Streit um die Veggie-Wurst: Unternehmen im Kreis Gütersloh befürchtet massive Kosten

Kreis Gütersloh. In Europa geht es gerade politisch um die Wurst. Nämlich um die Frage, ob künftig Bezeichnungen wie Schnitzel, Wurst, Hamburger oder Steak für Fleischersatzprodukte verschwinden sollten. Prominenter Befürworter eines europäischen Verbots ist Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU). &bdquo;Eine Wurst ist eine Wurst. Wurst ist nicht vegan“, sagte Merz neulich in der ARD-Talkshow von Caren Miosga. Im Kreis Gütersloh stößt die Haltung allerdings nicht unbedingt auf Gegenliebe. Das Unternehmen Windau aus Harsewinkel äußert sich kritisch; der heimische CDU-Politiker Ralph Brinkhaus findet ebenfalls eindeutige Worte. Darüber wird gerade diskutiert Den Verbotsantrag im Europäischen Parlament hatte eine französische Abgeordnete der konservativen EVP-Fraktion eingebracht, zu der auch CDU und CSU gehören. Es bestehe ein &bdquo;echtes Verwechslungsrisiko“, da pflanzliche Ersatzprodukte nicht dieselben Nährwerte böten, wie die tierischen Originale, so die Argumentation. Die Mehrheit der Abgeordneten im Europäischen Parlament sprach sich Anfang Oktober für ein Verbot und somit eine Gesetzesänderung aus. Endgültig beschlossen ist das Vorhaben jedoch nicht. Nun sind die 27 Mitgliedsstaaten an der Reihe, mit denen darüber verhandelt werden muss. Unternehmen Windau befürchtet massive Kosten Beim 1976 gegründeten Familienunternehmen Windau in Harsewinkel, einem Hersteller für Wurst und Schinken, hat man ab 2019 die Entwicklung für vegane Alternativen zur Wurst vorangetrieben. Der Markt habe sich seinerzeit stark geöffnet, teilt Petra Meier, zuständig für den internationalen Vertrieb, der NW mit. &bdquo;Die Nachfrage stieg nahezu explosionsartig an.“ Lesen Sie auch: Neueröffnung in Gütersloh: Hier gibt es jetzt vegane Frikadellen und Co. Mittlerweile hat fast jeder Supermarkt eine vegane Abteilung, was Verwechselungen mit fleischbasierten Produkten massiv unterbinde. Mit Blick auf vegane Salami und Co. heißt es dazu von Windau weiter: &bdquo;Unseres Erachtens nach ist eine Irreführung für den Verbraucher mit der jetzigen Kennzeichnung nicht gegeben, da immer die Bezeichnung ’vegan’ vorangestellt wird und auch das Vegan-Logo auf den Packungen ersichtlich ist.“ Sollte ein Verbot auf EU-Ebene tatsächlich umgesetzt werden, rechnet Windau &bdquo;bei uns und allen anderen Marktteilnehmern in Europa“ mit massiven Kosten. Etwaige Zahlen nennt das Unternehmen nicht. Der Anteil veganer Produkte am Gesamtumsatz ist nach Angaben von Windau steigend. Trotz eines im Jahr 2025 &bdquo;leicht rückläufigen“ Marktes für vegane Produkte rechnet man in Harsewinkel perspektivisch mit einem weiteren Wachstum und will die Präsenz ausbauen. Premium Food Group hält Diskussion für keine deutsche Debatte Auch die Premium Food Group aus Rheda-Wiedenbrück setzt längst nicht mehr nur auf Fleisch und Fleischprodukte, sondern hat den Bereich der pflanzlichen Alternativen in den vergangenen Jahren kontinuierlich ausgebaut. Gefragt nach der aktuellen Diskussion auf EU-Ebene antwortet Geschäftsführer Gereon Schulze Althoff, dass dies keine deutsche Debatte sei. &bdquo;Denn für die Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland ist das irrelevant.“ Hierzulande, so befindet Schulze Althoff, sei die Kennzeichnung &bdquo;sehr klar und eindeutig“. Man sei daher beim Thema emotionslos. &bdquo;In anderen Ländern ist das sicherlich anders, da findet man die Kennzeichnung der Zutaten häufig erst auf der Rückseite im Kleingedruckten“, sagt Schulze Althoff. Irritation bei CDU-Politiker Ralph Brinkhaus Ralph Brinkhaus, CDU-Bundestagsabgeordneter im Kreis Gütersloh, zeigt sich auf Nachfrage irritiert über die laufende Diskussion - und geht gleichzeitig auf Abstand zum Vorstoß auf EU-Ebene. Lesen Sie auch: Fleischlose Fleischtheken bald auch in Gütersloh? &bdquo;Ich denke, wir haben momentan in der Politik wirklich Wichtigeres zu tun, als solche Debatten zu führen“, sagte Brinkhaus der NW. Er habe daher &bdquo;bei allem Respekt“ wenig Verständnis für die Initiative des Europäischen Parlaments. Das sagt ein Verbraucherschützer zum Vorstoß Bernhard Burdick, Lebensmittelexperte bei der Verbraucherzentrale NRW, kritisiert im NW-Gespräch die Argumentation der Befürworter eines EU-weiten Verbots. &bdquo;Vegane und pflanzliche Ersatzprodukte werden ja deshalb so beworben, weil der Hinweis ein Grund für die Kaufentscheidung von Verbraucherinnen und Verbrauchern ist.“ Eine mögliche Täuschungsgefahr beim Einkauf sieht er nicht. Burdick hält es im Umkehrschluss für wenig hilfreich, wenn durch eine veränderte Gesetzgebung &bdquo;Fantasiebezeichnungen“ für pflanzliche Produkte gefunden werden müssten. &bdquo;Das würde Verbraucher viel eher verwirren“, meint der Lebensmittelexperte.

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