Gütersloh. Sie sind zu alt, zu schüchtern oder zu laut: Viele Tiere aus dem Tierheim haben es bei der Vermittlung schwer. Entweder gehen sie in der Menge unter oder fallen durch Kläffen negativ auf. Doch den meisten muss nur etwas Geduld entgegengebracht werden und sie tauen auf, werden zutraulicher und suchen die Nähe zum Menschen.
Wer bereit ist, den Tieren etwas Zeit zu schenken und auch die ein oder andere Eigenheit zu akzeptieren, kann sich auf ein tolles Zusammenleben mit den felligen Vierbeinern freuen. Die „NW“ hat ein paar der Tiere kennengelernt und stellt sie Ihnen hier vor. Das Tierheim in Gütersloh-Spexard, In der Worth 116, hat Dienstag, Donnerstag und Samstag jeweils von 15 bis 17 Uhr geöffnet.
Die aktuellen Tiere in Gütersloh in Aktion
Hund Rio: Er ist noch total unsicher

Alter: 1,5 Jahre
Rasse: Französische Bulldogge
Besonderheit: Rio wünscht sich einen souveränen Hund an seiner Seite, an dem er sich orientieren kann.
Rio hatte bisher alles andere als ein schönes Leben: Er wurde mit sieben anderen Bulldoggen aus einem Privathaushalt geholt. Das Veterinäramt Paderborn musste die Vierbeiner beschlagnahmen. Zuvor hat Rio nur im Haus und in Transportboxen gelebt - viel anderes kennt er nicht. „Er kennt nicht einmal Mülltonnen, Autos oder Spaziergänge“, sagt seine Tierpflegerin Sarah Keulert.
Umso aufregender ist es für Rio im Gütersloher Tierheim. Doch einfach ist das für den jungen Rüden nicht. „Bei fremden Menschen ist er sehr unsicher und ängstlich“, berichtet die Tierpflegerin. Deswegen sucht Rio vor allem Menschen, die schon etwas Erfahrung mit Hunden haben und geduldig mit ihm sind.
„In kleinen Schritten muss er das Vertrauen zu Menschen lernen.“ Ist das Vertrauen erst mal gewonnen, können sich seine zukünftigen Besitzer auf einen neugierigen und aufmerksamen Hund freuen. Für Rio wäre es zudem schön, wenn in seinem neuen Zuhause schon ein souveräner Hund wohnt, an dem er sich orientieren kann und der ihm Sicherheit gibt. Kinder sollten nicht im Haushalt leben.
Hund Robin: Er ist auf der Suche nach Zuneigung

Alter: 6 bis 8 Jahre (geschätzt)
Rasse: Französische Bulldogge
Besonderheit: Ihn zeichnet seine Menschenbezogenheit aus, er sucht Nähe und Körperkontakt.
„Robin liebt alle Menschen.“ So stellt Tierpflegerin Keulert die Bulldogge vor, die gemeinsam mit Rio aus dem gleichen Privathaushalt beschlagnahmt wurde. Bei Spaziergängen würde er sich keine fünf Meter von seinen Menschen entfernen - so ist der Spaziergang an der Leine kein Problem.
Doch lang sollten die Spaziergänge trotzdem nicht sein, denn sportlich ist er nicht. „Er sucht einfach die Nähe zum Menschen“, sagt Keulert. Robin ist also ein unkomplizierter Zeitgenosse, der sich auch für Hundeanfänger eignet. Allerdings braucht auch er klare Ansagen und Regeln, deshalb ist eine gewisse Hundekenntnis von Vorteil.
Hund Max: Sein Vorbesitzer hat eine Allergie entwickelt

Alter: 9 Monate
Rasse: Münsterländer-Foxterrier-Mischling
Besonderheit: Max ist ein selbstbewusster Jagdhund mit viel Energie, das Leben zu erkunden. Menschen gegenüber ist er immer sehr aufgeschlossen.
In diesem jungen Mischling stecken gleich zwei Hunderassen mit Jagdtrieb. Der sei zwar noch nicht „erwacht“, aber er wird kommen, weiß Tierpflegerin Keulert. Max wurde abgegeben, weil sein vorheriger Besitzer eine Allergie entwickelt hat. „Es macht etwas mit einem jungen Hund, wenn er sein Zuhause verliert.“
So müsse er vieles neu lernen, was er schon einmal gelernt hat. Und: „Er hat Power ohne Ende“, so die Tierpflegerin. Deshalb sucht Max vor allem sportliche Menschen, die gerne lange mit ihm spazieren gehen - also keine Couch-Potatoes.
Aber auch über gezielte Auslastung über Nasenarbeit freut sich der Vierbeiner, genauso wie über viel Zeit zum Kuscheln. Für den jungen Mischling sei es besonders wichtig, bald ein Zuhause zu finden. „Die Pubertät ist ein wichtiges Alter“ und das sollte er nicht im Tierheim verbringen. „Für Max drängt die Zeit.“ Wer gibt ihm eine Chance?
Hund Fido: Ein kleiner Notfall

