Gütersloher zählt zu den weltweit bekanntesten Stars seiner Branche

Gütersloh. Eine Schlange von mehr als 30 Menschen hat sich kürzlich auf der weltweit größten Messe für Gesellschaftsspiele in Essen gebildet. Ihr Ziel: ein Autogramm oder Selfie mit dem Gütersloher Uwe Rosenberg. Uwe wer? Mit seinem Namen verbinden sicher nicht die allermeisten Leute auf Anhieb eine besondere Bedeutung. Dabei zählt der 54-Jährige zu den Stars einer Szene, die sich trotz des digitalen Zeitalters großer Beliebtheit erfreut. 200.000 Besucher und 850 Aussteller aus 50 Nationen auf der Rekord-Spielemesse im Ruhrgebiet zeugen jedenfalls von einem wahren Boom der Brettspiel-Branche. Uwe Rosenberg ist als Spiele-Autor einer ihrer Hauptakteure. Für ein Foto mit ihm reisen Menschen sogar aus Asien an. &bdquo;In den USA habe ich zehn Mal so viele Fans, aber ich gebe nichts auf den Starkult“, sagt der Erfinder der populären Kartenspiel-Reihe &bdquo;Bohnanza“. In Amerika taucht sein Name gelegentlich in erfolgreichen Fernsehsendungen wie South Park oder Blind Spot auf. &bdquo;Besonders stolz bin ich auf Orphan Black. Dort haben sie uns mal eine ganze Folge gewidmet“, erzählt Uwe Rosenberg. Lesen Sie auch: Für Weihnachten: Diese 5 Gesellschaftsspiele sind die besten Geschenke Gütersloher erhält den Deutschen Spielepreis Im Jahr 2008 gewann er den Deutschen Spielepreis für seinen mehrfach ausgezeichneten Strategie-Klassiker &bdquo;Agricola“. Trotz aller Erfolge und Auszeichnungen kommt der gebürtige Ostfriese sympathisch bescheiden daher. Uwe Rosenberg pendelte einige Jahre zwischen Aurich und Gütersloh, ehe es ihn 2011 der Liebe wegen endgültig nach Ostwestfalen verschlagen hat. Mit Ehefrau Ursula und vier Kindern wohnt er dort auf dem Lande. Sein Büro hingegen liegt ziemlich zentral in Gütersloh, in einem modernen Neubau ganz in der Nähe des Stadtparks. Hier tüftelt der weltweit bekannte Spiele-Entwickler gerade an einem ganz besonderen Projekt, das im wahrsten Sinne des Wortes Schule machen soll. Der Gütersloher hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Rolle von Spielen im Bildungssektor neu zu definieren und sie als Entwicklungsmedium an Schulen zu etablieren. Mit der Initiative &bdquo;Schule und Spiel“ möchte der 54-Jährige aufzeigen, wie durch den Einsatz von Spielen der Schulalltag bereichert und der Unterricht lebendiger gestaltet werden kann. Gütersloher möchte den Spaß am Lernen fördern &bdquo;Schule ist oft negativ behaftet durch Druck und Noten“, weiß Uwe Rosenberg: &bdquo;Die Noten werden wir nicht abschaffen können, aber wir wollen spielerisch erreichen, dass Kinder angstfrei in der Schule sind und Spaß haben am Lernen.“ Der Diplom-Statistiker und seine Mitstreiter sind vom Mehrwert überzeugt, den Kinder und Lehrer davon haben, wenn Spiele regulär im Unterricht eingesetzt werden. Ihre Bemühungen stoßen bereits auf breite Unterstützung: &bdquo;Gegenwärtig stehen rund 500 Menschen hinter die Initiative. Darunter sind Lehrkräfte, Therapeuten, Logopäden, Sozialarbeiter, aber auch Hochschuldozenten und Personen aus dem Spiele-Verlagswesen“, berichtet der Gütersloher. Lesen Sie auch: Mehr Deutsch und Mathe: NRW verkündet Änderungen für Grundschulunterricht Ein positiver Effekt, den das Projekt erreichen soll, ist &bdquo;die auf andere Dinge gerichtete Aufmerksamkeit der Schüler wieder auf den