Drogen und Müll vor dem Gütersloher Rathaus - Anwohner und Händler sind verärgert

Gütersloh. Die Geschäftstreibenden an der Berliner Straße sind verzweifelt. Jeden Abend ab etwa 17 Uhr lungern Cliquen von Jugendlichen bis tief in die Nacht rund um den Gütersloher Konrad-Adenauer-Platz am Rathaus, nehmen nach Angaben der Unternehmer Drogen, trinken Alkohol und hinterlassen jede Menge Müll. "Das Gefühl, das man hat, wenn man abends oder nachts vor die Tür geht, ist kein gutes", beschreibt Peter Oesterhelweg von der gleichnamigen Immobilienfirma die Situation. Die Geschäftstreibenden sind es leid. Andreas Sentker, Inhaber von Foto Ramhorst, erzählt im Gespräch mit dieser Zeitung von Blumenkübeln, in die uriniert wurde. Auch große Ausscheidungen habe er schon einmal zwischen seinen Pflanzen vor dem Laden gefunden und anschließend entsorgen müssen. "Mitunter ist das ziemlich eklig, was ich hier vor dem Geschäft wegräumen muss", sagt auch Schuhmacher Michael Schulze. Regelmäßig finde er vor seiner Ladentür leere Flaschen, kaputte Luftballons und anderen Müll. Ein Verantwortlicher des Restaurants Salatbar möchte namentlich nicht genannt werden, zu groß sei die Angst vor etwaigen Reaktionen seitens der Herumlungernden. Er erklärt: "Abends traut man sich nicht in die Berliner Straße. Das ist ein beliebter Drogenplatz. Und jeder weiß das." In seinen Blumenkübeln vor der Salatbar seien immer wieder Drogen versteckt worden. In der Folge habe er seine Pflanzen weggeräumt. Die Reaktion darauf? Die Fensterscheiben seines Geschäfts würden jetzt regelmäßig bespuckt. Anwohner in Gütersloh fühlt sich von herumlungernden Jugendlichen gestört Norbert Braun ist Anwohner der Berliner Straße und lebt dort nach eigenen Angaben seit 22 Jahren. Durchs Wohnungsfenster beobachtet der 80-Jährige beinahe täglich das nächtliche Treiben auf der Straße. In der Regel sind dafür Jugendliche verantwortlich, ist er sich sicher. Er und seine Ehefrau fühlen sich gestört. Gestört von der Lautstärke. Gestört von dem respektlosen Verhalten der Feiernden. Gestört vom hinterlassenen Dreck. "Das kann man sich nicht vorstellen was hier jede Nacht los ist", sagt Braun. Erst neulich habe er zwei junge Männer beobachtet, die jeweils eine Pistole mit sich geführt hätten. "Ich konnte nicht erkennen, welche Arten von Pistolen es waren. Aber es waren welche", ist er überzeugt. Regelmäßig kontaktiere er, so auch viele Geschäftstreibende, die Polizei sowie das Ordnungsamt. "Doch geschehen tut nichts." Norbert Braun ist sauer. Er würde sich wünschen, dass härter durchgegriffen wird und der Konrad-Adenauer-Platz mit der Zeit auch nachts wieder zum flanieren einlädt. Erst am Montagabend, 27. März, sind Einsatzkräfte der Gütersloher Polizei zur Berliner Straße ausgerückt. Das bestätigt Pressesprecherin Katharina Felsch auf Anfrage. Einzelheiten möchte sie nicht nennen. Sie erklärt, dass ein Schwerpunkt der Polizeiarbeit im kürzlich vorgestellten Konzept "Sichere Innenstadt Gütersloh" liegt. Dabei liegt ein Fokus auch auf der Berliner Straße sowie dem Konrad-Adenauer-Platz. Details dazu nennt sie aus ermittlungstaktischen Gründen nicht. Sollten Geschäftstreibende, Anwohner oder Passanten verdächtige Beobachtungen machen, bittet die Polizeisprecherin darum die Durchwahl 110 zu wählen. Anwohner und Händler in Gütersloh ziehen sich hinter Schutzgitter zurück In Reaktion auf die nächtlichen Gegebenheiten hat Peter Oesterhelweg seine Einfahrt an der Berliner Straße mit einem Gittertor versehen. Schließlich befinde sich gleich nebenan, unter dem Parkdeck der ehemaligen Commerzbank, ein bei den