Alter: 8 Jahre
Rasse: Mischling mit Jagdtrieb
Besonderheit: Ein kleiner König mit gewissen Eigenheiten, der Zuhause gerne die Aufmerksamkeit auf sich zieht.
Fido ist ein kleiner Notfall. Mit dem Leben im Tierheim fühlt er sich gar nicht wohl. Früher hat er bei einer älteren Dame gelebt und war dort „ein Prinz mit Königreich ohne Regeln“, wie es seine Tierpflegerin beschreibt. Im Tierheim leidet er darunter, dass er nur einer von vielen ist.
Auch hat Fido nie gelernt, ein Nein zu akzeptieren. „Er durfte alles.“ Trotz Königreich gab es in Fidos früherem Leben aber auch traurige Zeiten, die bis heute nachwirken: Als sein Frauchen ins Pflegeheim kam, war der Vierbeiner ein halbes Jahr alleine in dem Haus. Bekannte kamen lediglich mal vorbei, um ihn mit dem Nötigsten zu versorgen. „Das war ganz schlimm für ihn.“
Deswegen fällt es ihm auch heute noch schwer, alleine zu sein. „Er hat Angst, dass er noch mal so lange alleine bleiben muss.“ Trotz allem ist der Mischling „ein tolles Kerlchen. Aber er wird nicht mehr der perfekt erzogene Hund werden.“ Daher braucht es Menschen, die nicht mehr allzu viel von ihm verlangen und mit seinen Eigenheiten, die er über die Jahre entwickelt hat, leben können.
Kaninchen Schoki und Klopfer: Die beiden sind unzertrennlich

Alter: Schoki 3 Jahre, Klopfer 4 Jahre
Rasse: Widderkaninchen
Besonderheit: Eigentlich mag Schoki andere Kaninchen nicht so gerne. Doch bei Klopfer macht sie eine Ausnahme.
Wenn man einmal Vertrauen zu diesen beiden Fellnasen aufgebaut hat, kuscheln sie gerne mit ihren Zweibeinern. Allgemein beschreibt Tierpflegerin Nila Wegner die beiden Kaninchen als neugierig und den Menschen zugetraut.
Und: „Für ein Leckerchen tun sie viel.“ Nur hochnehmen sollte man sie nicht. Das erinnert Kaninchen an Greifvögel, die sie von oben packen. Schoki und Klopfer möchten gerne zusammen in ihr neues Zuhause ziehen. „Schoki findet alle anderen Kaninchen doof, aber Klopfer liebt sie.“ Die beiden können sowohl drinnen als auch draußen gehalten werden. Wichtig ist vor allem, dass das Gehege nicht kleiner als sechs Quadratmeter ist.
Katzen Romeo und Julia: Sie brauchen Freigang

Alter: 2 Jahre (geschätzt)
Rasse: Britischer Kurzhaarmix
Besonderheit: Die beiden möchten zusammen in ein neues Zuhause ziehen, wo sie sich endlich wieder frei bewegen können.
Romeo und Julia sind echte Traumkatzen: Sie sind lieb, verschmust und zutraulich. So ähnlich die beiden auch aussehen, gibt es dennoch ein paar Unterschiede: „Romeo hat Hummeln im Hintern. Der ist ein Freigeist.“ Julia hingegen ist etwas ruhiger. Sie wurden abgeben, weil sich der Besitzer nicht mehr um sie kümmern konnte. Nun sind sie im Tierheim. Doch hier fühlen sie sich eingesperrt. Deswegen suchen sie dringend ein Zuhause mit Freigang, um die Welt zu erkunden. Ihre zukünftigen Menschen sollten auch Lust haben, sich mit ihnen zu beschäftigen. „Die wollen nicht einfach nur nebenher laufen.“ Da die beiden Katzen von klein auf zusammenleben, sollen sie auch gemeinsam vermittelt werden.
Kater Marcus: Die zarte Seele
Alter: 2-3 Jahre (geschätzt)
Rasse: Europäischer Kurzhaar-Mischling
Besonderheit: Ein schüchterner Kandidat mit „stattlichem Körper aber ganz zarter Seele.“
Noch ist Marcus etwas rundlicher. „Er ist gerade dabei, abzunehmen“, berichtet Tierpflegerin Wegner. Der Kater kommt aus einer 30 Quadratmeter-Wohnung, in der er mit drei Menschen zusammengewohnt hat. Viel Platz für Bewegung gab es dort nicht - genauso wie im Tierheim. Deshalb ist es für Marcus wichtig, in ein neues Zuhause zu ziehen, wo er sich genug bewegen kann.
Freigang ist aber nicht unbedingt notwendig. Allerdings ist die Vermittlung für Marcus noch aus einem anderen Grund schwer: Der weiße Kater ist eher schüchtern und zurückhaltend. „Er geht hier im Tierheim ganz schnell unter und wird von Interessenten übersehen.“ Doch wenn sich Menschen sein Vertrauen erarbeiten, blüht er auf, ist offen und verschmust. Das ist jede Mühe wert! Und wenn er sich wohl und sicher fühlt, bewegt er sich gerne - dann klappt’s auch mit dem Abnehmen.