Erstmals seit zehn Jahren: Darum gräbt am Gütersloher Luttersee wieder ein Bagger

Gütersloh. Für viele Menschen im Kreis Gütersloh würde sich der Luttersee in Blankenhagen als das ideale Naherholungsgebiet anbieten. Doch das in Privatbesitz befindliche und gewerblich genutzte 16,2 Hektar große Areal an der Brockhagener Straße scheint von der Umsetzung einer solchen Idee weiterhin weit entfernt zu sein. Aktuell wird in dem Baggersee wieder Sand abgebaut, nachdem die Tätigkeiten vorher jahrelange zum Erliegen gekommen waren. &bdquo;Es ist etwa zehn Jahre her, dass zum letzten Mal die Bagger tätig waren. Jetzt laufen die Arbeiten wieder unter Hochdruck“, sagt Frank Wagemann (39), Betriebsleiter von der Tiefbaufirma Kurt Wagemann. Das Haller Unternehmen nimmt aktuell die Restentsandung vor, die in gut zwei Wochen abgeschlossen sein soll. Der komplette Prozess mit Vermarktung des Sandes und Rekultivierung des Areals könnte sich jedoch bis Ende des Jahres 2026 hinziehen, schätzt Unternehmer Wagemann. Ein heller Berg hat sich aufgetürmt und die Wasserfläche ist gewachsen: Der Luttersee ist in den letzten Wochen größer geworden. Er misst nach offiziellen Angaben der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Gütersloh mittlerweile 7,8 Hektar und könnte noch um einen Hektar vergrößert werden. Wem gehört der Luttersee in Gütersloh? Der Grund dafür ist der Saugbagger eines von Wagemann beauftragten holländischen Unternehmens, der sich seit dem 3. Dezember immer wieder durch den Boden des Sees frisst, um das kostbare Gut an die Oberfläche zu befördern. &bdquo;Sand braucht jeder. Dieser wird vorwiegend als Füllsand oder entsprechend aufgearbeitet für die Bauindustrie im Haus- und Straßenbau verwendet und ist nach der Entwässerung in fünf Wochen verkaufsfertig“, erklärt Frank Wagemann beim Blick über den imposanten Sandhügel. Der Luttersee befindet sich seit April 2013 in Besitz des Sassenbergers Christoph Habrock. Der Diplomingenieur hatte das Gelände damals bei einer Zwangsversteigerung im Amtsgericht gekauft – zum Preis von 250.000 Euro. Seine Pläne mit dem Grundstück, so erklärte der Eigentümer damals, wolle er der Öffentlichkeit vorstellen, wenn die Zeit reif dafür sei. Möglicherweise werde außer Sandabbau und Angeln, der Sportfischereiverein Rheda-Gütersloh hat einen bis 2025 laufenden Pachtvertrag abgeschlossen, aber auch gar nicht viel passieren, so Habrock damals. Aktuell läuft beides parallel. &bdquo;Das funktioniert gut. Wir haben ein sehr harmonisches Verhältnis zu den Anglern. Natürlich fühlen sie sich gerade etwas in ihrer Tätigkeit gestört, aber ein Ende der Baggerarbeiten ist ja absehbar“, erläutert Frank Wagemann. Bagger schafft 3.000 Kubikmeter am Tag Die komplette Restentsandung des Baggersees, die in Summe insgesamt eine Zeit von etwa sechs Wochen erforderlich macht, hat das Haller Tiefbauunternehmen (65 Mitarbeiter) bewusst in die Zeit von Dezember bis Anfang April gelegt. &bdquo;Da ist es noch ruhiger, wenn es um Tiere, Angler oder auch Badegäste geht“, erklärt der Bau-Experte. Gerade das Thema illegale Badegäste habe neben dem Ordnungsamt und der Polizei auch seinem Unternehmen sowie den Anglern in den letzten Jahren immer wieder zu schaffen gemacht. &bdquo;Wenn wir an der einen Seite die beschädigten Zäune repariert haben, waren an der anderen Seite schon wieder Löcher drin.“ Um die Risiken, die in Folge der Abgrabungsarbeiten im Baggersee etwa durch Abbruchkanten oder Strömungen noch erhöht werden, zu minimieren, sei das Areal im Gros mit einem zusätzlichen Bauzaun abgesichert worden. Legt der Bagger los, bestrahlt er mit Wasserdruck das umliegende Erdreich, um es zu lösen. Dann saugt die Maschine, die vor Blankenhagen zuletzt in Österreich und Portugal eingesetzt wurde, das Sand-Wassergemisch ab und befördert es über ein Pumpensystem nach oben ins Spülfeld. &bdquo;Der Bagger schafft 3.000 Kubikmeter am Tag“, erzählt Frank Wagemann. Für den Luttersee hat die Untere Naturschutzbehörde des Kreises eine Abgrabungstiefe von maximal zwölf Metern genehmigt. &bdquo;Doch da kommen wir nie hin. Die Tiefe ist im Prinzip ausgeschöpft“, sagt der Tiefbauer. Denn mittlerweile sei man auf &bdquo;Schluff“ gestoßen, also Lehmboden. Und der sei nicht zu gebrauchen. Enttäuschung über Abbaumenge: Nur halb so viel Sand wie kalkuliert Verdruss bereitete die Entdeckung, dass sich die 1992 erstmals vom Kreis genehmigten Abbaumenge, die im Antrag einst auf 800.000 Kubikmeter und zuletzt vor etwa zehn Jahren noch auf 200.000 Kubikmeter geschätzt wurde, in der Realität noch einmal deutlich verringert hat. &bdquo;Wir kommen annähernd noch auf 100.000 Kubikmeter, haben aber damals mit doppelt so viel gerechnet“, sagt Frank Wagemann. Ein Problem, das man womöglich über den Preis lösen müsse. Ohnehin muss der Erdbau-Spezialist knallhart kalkulieren, denn auch in der Baggersee-Branche rinnt einem das Geld scheinbar wie Sand durch die Finger. &bdquo;Der Bagger braucht Diesel und Heizöl. Die Förderkosten sind in den letzten Jahren um mehr als die Hälfte gestiegen“, sagt Frank Wagemann. Das selbst-schwimmende Beförderungsrohr, das vor dem Ukraine-Krieg preislich noch bei 7.000 Euro gelegen hätte, koste ihn mittlerweile 12.000 Euro. Kreis Gütersloh: So muss rekultiviert werden &bdquo;Wir werden jetzt den restlichen Sand von der Fläche abgraben und dann ist gut“, erklärt Frank Wagemann. Allerdings dürfte es noch zwei bis drei Jahre dauern, bis sich das Halle Unternehmen endgültig vom Luttersee verabschiedet. &bdquo;So lange könnte die Vermarktung dauern, je nach Bautätigkeit.“ Zudem muss der See nach Ausschöpfung der Abgrabungsgenehmigung rekultiviert werden. Das beinhaltet nach Angaben der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises unter anderem den Abbau aller technischen Anlagen einschließlich der Fundamente sowie den Abbau von Zäunen und Toren oder das Anlegen von Flachwasserzonen und Amphibiengewässern sowie Gehölz-Pflanzung. Spätestens dann wird man sich in Gütersloh wohl auch wieder mit dem Thema des Naherholungsgebietes am Luttersee in Blankenhagen befassen. Auch für Frank Wagemann bietet der Baggersee ideale Voraussetzungen. &bdquo;Das Beispiel Feldmarksee in Sassenberg zeigt doch, dass so etwas entwickelt werden kann und prima funktioniert.“

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