KI ist in Gütersloher Schulen angekommen: „ChatGPT verschärft bestehendes Problem“

Gütersloh. Der ChatGPT, ein vom US-amerikanischen Unternehmen OpenAI entwickeltes Online-Dialogsystem, das auf Künstlicher Intelligenz (KI) basiert, wurde am 30. November 2022 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Seitdem steigen die Nutzerzahlen rasant. Innerhalb von nur fünf Tagen nach Veröffentlichung soll bereits die Marke von einer Million Nutzer erreicht worden sein. Zum Vergleich: Das soziale Netzwerk Instagram soll diese Zahl erst nach etwa zweieinhalb Monaten erreicht haben. Einfach erklärt, kann der Nutzer dem Chatbot jede beliebige Frage stellen. Dieser spuckt auf Basis von einer Vielzahl an Texten eine inhaltlich passende Antwort aus. Auch kann der Bot Gedichte, Programmiercodes oder Anleitungen schreiben. Das bietet dem Anwender nahezu unbegrenzte Möglichkeiten. In Medienberichten aber taucht immer wieder die Kritik auf, Schüler nutzten die KI, um Hausaufgabe und Referate zu erledigen. Fragt man den ChatGPT danach, ob er eine Gefahr für Schulen darstellt, dann antwortet dieser selbstkritisch: "Es kann Gefahren geben, wenn es um die Verwendung von GPT in Schulen geht. Wenn Schüler Zugang zu GPT haben, kann es für sie zu einfach werden, sich auf die Arbeit anderer zu verlassen, anstatt ihre eigenen Fähigkeiten zu entwickeln. Es kann auch dazu führen, dass Schüler nicht mehr in der Lage sind, zwischen vertrauenswürdigen und unzuverlässigen Informationen zu unterscheiden.“ Schülerinnen und Schüler in Gütersloh nutzen ChatGPT Auch in Gütersloh ist der Chatbot schon in den Schulen angekommen. Vereinzelt nutzen Schüler die künstliche Intelligenz, um Hausaufgaben, Referate und Co. zu erstellen. Schulen ist das mitunter ein Dorn im Auge. Axel Rotthaus, Schulleiter des Städtischen Gymnasiums, erklärt: &bdquo;Die neuen Fähigkeiten des ChatGPT können durchaus dazu führen, dass die Eignung von Prüfungsleistungen mit Blick auf die Urheberfrage neu bewertet werden muss. Tatsächlich verschärft ChatGPT Probleme, die es schon lange gibt.“ Das Internet biete viele Möglichkeiten für Schülerinnen und Schüler, fertige Hausaufgaben und Referate zu beziehen. Rotthaus weiter: &bdquo;Für Hausaufgaben gibt es in der Schule keine Noten. Ein Grund dafür ist, dass sich eben kaum sicher ausschließen lässt, dass Papa oder die große Schwester die wahren Autoren sind oder eben, dass die Hausaufgabe aus dem Internet kopiert wurde.“ Schulen seien daher klug beraten, die aktuelle Entwicklung der KI im Blick zu behalten. &bdquo;Im Grunde verschärft ChatGPT aber ein bestehendes Problem, nämlich die Prüfung der Autorenschaft einer Leistung.“ Inhalte von künstlicher Intelligenz müssen nicht immer richtig sein Julius-David Friedrich ist Projektleiter des Hochschulforums Digitalisierung am Centrum für Hochschulentwicklung in Gütersloh. Der Experte ordnet ein: &bdquo;ChatGPT beruht auf einem Sprachmodell, nicht auf einem Wissensmodell. Aus Texten, mit denen er gespeist wurde, generiert der Bot eigene Formulierungen. Er generiert statistisch zu erwartende Wörter und Sätze.