeichen zu verzichten." Also keine Hakenkreuze und dergleichen.

Als "Einstimmung auf das Sonnenwendritual" ist - passend zum Varusjahr 2000 Jahre nach der Schlacht im Teutoburger Wald - eine Lesung geplant: "Arminius - ein deutsches Schicksal". Außerdem soll die Bedeutung der Sonne in der Religion der Völker, "besonders der Arischen" behandelt werden.

Warum Schönborn sich ausgerechnet Erfurt als neues Betätigungsfeld ausgesucht hat, erklären sich Beobachter unter anderem damit, dass er dort offenbar auf weniger Widerstand stößt als im Kreis Gütersloh. "Hier bei uns würde die Antifa alles in Bewegung setzen, um derartige Veranstaltungen zu unterbinden und die Polizei auf den Plan zu rufen", heißt es. Vielleicht interessiere sich in Thüringen auch der Staatsschutz nicht sonderlich für Schönborn. "Das können ganz pragmatische Gründe sein", so Insider.

Sicher ist, dass Schönborn einen Ersatz-Schauplatz finden musste, nachdem 2008 das Collegium Humanum (Vlotho) als Anlaufpunkt für Rechtsextremisten verboten wurde. Noch im Dezember 2007 hatte er dort eine Sonnenwendfeier inklusive Kameradschaftstreffen organisiert.

Laut thüringischem LKA hat der Herzebrock-Clarholzer Gesinnungsgenossen in Erfurt, die wie er als selbsternannte "Reichsbürger" die Bundesrepublik und ihre Gesetze nicht anerkennen. Unter Hinweis darauf verweigern sie gar, Strafmandate wegen Falsch-Parkens zu bezahlen.