Update: Gütersloher Bahnhof für einen Monat gesperrt - diese Linien sind betroffen

Gütersloh. Achtung, Komplettausfall auf allen Gleisen: Die Deutsche Bahn (DB) koppelt den Gütersloher Hauptbahnhof für 30 Tage vom Zugverkehr ab. Bereits ab kommenden Montag, 20. November, ab 4 Uhr wird die Haltestelle für einen Monat, bis Mittwoch, 20. Dezember, 19 Uhr gänzlich vom Netz genommen. Bahnreisende müssen sich auf massive Auswirkungen im Nah- und Fernverkehr einstellen. &bdquo;Für diesen Zeitraum hält dort kein Zug. Sämtliche Halte von Intercity-Express, Intercity und Regionalbahnen sind gestrichen“, bestätigte ein DB-Sprecher der &bdquo;Neuen Westfälischen“ . Ein Schienen-Ersatzverkehr zwischen Bielefeld-Brackwede und Rheda-Wiedenbrück soll die Lücke schließen. Der Grund für die Maßnahme sind die Bauarbeiten, mit denen die Bahn die Schäden am Gleisbett repariert, die sie auf einer Länge von rund 800 Metern festgestellt hat. Für Pendler wie den Gütersloher Schauspieler Andreas Ksienzyk, der sich als Hardcore-Bahnfahrer bezeichnet, ist diese Nachricht eine Hiobsbotschaft und ein Déjà-vu. Im März 2019 sorgten Brückenarbeiten in Bielefeld dafür, dass monatelang kein Zug in Gütersloh hielt. &bdquo;Das Ganze erlebe ich jetzt zum zweiten Mal. Aber damals wurde es wenigstens lange vorher angekündigt. Diesmal ist alles anders“, ärgert sich Ksienzyk vor allem über schlechte Informationspolitik. &bdquo;Die Aushänge im Bahnhof stimmen meistens nicht, am Schalter weiß keiner Bescheid und alles wird immer viel zu spät kommuniziert.“ Erst vor wenigen Tagen sei ein Zug einfach durchgerauscht. Auf Nachfrage nach den Gründen kam am Schalter ein Schulterzucken und der Ratschlag, er solle doch einfach den nächsten nehmen. Bahn begründet die Dauer mit komplexen Bau-Verfahren Für ihn der Gipfel: Erst am Donnerstag, 10.30 Uhr, hat die DB offiziell mitgeteilt, dass Gütersloh vier Tage später abgekoppelt wird. Ein Unding, findet Ksienzyk. &bdquo;Die Schadensbehebung wird zunächst in den Gleisen 1,2 und 3 durchgeführt“, teilt die DB mit. Die Dauer der Arbeiten begründet sie mit der komplexen Handhabung, mit der die durch Unterspülungen verursachten Schäden behoben werden. Hierfür wird der Gleis-Oberbau &bdquo;mit einer speziellen Beton- und Zementmischung im sogenannten Düsenstrahl-Verfahren verfestigt“. So solle eine dauerhafte Stabilität gewährleistet werden. 2024 würden die vom Güterverkehr genutzten Gleise repariert. Fest steht, dass Gütersloh während der Bauarbeiten weder von Fern- noch von Nahverkehrszügen angefahren wird. Ein Problem vor allem für Pendler. Andreas Ksienzyk arbeitet als festangestellter Schauspieler am Theater Dortmund. Mehrmals in der Woche fährt der 64-Jährige mit dem Schnellzug ins Ruhrgebiet, wo er in der Regel zwischen 10 und 14 sowie 18 und 22 Uhr arbeitet. Doch bereits jetzt ist sein Anreise-Rhythmus gehörig aus dem Takt geraten. Denn seit dem 1. November hat die Bahn im Fernverkehr einige ICE/IC-Halte in Gütersloh gestrichen. Der Grund: Aufgrund der Schäden am Gleisbett können Züge den Bahnhof derzeit nur mit 30 km/h durchqueren. Das gedrosselte Tempo wirbelte den Fahrplan durcheinander. &bdquo;Um Verspätungen im Fernverkehr zu verringern“, so die Begründung der Bahn, hatte man Verbindungen in Gütersloh ausgesetzt. &bdquo;Eine Lachnummer“, findet Ksienzyk. Aktuell muss er die Regionalbahn nutzen und in Hamm umsteigen. Die Konsequenz: Er ist ohnehin schon länger unterwegs. Dabei hat er für seine strecken-gebundene ICE-Monatskarte 227 Euro gezahlt. Nur er kann sie nicht nutzen. Auf sein Angebot, selbst nach Bielefeld zu fahren, um von dort aus den ICE nach Dortmund zu nehmen, entgegnete man ihm bei der Bahn-Hotline, dass er die Mehrkosten selber tragen müsse. &bdquo;Und das, nachdem ich in 20 Jahren mehr als 50.000 Euro für Tickets investiert habe.“ Nach einer Beschwerde hat ihm der DB-Konzern schließlich aus Kulanz ein 49-Euro-Ticket angeboten. Schauspieler will auf prekäre Lage hinweisen, die Stadt Gütersloh äußert sich Zufrieden ist Andreas Ksienzyk dennoch nicht. Die ständigen Verspätungen oder Zugausfälle haben sein Vertrauen in die Bahn empfindlich erschüttert. Damit ist er nicht allein. Mit der Gütersloher TV-Journalistin Brigitte Büscher (&bdquo;Hart aber fair“) habe er sich unlängst über eine vierstündige (!) Fahrt zwischen Düsseldorf und Gütersloh unterhalten. Ein Kollege aus Berlin sei jüngst nicht heimgekommen. &bdquo;Was, wenn ich demnächst eine Vorstellung schmeißen muss, weil die Bahn nicht pünktlich ist?“ Aktuell probt der Schauspieler am Kinder- und Jugendtheater Dortmund für das Weihnachtsmärchen – die Abenteuer von Don Quijote, der gegen Windmühlen kämpft. Ksienzyk: &bdquo;Ich habe es zwar auch mit einem Riesen zu tun, aber ich will gar nicht gegen die Bahn kämpfen.“ Er wolle vielmehr auf die prekäre Lage von Bahnreisenden und Pendlern hinweisen. Deshalb hat er sich auch an die Politik gewandt, die Grünen-Landtagsabgeordnete Wibke Brems und Bürgermeister Norbert Morkes kontaktiert. Im Rathaus hat am Donnerstag Nina Herrling, Beigeordnete für Mobilität, &bdquo;die vollständige Abbindung der Stadt Gütersloh vom Zugverkehr für einen Monat“ als &bdquo;äußerst unerfreuliche Nachricht“ bezeichnet. Der Hauptbahnhof, aber auch der Haltepunkt Isselhorst-Avenwedde, würden wichtige Mobilitätspunkte in der Stadt darstellen.Obwohl die zuständigen Kollegen der Stadt sich im regelmäßigen Austausch mit der Bahn befänden, hätte sie unmittelbar veranlasst, &bdquo;in den kommenden Wochen kontinuierlich den Baufortschritt in Erfahrung zu bringen“, so Herrling. &bdquo;ProBahn“-Sprecher: Ganzer Bahnhof gesperrt - &bdquo;das geht gar nicht“ Mit drastischen Worten reagierte Andreas Schröder, NRW-Landesvorsitzender des Fahrgastverbandes &bdquo;ProBahn“: &bdquo;Hier wird eine ganze Region abgehängt. Das ist eine Bankrotterklärung. Dass ein ganzer Bahnhof gesperrt wird, geht gar nicht.“

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