Unterricht zu lenken“, wie Rosenberg erklärt. Der zunehmenden Virtualisierung des Alltags durch Digitalisierung soll das reale Erleben entgegengesetzt werden – mithilfe verschiedener Varianten von Brett-, Karten-, Kommunikations- und Lernspielen. Er selbst hat &bdquo;irgendwo zwischen 200 und 1.000 Stück“ entwickelt Drei Spiele des Güterslohers sind besonders bekannt Wenn es darum gehe, eine Familie zu ernähren, seien es drei, die herausstechen würden. Das Kartenspiel Bohnanza, der Strategie-Klassiker Agricola und das Flickenteppich-Game Patchwork sind die wohl populärsten Erfindungen des Güterslohers. Auf der Messe in Essen hat er gerade mit &bdquo;Black Forest“ seine jüngste Erscheinung präsentiert. Aktuell stehen Neuentwicklung bei Rosenberg allerdings etwas hinten an, denn sein Fokus gilt seit Juni 2023 zunehmend &bdquo;Schule und Spiel“. Die Initiative sorgt mittlerweile bundesweit für Aufsehen. In Hamburg etwa ist ein deutschlandweites Pilotprojekt initiiert worden. &bdquo;Dort begleiten wir eine Projektklasse, die von der fünften bis zur zehnten Stufe mit Brettspielen unterrichtet wird – und das in allen Fächern“, erzählt Uwe Rosenberg: &bdquo;In Bielefeld passiert das Gleiche parallel.“ Der Spiele-Entwickler berichtet vom Lehrer aus Leipzig, der Spiele im großen Stil einsetze, um Inhalte damit ganz direkt zu vermitteln. Im Sportunterricht an einer Schule in Dresden werde Catan gespielt, Spielsteine gibt es gegen Übungen. In einer anderen Klasse habe ein Lehrer eine eigene Idee verwirklicht, bei der er den Schülern Karten in Aussicht stellte, sollten sie gemeinschaftlich Aufgaben lösen. Schüler organisieren den Unterricht eigenständig &bdquo;Irgendwann hat es eine Eigendynamik entwickelt und die Schüler haben fast selber den Unterricht geschmissen. Das ist doch prima“, findet Rosenberg. In seiner ostfriesischen Heimat, wo er als Elfjähriger die ersten Games entwarf, findet in Aurich alle zwei Wochen ein Spieleabend für Lehrkräfte statt. Lesen Sie auch: Bekannter Gütersloher Spieleladen zieht wegen großer Nachfrage um &bdquo;Die Teilnehmer äußern dabei Wünsche, für welche Bereiche sie etwas benötigen. Und dann werden Ideen und Vorschläge unterbreitet und entsprechende Spiele angespielt“, schildert der Gütersloher. Über seine Initiative können die Schulen auch Anschaffungs- und Finanzierungsmöglichkeiten in Erfahrung bringen. Mittlerweile gibt es ein Projekt begleitendes Magazin &bdquo;Schule und Spiel“, das halbjährlich erscheinen soll. Damit nicht genug: Um noch mehr Verbündete zu finden, werden bundesweit Treffen organisiert, in denen verschiedene Themen besprochen werden. &bdquo;Nicht mit Frontalunterricht“, wie der 54-Jährige sagt, &bdquo;sondern alles ergibt sich aus der Runde.“ Gütersloher möchte eigenen Verein gründen Freies Spielen ist dabei ebenfalls angesagt. Auch Workshops mit Referenten sind in Planung, etwa einer für das Wochenende am 30. November und 1. Dezember in Köln. Als Nächstes will der Spieleentwickler aus Gütersloh einen Verein gründen, um sein Projekt auch über Spendengelder noch weiter voranzubringen und neue Mitstreiter zu begeistern. &bdquo;Es fehlt quasi nur noch der Schatzmeister.“ Wer an dem Projekt interessiert ist, kann über die Mailadresse uwe@schule-und-spiel.de in Kontakt mit Rosenberg treten.

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