Gütersloher Landrat Sven-Georg Adenauer fährt das „schmutzigste“ Auto

Gütersloh. Alljährlich macht die Deutsche Umwelthilfe (DUH) den Dienstwagen-Check: Spitzenpolitiker, Vorstandsvorsitzende und Kirchenoberhäupter werden gefragt, mit welchen Dienstwagen sie unterwegs sind und wie klimaschädlich diese sind. Je nach CO2-Ausstoß wird anhand von Grünen, Gelben oder Roten Karten gezeigt, ob die Befragten als Vorbild dienen oder nicht. Ein Ergebnis der kürzlich veröffentlichten Umfrage: Die NRW-Landesregierung landet auf dem letzten Platz. Kein einziges Elektroauto ist hier im Einsatz, zwei Kabinettsmitglieder waren sogar mit den höchsten ausgestoßenen CO2-Werten aller Spitzenpolitiker unterwegs: Ministerpräsident Hendrik Wüst und Innenminister Herbert Reul. Und so wird bewertet: Eine Rote Karte gibt es ab einem Ausstoß von 114 g CO2/km, eine Gelbe Karte, wenn der Ausstoß zwischen 96 und 113 g CO2/km liegt. Über eine Grüne Karte darf man sich freuen, wenn das Fahrzeug den EU-weit bindenden Flottengrenzwert einhält, der zurzeit bei 95 CO2 g/km liegt. Doch wie sieht es beim heimischen Spitzenpersonal aus? Die &bdquo;NW“ hat sich bei einigen Kommunen im Kreis und bei der Kreisbehörde umgehört. Doch ob es hier Rote, Gelbe o der Grüne Karten für den CO2-Ausstoß gibt, hängt auch vom individuellen Fahrverhalten ab. Gütersloh: Bürgermeister Norbert Morkes Norbert Morkes ist mit einem BMW 530d Touring (Baujahr 2021) unterwegs, dessen CO2-Ausstoß mit 150 bis 170 g/km angegeben wird. Damit sieht Güterslohs Bürgermeister &bdquo;Rot“. Allerdings nicht nur er, da auch Beigeordnete den Wagen nutzen dürfen, wie die Stadt auf Anfrage mitteilt. Diese verfügen somit über keinen eigenen Dienstwagen. Erlaubt sind seit einer Regelung aus dem Jahr 2018 nur dienstliche Fahrten. Dafür gibt es auch einen Fahrer, der aber nicht nur den Bürgermeister kutschiert. Der Fahrer hat zudem den Fuhrpark zu betreuen, darunter auch die Dienstfahrräder, und sich auch in anderen Bereichen (Hausdruckerei) nützlich zu machen. Bei Fahrten über die Stadtgrenzen hinaus sitzt der Chef aber meistens selbst am Steuer - und oft im E-Fahrzeug aus dem Fuhrpark, was den CO2-Ausstoß reduziert. Doch warum gibt es kein E-Fahrzeug für den Bürgermeister? &bdquo;Der aktuelle Leasingvertrag des Fahrzeugs läuft im dritten Quartal aus“, heißt es. &bdquo;Eine finale Entscheidung zur Ersatzbeschaffung wurde noch nicht getroffen.“ Zu berücksichtigen seien Kriterien wie Wirtschaftlichkeit, Reichweite, Lieferzeit. Für einzelne kürzere Fahrten könnte alternativ auch ein E-Auto aus dem Fahrzeugpool genutzt werden (beispielsweise einen BMW i3). Das Thema klimafreundliche Mobilität ist durchaus präsent bei der Stadt. Die Mitarbeitenden seien angehalten, zu dienstlichen Terminen im Stadtgebiet vorrangig zu Fuß zu gehen bzw. eines der Dienstfahrräder zu nutzen. Erst kürzlich sei der Fahrrad-Pool durch zwei E-Bikes aufgestockt worden. Für Dienstreisen außerhalb des Stadtgebiets soll vorrangig der ÖPNV genutzt werden. Dienstfahrzeuge dürfen nur dann genutzt werden, wenn die genannten Alternativen