“ Inhaltlich müssen die Ergebnisse also nicht immer richtig sein. In jedem Fall aber würden sie sich gut lesen und anhören. &bdquo;ChatGPT kann zum Beispiel nicht richtig zitieren und erfindet mitunter Quellen“, nennt Friedrich ein Beispiel für die Grenzen der KI. &bdquo;Dennoch hat die Leistungsstärke des Chatbots selbst Experten überrascht.“ Laut Aleksandra Klofat, Data Scientist und promovierte Volkswirtin sowie Herausgeberin des KI-Blogs &bdquo;datenverstehen.de“, ist es wichtig, das Programm kritisch zu hinterfragen. &bdquo;ChatGPT generiert Texte anhand von Quellen aus dem Internet, ohne diese anzugeben. Für Firmen, die Content erstellen, kann das zum Problem werden. Der Bot hebelt deren Geschäftsmodelle aus.“ Auch habe die Nutzung des Chatbots Auswirkungen auf die Gehirnstrukturen von Heranwachsenden. &bdquo;Wenn die KI unseren Kindern alles abnimmt, dann kann dies auf Dauer gefährlich sein“, sagt die Gütersloherin. &bdquo;Ihnen wird der Lernprozess genommen. Sie verpassen es, kritisches Denken und das Hinterfragen von Dingen zu erlernen.“ Gütersloher KI-Experten: ChatGPT hat viel Potenzial für die Zukunft Für Julius-David Friedrich nimmt der Chatbot aber auch die Funktion eines &bdquo;Brandbeschleunigers“ ein: &bdquo;Die reine Wissensabfrage ist nicht mehr zielführend wie zum Beispiel bei Klausuren ohne Hilfsmittel.“ Schließlich sei Wissen problemlos mit Hilfe des Internets abrufbar. &bdquo;Bildung ist aber mehr als Wissen. Zukünftig muss vor allem auch Problemlösungskompetenz eine viel größere Rolle spielen. ChatGPT kann diesen Prozess beschleunigen.“ Bei all der Kritik am ChatGPT, biete die KI auch Möglichkeiten für die Zukunft. Aleksandra Klofat nennt beispielhaft den Einsatz des Bots als Assistenz von Experten aus diversen Bereichen. &bdquo;ChatGPT kann den Output liefern und der Experte überprüft die Inhalte dann auf ihre Richtigkeit. Ich kann mir das im juristischen Bereich gut vorstellen.“ Data Scientist aus Gütersloh: ChatGPT ist keine KI, die von alleine lernt ChatGPT ist nach Angaben der Expertin aus Gütersloh übrigens keine KI, die sich anhand ihrer Erfahrungen mit Nutzern weiterentwickelt. Sie lernt also nicht von alleine und wird nicht automatisch schlauer. Stattdessen ist sie auf Training angewiesen. Der Wissensstand des Bots ist derzeit noch bis einschließlich des Jahres 2021 begrenzt. Updates könnten folgen. Generell gelte es, ChatGTP nicht zu verteufeln. &bdquo;Die Entwicklung lässt sich nicht mehr aufhalten“, sagt Klofat. &bdquo;Wir müssen sie für unsere Vorteile nutzen. Es muss lediglich bewusst sein, welche Risiken sie birgt.“ Ähnlich äußert sich auch Friedrich: &bdquo;ChatGPT ist nicht der Untergang des Abendlandes, noch die Revolution, die alles auf links drehen wird. Es gilt, den Bot kritisch zu reflektieren und sich damit auseinanderzusetzen.“ Schulleiter aus Gütersloh glaubt Unterschiede zu bemerken Der Bot ist übrigens bei weitem nicht an allen Schulen in Gütersloh Thema. Laut Lutz Hamann, Schulleiter der Freiherr-Vom-Stein-Realschule sei die Nutzung der KI seitens der Schüler auch eine Frage des Alters. Würde ChatGPT von Schülerinnen und Schülern zum Erstellen einer Hausaufgabe verwendet werden, ist sich Hamman sicher: &bdquo;Wir haben das Thema im Kollegenkreis besprochen und sind für uns zu dem Schluss gekommen, dass wir den sprachlichen Unterschied der Arbeit bemerken würden.“

Meistgelesen