Mutige Gütersloherin ist 72 Stunden in gruseliger Immobilie eingesperrt

Gütersloh. Das, was Natascha Siw regelmäßig macht, klingt für viele nach einem absoluten Albtraum. Nach einem krassen Horrorfilm. Die 44-jährige Gütersloherin schließt sich 72 Stunden lang in ein stillgelegtes Gefängnis ein. Oder in eine Leichenhalle. Denn: Natascha Siw ist Geisterjägerin. Einmal im Monat inspiziert sie mit ihrem Team-Partner Patrick Wagner Lost Places in ganz Deutschland. Ihr Ziel: paranormale oder übernatürliche Phänomene dokumentieren und erforschen. Siw und Wagner sind auf der Suche nach Energien. Zwei Tage und Nächte verweilen die Hobby-Ermittler in alten Burgen, stillgelegten Lungenheilstätten oder verlassenen Villen. Die Zeitvorgabe haben sie sich als Regel auferlegt. &bdquo;Meistens geht es ohnehin erst nach 24 Stunden so richtig los“, sagt Siw. Der gesamte Aufenthalt wird gefilmt, anschließend ausgewertet, geschnitten - und veröffentlicht. Anstrengendes und teures Hobby Patrick Wagner hat Natscha Siw mit dem Geisterjagd-Fieber angesteckt. Der 35-Jährige ist seit sechs Jahren selbst ernannter paranormaler Ermittler. Angefangen hat alles mit dem Tod seiner Mutter. &bdquo;Ich habe mich damals gefragt, wo sie jetzt ist. Ist noch irgendetwas von ihr übrig?“ Wagner nimmt Kontakt zu anderen Geisterjägern auf. Erst ist er nur im Hintergrund dabei; später bringt sich der Videoproduzent aktiv ein. Das Thema lässt ihn nicht mehr los. Er gründet sein eigenes Ermittler-Team, recherchiert nach verlassenen Orten, kümmert sich um Drehgenehmigungen. &bdquo;Meine Team-Kameraden haben allerdings immer schnell wieder gewechselt“, sagt Patrick Wagner, &bdquo;viele unterschätzen, wie körperlich und mental anstrengend eine Untersuchung ist.“ Portrait: Größter Ghostbusters-Fan - der Chef von Deutschlands Fan-Club wohnt in OWL Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von PARAFlixx paranormal+ (@paraflixx) 800 Lost Places stehen auf der Wunschliste Auch die finanzielle Belastung sei für viele ein Grund, zügig wieder auszusteigen. Allein Wagners Equipment kostet knapp 6.000 Euro. Für eine Drehgenehmigung in einem alten Gebäude zahlen die Geisterjäger drei- bis vierstellige Summen; hinzu kommen Spritkosten. &bdquo;Es ist auf jeden Fall ein teures Hobby - das muss einem klar sein.“ Natascha Siw ist sich dessen bewusst. Sie ist geblieben. Seit einem Jahr sind die beiden Freunde nun als Duo unterwegs. Mehr als zehn Locations in ganz Deutschland haben sie schon gemeinsam untersucht. Erst vor wenigen Wochen haben die zwei im Hexenturm in Wagners Heimat Rüthen übernachtet. 800 Lost Places stehen noch auf ihrer Wunschliste; mehr als 100 Genehmigungen liegen schon vor. Plötzlich spuckt das Gerät das Wort &bdquo;Leder“ aus Die beiden nutzen verschiedene Geräte, um die Geister zu entdecken und mit ihnen zu kommunizieren. Infrarotkameras, Bewegungserkennung, Audiorecorder. Ihre neuste Errungenschaft: &bdquo;Alice“. Dabei handelt es sich um eine elektronische Wortdatenbank mit einem Lautsprecher. Natascha Siw erinnert sich an eine besonders intensive Erfahrung in einer alten Gefängniszelle in Ostdeutschland. Sie hat damals ganz alleine in einem der Räume übernachtet. Mitten in der Nacht sei &bdquo;Alice“ angesprungen und habe laut und deutlich das Wort &bdquo;Leder“ ausgespuckt. Siw konnte zunächst nichts mit dem Begriff anfangen. Erst bei weiteren Recherchen im Nachgang der Untersuchung fand sie heraus: In der Zelle, in der sie geschlafen hat, ist vor vielen Jahren ein Gefängnis-Insasse gestorben, der Leder gestohlen hat. &bdquo;Das hat mich schon sehr beeindruckt“, sagt Natascha Siw. Gütersloherin hört plötzlich Schritte, obwohl niemand im Raum ist Ebenfalls immer mit dabei: das &bdquo;Portal“ mit Lautsprecher. Dabei handelt es sich um ein Gerät, das echte Stimmen von Energien hörbar macht. Mal weibliche, mal männliche Stimmen. Immer wieder auch Kinderstimmen. Doch man kann die Energien laut Siw und Wagner nicht nur hören, sondern häufig auch spüren. Durch plötzlich fallende Temperaturen trotz Hochsommer, besondere Lichtkegel oder Schritte um einen herum, obwohl sich niemand sonst im Raum befindet. Lesen Sie auch: Lost Place im Kreis Gütersloh - was verbergen diese geheimnisvollen Relikte? Erster Erfolg: Ein Vertrag mit der Streamingplattform &bdquo;Paraflix“ Dass sie von vielen Menschen für verrückt erklärt werden, gehört für die Team-Partner mittlerweile zum Alltag. &bdquo;In Deutschland werden wir oft belächelt“, sagt Natascha Siw, &bdquo;aber wir merken auch, dass sich in dem Bereich etwas verändert.“ In Amerika sei das Thema &bdquo;Geisterjäger“ schon viel größer. Zahlreiche bekannte paranormale Ermittler würden mit ihren Untersuchungen und anschließenden Videos mittlerweile sogar Geld verdienen, sagt Wagner. Das Ziel haben die beiden Hobby-Jäger auch. Kürzlich haben sie einen Vertrag bei Paraflix unterschrieben, einem Streamingdienst für paranormale Videos. &bdquo;Wir sind die einzigen Ermittler aus Deutschland, die dort ihre Videos veröffentlichen dürfen“, sagt Natascha Siw stolz. Und: Im Herbst steht ihr erster Live-Auftritt an. Siw und Wagner werden bei der &bdquo;Magiccon“, einer Messe für Fantasy und Mystery, vor Publikum über ihre Untersuchungen sprechen. Siw: &bdquo;Diese Wertschätzung unserer Arbeit fühlt sich super an.“

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