nicht möglich sind oder sich unwirtschaftlich auf den Dienstbetrieb auswirken würden. Auch die Fahrzeugflotte soll dort, wo es wirtschaftlich und von den Abläufen oder Reichweiten her sinnvoll ist, schrittweise weiter umgerüstet werden auf E-Autos. &bdquo;Zudem bietet die Stadt als Benefit und Anreiz zum Umstieg auf den ÖPNV bzw. das Rad und zur Verringerung von Pendlerbewegungen (mit dem Auto) das bezuschusste Deutschlandticket für den ÖPNV, das Fahrradleasing und das mobile Arbeiten an.“ Rheda-Wiedenbrück: Bürgermeister Theo Mettenborg Mit einem brandneuen Audi A6 Avant TFSI e (Baujahr 2023), also einem Plugin-Hybrid, ist Bürgermeister Theo Mettenborg unterwegs. Der Dienstwagen kann auch für private Zwecke genutzt werden. Die Nutzung ist durch einen Ratsbeschluss aus 2009 genehmigt. Die Nutzung unterliegt dabei den steuerrechtlichen Regelungen und darüber hinaus werden die privaten Fahrten außerhalb des Stadtgebiets in Anlehnung an die Kraftfahrzeugrichtlinien NRW mit 30 Cent pro Kilometer an die Stadt erstattet, wie die Stadt mitteilt. Der CO2-Ausstoß wird von der DUH mit 156 g/km angegeben: dafür gibt’s die Rote Karte. Doch das Fahrzeug werde im Normalbetrieb überwiegend elektrisch bewegt, die elektrische Reichweite liegt bei ca. 65 Kilometer. Das senkt den CO2-Ausstoß auf bis zu 30 bis 37 g/km. Zudem lädt Mettenborg das Fahrzeug oft an seiner Wallbox, ohne es in Rechnung zu stellen, und macht innerstädtische Fahrten mit dem Dienstrad. Und warum in Rheda-Wiedenbrück kein E-Fahrzeug für den Chef? &bdquo;Die Anschaffung eines reinen Elektrofahrzeuges war bisher für die Stadt nicht wirtschaftlich“, heißt es auf Nachfrage. &bdquo;Sobald die Rahmenbedingungen es ermöglichen, kommt auch ein reines Elektrofahrzeug in Betracht.“ Einen Fahrer oder ähnlich genutzte Dienstfahrzeuge gibt es in der Stadtverwaltung von Rheda-Wiedenbrück nicht. Rietberg: Bürgermeister Andreas Sunder Ebenfalls ein Audi A6 Avant als Hybridfahrzeug (Baujahr 2021) mit ähnlicher - unterschiedlicher - CO2-Emission wie in Rheda-Wiedenbrück steht Bürgermeister Andreas Sunder zur Verfügung. Er nutzt den Wagen auch privat, zu den üblichen Konditionen. Das heißt, dass er den geldwerten Vorteil versteuert. Die Anschaffung eines E-Fahrzeugs sei derzeit nicht geplant, da der Wagen noch relativ neu ist.“ Als der Dienstwagen angeschafft worden ist, waren auf dem Markt generell kaum Elektroautos zu bekommen“, teilt die Stadt mit. &bdquo;Für längere Fahrten, die anfallen, wäre die Reichweite eines Elektroautos nicht ausreichend gewesen.“ Immerhin: &bdquo;Der Bürgermeister verfügt auch über ein Dienstfahrrad, das er für Strecken innerorts nutzt, wann immer das möglich ist.“ Weitere individuell genutzten Dienstfahrzeuge gibt es ebenso wenig wie einen Fahrer. &bdquo;Doch jeder Mitarbeiter kann sich aus einem Pool von fünf Dienstwagen ein Auto reservieren, allerdings ausschließlich für dienstliche Fahrten.“ Vier der Fahrzeuge seien rein elektrisch angetrieben. &bdquo;Der fünfte ist ein älterer Benziner, der im Lauf dieses Jahres gegen ein elektrisches Fahrzeug ausgetauscht wird.