Bekannter „Tatort“-Kommissar präsentiert besonderes Programm in Gütersloh

Herr Wachtveitl, in dem Programm &bdquo;Die eifersüchtige Muse“ präsentieren Sie uns Musiker, die sich besonders neidisch über Kollegen äußern. Sind Künstler noch anfälliger für Neid und Missgunst, als Ottonormallieschen? Udo Wachtveitl: Ich glaube, da gilt allgemein die Normalverteilung. Es könnte natürlich sein, dass es unter Künstlern mehr Heißblüter gibt, deren Erregungskurven höher schwingen. Aber das mittelt sich aus. Wenn ja, sind alle Sparten von Künstler gleichermaßen betroffen? Und welcher Berufsstand ist da vielleicht noch anfälliger für diese Charaktereigenschaften? Auch hier kann ich nur Vermutungen anstellen. Bei den darstellenden Künstlern sind vermutlich mehr extrovertierte, manchmal unkontrollierte Charaktere, deren Neidäußerungen eher nach außen dringen. Dann wäre es also eine Sache der Wahrnehmung. Hat es Sie bei der Einstudierung des Programms überrascht, welche Künstler haben auf wen besonders allergisch reagiert? Können Sie ein besonders markantes Beispiel nennen? Carlo Gesualdo! Ein großartiger Komponist, dessen Eifersuchtswahn ihn zu einem Doppelmord verleitet und der sich danach in religiösen Wahn und Selbstgeißelungen sowohl körperlicher als auch psychischer Natur ergeht. Wenn übertriebenes Ehrgefühl und religiöser Eifer aufeinandertreffen, gruselt es mich immer. Die Künstler, die Sie zitieren, Brahms, Verdi oder Wagner, waren gefeierte Größen. Und doch schauten sie mit neidischen oder eifersüchtigen Blicken auf das Werk anderer. Warum fällt es Genies offenbar schwer, andere Götter neben sich zu dulden? Ein Genie muss – jedenfalls für eine bestimmte Zeit, jedenfalls was das aktuelle Werk betrifft – das sichere Gefühl haben, auf dem richtigen Weg zu sein. Mit von Zweifeln angekränkelter Schaffenskraft entsteht nichts Geniales. Ist Neid und Missgunst vielleicht sogar eine Berufsvoraussetzung für Künstler? Eine notwendige &bdquo;Déformation professionelle“? Ich würde eher von einer statistischen Häufung sprechen. Zwingend notwendig ist sie vermutlich nicht. Es wird in den nächsten Jahren spannend sein zu beobachten, zu welchen künstlerischen Leistungen die KI imstande sein wird. Wie ist es bei Ihnen? Gönnen Sie Kollegen ihren Erfolg? Gibt es Fälle oder Gründe, bei denen Ihnen das schwerfällt? Ja, den Guten. Und ja, den nicht so guten, den Bornierten, den Blendern. Da fällt es mir nicht nur schwer, da gelingt mir das Gönnen gar nicht. Was sich aber eingestellt hat, ist ein gewisses Einsehen, dass die Welt nun mal so ist. In Einzelfällen führt das sogar zu gelassener Heiterkeit. Sie sind 35 Jahre lang Teil des geradezu einzigartig beliebten Münchener Tatort-Kommissar-Duos Batic und Leitmayr gewesen. Blickt man mit diesem Pfund an Erfolg gelassener auf die Kollegen, beispielsweise auf die Konkurrenz aus Münster? Ganz bestimmt ist das so. Wen beneiden Sie um seine/ihre Fähigkeiten? Viele Musiker, besonders die, bei denen der Erfolg fast wie eine Naturnotwendigkeit erscheinen muss, unabhängig von formaler Ausbildung, nicht als das Ergebnis von Fortüne oder Zeitgeist oder cleverem Kalkül. Prince wäre ein Beispiel. Drehen wir die Sichtweise mal um: Wenn Sie bei Kollegen auf Neid und Missgunst treffen, wie begegnen Sie dem? Schon lange nicht mehr passiert. Die Leute werden auch vorsichtiger, denn das will sich ja keiner so gern anmerken lassen. Wenn Sie ein Fazit aus Ihrem Programm ziehen: Lassen sich aus Neid, Missgunst und Eifersucht auch positive Aspekte abgewinnen? Erscheinen die göttergleichen Genies nicht auch menschlich-allzumenschlich? Betrachten wir allgemein Emotionen als notwendige Schubkraft bei vielen Künsten. Liebe, Ehrgeiz, Idealismus, heißer Wille zur Perfektion können auch eine förderliche Rolle spielen. Und natürlich macht es die Künstler zugänglicher, wenn man weiß, dass sie auch zu unedlen Gefühlen fähig sind. Es kommt halt aufs Maß an. Zurück zum Programm: Haben die Zuschauer 90 Minuten Hate Speech zu erwarten? Oder wird es eher etwas zum Schmunzeln und Lachen geben? Es wird Drama und Lächerliches geben, Erschütterndes und Lustiges. Und eine Menge guter Musik. Lesen Sie auch: Star-Auftritt im Kreis Gütersloh: Wincent Weiss sorgt für Zuschauerrekord

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