Jugendlichen beliebter Treffpunkt. Auch Anwohner Norbert Braun hat vor seine Eingangstür ein kleines Gitter anbringen lassen. "So weit ist es schon gekommen", sagt Braun enttäuscht. Anwohner und Unternehmer machen für die Situation an der Berliner Straße einerseits das kostenlose WLAN auf dem Konrad-Adenauer-Platz, andererseits auch die Kioske an der Straße mitverantwortlich. Hier werde der Alkohol eingekauft, getrunken wird er dann vor den anderen Geschäften. Weil das Internet gut und kostenlos ist, steige die Aufenthaltsqualität für die Cliquen. Ein Mitarbeiter des Kiosks Am Rathaus gibt ebenfalls an, das Treiben der Jugendlichen rund um den Rathausplatz beobachtet zu haben. Er distanziert sich im Gespräch von den Gruppen und erklärt explizit nichts mit ihnen zu tun zu haben. Ein Mitarbeiter des Kiosks Mini Market äußert sich ähnlich: "Die Jugendlichen hören nicht, wenn man ihnen sagt, dass sie verschwinden sollen. Das geht bei denen an der einen Seite rein in den Kopf, an der anderen Seite dann wieder raus." Namentlich wollten beide Männer nicht genannt werden. Zumindest einer der beiden Kioske untersagt mit Hilfe eines Schildes den Aufenthalt vor dem Geschäft. Drogen, Müll und mehr vor dem Rathaus: Das sagt die Stadt Gütersloh "Der Konrad-Adenauer-Platz ist ein beliebter und belebter Platz mit einer hohen Aufenthaltsqualität. Genau dafür wurde er geschaffen", sagt Thomas Könnecker, Beigeordneter für den Bereich Ordnung, und ergänzt: "Dass sich auf einem zentralen Platz in der unmittelbaren Innenstadt auch in den Abend- und Nachtstunden Menschen aufhalten, ist normal." Der Platz und das Umfeld werden täglich durch die Stadtreinigung gereinigt, erklärt der Beigeordnete weiter. "In unregelmäßigen Abständen gehen bei uns vereinzelt anonyme Beschwerden über Ruhestörung und Müll-Anfall ein. Beschwerden von anliegenden Geschäftsleuten sind uns nicht bekannt." Die Handlungsmöglichkeiten der Stadt seien begrenzt. Zum Beispiel mache der städtische Außendienst in den wärmeren Monaten des Jahres bis in die Nacht hinein Kontrollgänge. Außerdem bestehe insbesondere im Innenstadtbereich "eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit“ mit der Polizei. Annette Blumenstein, Pressesprecherin der Stadt, hebt die tägliche Reinigung von Berliner Straße, Friedrich-Ebert-Straße und Strengerstraße hervor, die von Montag bis Freitag gegen 7 Uhr morgens stattfindet. Beidseitige Gehwege, Parkbuchten sowie die Straßenflächen werden mit einer Kleinkehrmaschine gesäubert. "Darüber hinaus ist ein Handreiniger im Einsatz, der mittels Laubbläser der Kleinkehrmaschine zuarbeitet, um schlecht zugängliche Stellen auszublasen und Zigarettenkippen zu entfernen", geht die Sprecherin ins Detail. Zwölf Mülleimer rund um das Gütersloher Rathaus Im Weiteren befinden sich auf der gegenüberliegenden Seite des Rathauses zwei Papierkörbe, auf dem Konrad-Adenauer-Platz sind es zehn. Je nach Jahreszeit werden die Behälter zwei- bis dreimal täglich entleert. Samstags findet die beschriebene Reinigung gegen 10 Uhr statt, sonntags erfolgt die Reinigung gegen 8 Uhr. Händler und Anwohner sind für die tägliche Reinigung dankbar, geben sie im Gespräch an. Das grundsätzliche Problem, dass Menschen abends auf dem öffentlichen Platz in Gütersloh herumlungern und sich beinahe täglich daneben benehmen, werde dadurch aber nicht gelöst. "Man würde sich wünschen, die Straße würde einmal nicht morgens früh gereinigt. Dann würden alle Menschen, die erst später vor die Tür gehen, sehen, was hier immer los ist", sagt Anwohner Norbert Braun.

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