“ Verl: Bürgermeister Michal Esken Bürgermeister Michael Esken steht in Verl ein Mercedes-Benz EQC 400 AMG Line 4MATIC (Baujahr 2022) als E-Dienstfahrzeug zur Verfügung. Der CO2-Ausstoß liegt bei rund 94 g/km (berechnet nach dem Strommix 2022), damit gibt es eine Grüne Karte. Weitere Dienstwagen gibt es nicht. Aber Dienstfahrräder, die auch der Bürgermeister nutzen kann. Das Dienstfahrzeug nutzt der Bürgermeister gemäß eines Erlasses des Landes NRW. Harsewinkel: Bürgermeissterin Sabine Amsbeck-Dopheide In der Verwaltung der Stadt Harsewinkel sind zwei Peugeot 208e aus dem Jahr 2020 im Einsatz. Auch der Bauhof und das Wasserwerk verfügen je über ein E-Fahrzeug dieser Marke. Der CO2-Ausstoß liegt nach deutschem Strommix von 2022 bei rund 68 g/km. Es handelt sich also um reine Poolfahrzeuge. Bürgermeisterin Sabine Amsbeck-Dopheide sieht man aber nur sehr selten in diesen Autos. Sie ist bekannt dafür, alle Wege mit dem Fahrrad zu erledigen. Allenfalls als &bdquo;Beifahrerin“ mit anderen Angestellten der Verwaltung werden Fahrten gemeinsam erledigt. Und da der Strom fürs Laden zumindest am Rathaus per Photovoltaik entsteht, ist das Fahren auch weitgehend CO2-frei. Dafür gäbe es nicht nur die Grüne Karte der Deutschen Umwelthilfe, sondern auch einen &bdquo;Daumen hoch“: für den Verzicht aufs eigene Dienstfahrzeug. Kreisbehörde: Landrat Sven-Georg Adenauer Ganz anders sieht es bei der Kreisbehörde aus. Landrat Sven-Georg Adenauer ist mit dem aus Klimaschutzsicht &bdquo;schmutzigsten“ Auto unterwegs. Sein Dienstwagen ist ein Audi A8 L 50 TDI Quattro aus dem Jahr 2022 (Leasingfahrzeug, das jährlich gewechselt wird). Den Verbrauch gibt der DUH mit 199 g CO2/km an. Damit würde sich Adenauer eine Rote Karte abholen. Beim Audi des Landrats sieht der DUH aber gleich doppelt rot, weil es sich um ein Dieselfahrzeug handelt: &bdquo;Aufgrund der Erkenntnisse aus dem Abgas-Skandal, wonach offensichtlich bei allen bisher untersuchten Diesel-Pkw mit einer Abschaltvorrichtung die Abgasemissionen auf der Straße stark erhöht sind, sind Diesel-Pkw nicht nur extrem klimaschädlich, sondern auch extrem gesundheitsschädlich.“ Für seine Dienstfahrten steht Adenauer ein Fahrer zur Verfügung. Der ist laut Kreis auch für das Fuhrparkmanagement sämtlicher Dienst-Pkw (unter anderem Leasingverträge, Tausch der Leasingfahrzeuge, Werkstattbetreuung, Werterhaltung, etc.) zuständig und übernimmt unter anderem auch Kurierfahrten und Aufgaben des zentralen Dienstes. Ein in der Klimabilanz günstigeres E-Fahrzeug kommt nach Angaben von Kreissprecher Jan Focken &bdquo;wegen der Reichweite“ nicht in Frage. Dahin gehend bleibe die technische Entwicklung abzuwarten. Auch privat nutzt Adenauer den Wagen, abgerechnet wird dann über ein Fahrtenbuch. Weitere Dienstfahrzeuge, die etwa von Fachbereichsleitern in ähnlicher Weise genutzt werden, gibt es beim Kreis nicht. Lediglich für Kreisdirektorin Susanne Koch gebe es ein reserviertes Dienstfahrzeug. Auch hier würden die tatsächlichen Kosten verrechnet.

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