Erobern Autos aus China den Automarkt im Kreis Gütersloh?

Halle/Gütersloh. Zwei Drittel der Bevölkerung in Deutschland können sich laut einer aktuellen Umfrage des ADAC mittlerweile vorstellen, ein Auto einer chinesischen Marke zu kaufen. Noch höher liegen die Werte, wenn es um E-Autos geht. Auch im Kreis Gütersloh gibt es mittlerweile Autohändler, die Autos aus China anbieten. Aber wie reagieren die Kunden darauf und lohnt sich der Import aus Asien? &bdquo;Zur Einführung gab es schon Vorbehalte“, sagt André Quakernack. Er ist Geschäftsführer des Autohauses Hagemeier und vertreibt seit Anfang des Jahres 2023 Autos der Marke &bdquo;Great Wall Motor“ (GWM) in der Zweigstelle in Künsebeck. Diese Vorbehalte seien laut Quakernack jedoch mittlerweile deutlich gesunken. Auch er kennt die aktuelle Studie des ADAC. Lesen Sie auch: Strafzölle auf chinesische Autos: Eine Niederlage für Scholz und die Autoindustrie Dass zwei Drittel seiner Kunden sich für den Kauf eines Autos aus China entscheiden würden, glaubt er aktuell noch nicht. Für die Zukunft schließt er das aber nicht aus. &bdquo;Wir nutzen auch in anderen Bereichen ganz selbstverständlich die Technik aus China. Bei Handys, Bildschirmen und vielen weiteren Produkten“, sagt der 53-Jährige. Selten würde die Qualität dabei enttäuschen. Autohändler aus dem Kreis Gütersloh setzt auf E-Autos aus China Der Geschäftsführer hat sich mit dem Thema E-Mobilität auseinandergesetzt. &bdquo;Bis 2030 sollen in Deutschland 15 Millionen E-Autos fahren“, verdeutlicht er die Ziele der Bundesrepublik. Davon sei man nach aktuellem Stand allerdings weit entfernt, circa 1,8 Millionen Autos hätten seit 2016 den Weg auf die deutschen Straßen gefunden. So sei die Mobilitätswende kaum zu erreichen. Bei Elektroautos setzt das Autohaus Hagemeier auf zwei Untermarken von GWM: &bdquo;Ora“ produziert vollelektrische Kleinwagen, &bdquo;Wey“ spezialisiert sich auf Hybrid-SUVs. An den chinesischen Elektroautos schätzt der Geschäftsführer besonders das Preis-Leistungs-Verhältnis. Die deutschen Elektroautos hält er für den normalen Verbraucher für kaum bezahlbar. Im Schnitt seien die Elektroautos aus China 30 Prozent günstiger als vergleichbare Modelle von deutschen Herstellern, so Quakernack. Seine Kunden seien bisher sehr zufrieden mit den chinesischen Modellen, es gebe im Vergleich zu den deutschen Autos weniger Beschwerden und Reklamationen. Das zeige sich auch in den Verkaufszahlen seit Einführung. Kaum chinesische Autos beim Blick auf Güterslohs Straßen Erfahrungen, die Hermann Kattenstroth nicht teilt. Er ist Sprecher der Gütersloher Kfz-Innung und kennt sich auf dem Gütersloher Automarkt aus. Zwar sei ihm bewusst, dass die chinesischen Autos &bdquo;mittlerweile schiffeweise nach Deutschland transportiert“ würden. In den Zulassungen spiegele sich das allerdings nicht wider. Beim Blick auf die Gütersloher Straßen sehe Kattenstroth nicht viele chinesische Autos am Verkehr teilnehmen. Den Trend weg vom deutschen und hin zum chinesischen Pkw sieht er nicht. Sein Eindruck: Autos aus Asien seien bei den Verbraucherinnen und Verbraucher noch nicht angekommen. Zumal Händler wie Quakernack die Ausnahme bildeten. &bdquo;Solange die Autos aus China nicht von den Händlern in der Region angeboten werden, sind sie für die Menschen sowieso kein Thema“, sagt Kattenstroth. Dass die Autos durch zunehmenden Online-Vertrieb in den Fokus rücken könnten, glaubt er nicht. &bdquo;Die Leute wollen beim Kauf den Neuwagen fühlen, riechen, ausprobieren in Form einer Probefahrt“, so der 64-Jährige. Das alles falle beim Kauf im Internet weg. Elektroautos werden schlecht angenommen Zwar weiß auch Kattenstroth, dass die chinesischen Fahrzeuge im Schnitt günstiger sind. Bei manchen Geländewagen könne das schnell eine Differenz von 30.000 bis 40.000 Euro ausmachen. Trotzdem sieht er das nicht als ultimativen Anreiz zum Wechsel. Oft seien die Modelle mittlerweile ohnehin im sechsstelligen Preissegment angesiedelt, wo Käufer ihre Entscheidung eher nach Prestige und Image treffen und sich so für die deutschen Traditionsmarken entscheiden würden. Einig sind sich beide, dass der Bereich der Elektroautos eine Lücke für den chinesischen Automarkt bilden könnte. Kattenstroth sieht, dass speziell im Niedrigpreissegment wenig bezahlbare Alternativen aus deutscher Produktion stammen. Knapp 60 Prozent der weltweiten Elektroauto-Neuzulassungen sind mittlerweile chinesischen Ursprungs. Lesen Sie auch: Gütersloher Familienunternehmen hat neuen Chef: Besonderer Wechsel an der Spitze Allerdings sind die Probleme im Bereich der E-Mobilität aus Sicht des Innungs-Sprechers ohnehin tiefgründiger. Die Auftragseingänge würden immer mehr zurückgehen, kaum jemand entscheide sich momentan für ein Elektroauto. Während die Automobilbranche in der aktuellen Zeit schon gebeutelt sei, treffe es den Elektroauto-Markt noch härter. Gütersloher Autohändler macht schlechte Erfahrungen &bdquo;Die E-Autos sind erheblich teurer geworden, kaum jemand kann sich das noch leisten“, sagt Kattenstroth. Auch der plötzliche Wegfall der Prämien, die den Verkauf in der Vergangenheit zunächst gepusht hatten, sei im vergangenen Jahr alles andere als zielführend gewesen. So glaubt er nicht daran, dass sich in naher Zukunft viele Händler aus dem Kreis Gütersloh für die chinesischen Alternativen entscheiden – auch nicht im Bereich der E-Mobilität. So sieht das auch Ingo Brinker. Er ist Geschäftsführer beim Autohaus Brinker in Gütersloh und hat im Bereich der Nutzfahrzeuge den Versuch gewagt, auf die elektrische Alternative aus China umzusteigen. Die Fahrzeuge der Marke &bdquo;Cenntro“ hätten allerdings nicht nötige Qualität aufgewiesen. Entsprechend hat sich Brinker dazu entschieden, den Vertrag zum Ende des Jahres 2024 auslaufen zu lassen.

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