Gütersloher wandert nach Amerika aus: Ex-Sheriff kritisiert Migrationspolitik in den USA

Gütersloh. Vier Jahre ist es her, dass Thomas Peine, gebürtiger Gütersloher, seine Heimatstadt besucht hat. Der 60-Jährige ist vor 24 Jahren in die USA ausgewandert, hat ein Buch über seine Auswanderergeschichte geschrieben und kehrt bei seinen Besuchen regelmäßig an seine alte Schule zurück, um seinen Lebensweg mit den Schülern zu teilen. &bdquo;Immer wieder spannend, wenn man so lange nicht hier war“, sagt Thomas Peine, der schon so lange in den USA lebt, dass er erst wieder ins Deutsche finden muss: &bdquo;Die ersten beiden Tage haspel ich mir alles zusammen“. Im Leben des 60-Jährigen hat es viele Veränderungen gegeben: Der gelernte Bankkaufmann wanderte als Sales Manager einer Softwarefirma 2001 in die USA aus - erst zog es ihn an die Ostküste, dann nach Tucson im Bundesstaat Arizona. Mit 40 Jahren begann er die Polizeiausbildung zum Deputy Sheriff. Nun lebt Peine wieder in Massachusetts, zweieinhalb Stunden von Boston entfernt, und hat sich als Berater im Kommunikationsbereich selbstständig gemacht. Lesen Sie auch: Gütersloher Auswanderer-Familie lebt in selbst gebautem Tiny House auf 35 Quadratmetern Schulbesuch in Deutschland ist für Gütersloher Tradition Thomas Peines Schulbesuche sind über die Jahre mittlerweile zur Tradition geworden: Bereits zum vierten Mal spricht der deutsche Auswanderer vor Schulklassen der Geschwister-Scholl-Realschule. Er wolle den Schülern zeigen, dass auch sie noch viel Außergewöhnliches erleben können. &bdquo;Ich saß auch mal auf einem dieser Stühle“, verbildlicht der Wahl-Amerikaner. &bdquo;Wenn mir damals ein Lehrer erzählt hätte, dass hier jemand auf dieser Schule war, der jetzt in Amerika lebt, hätte ich das total toll gefunden“, erklärt Peine seine Motivation. In den USA sei aber auch die Beziehung zur eigenen Schule eine ganz andere als in Deutschland. Die amerikanischen Schüler würden sich tiefer mit ihrer eigenen Schule identifizieren - &bdquo;school spirit“ nenne man das, führt Thomas Peine weiter aus, der auch in US-amerikanischen Klassen über seinen Lebensweg spricht. Am meisten freue sich Peine, wenn er durch seine Schulbesuche &bdquo;mit Vorurteilen aufräumen kann“. In Deutschland sei das Bild von den USA geprägt von Film und Fernsehen. &bdquo;Es essen nicht alle Burger und sind oberflächlich“, wendet Peine ein. Die Kulturen innerhalb der 50 Bundesstaaten seien &bdquo;völlig unterschiedlich“, berichtet der gelernte Bankkaufmann. Gütersloher erkennt komplizierte politische Lage in den USA So werden laut Peine verschiedene Speisen gegessen, der Dialekt ist ein anderer, aber auch die Gesetze unterscheiden sich teilweise stark voneinander, darunter die Waffengesetze. Während in Arizona die mexikanische Kultur einen stärkeren Einfluss habe, sei Massachusetts eher europäisch geprägt, beschreibt Peine die beiden Bundesstaaten, in denen er bereits gewohnt hat. Auch die politische Lage spielt im Leben des ehemaligen Deputy Sheriffs eine Rolle. Als er bei der Polizei in Arizona im Dienst war, seien insbesondere die Flüchtlingsbewegungen aus Latein- und Südamerika präsent gewesen. &bdquo;Bei uns war das Tagesgeschäft“, teilt Peine mit, der teilweise selbst an der Grenze zu Mexiko gearbeitet hat. &bdquo;Ich hatte viel mit Drogen- und Menschenschmuggel zu tun“, berichtet der ehemalige Sheriff. Zudem ist die Grenzregion eine der heißesten und trockensten Gegenden in den USA, mit hoher Luftfeuchtigkeit. Für die Migranten, die nach wochenlangen Fußmärschen dort ankommen, sind diese Bedingungen extrem strapazierend, führt Thomas Peine aus. Geprägt von den Bildern an der Grenze kritisiert Peine die Migrationspolitik der aktuellen US-Regierung unter Donald Trump: &bdquo;Diese Menschen werden zum politischen Spielball“. Gütersloher fühlt sich trotzdem wohl in den USA Nicht nur die Flüchtlingsfrage spalte das Land. Der Riss zwischen liberal-demokratisch und konservativ-republikanisch sei vielmehr von grundlegender Natur und schlage sich sogar im Konsumverhalten der US-Bürger nieder, beobachtet der Wahl-Amerikaner: So verrate die Automarke, die man fährt, oder die Supermarktkette, in die man geht, zu welchem politischen Lager man sich zuordnet. Lesen Sie auch: Auswanderung: Junges Gütersloher Paar kündigt Wohnung und zieht auf Insel Die gesellschaftliche und politische Spaltung sei demnach im Alltag spürbar, jedoch indirekter. &bdquo;In Deutschland wird mehr politisch diskutiert“, sagt der gebürtige Gütersloher. Trotz der politischen Unsicherheit fühlt sich Peine wohl in den Vereinigten Staaten: &bdquo;Ich bin heute Amerikaner. Ich will nicht zurück nach Deutschland, aber meine Wurzeln sind hier“. Ob er Auswandern jedem empfehlen kann, der mit dem Gedanken spielt? &bdquo;Einfach ist das nicht. Die kulturellen Unterschiede sind so tief und daher ist auch die Umstellung im alltäglichen und beruflichen Leben groß“, sagt Peine.

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