Gütersloher Tierschützer schlägt Alarm wegen Vogelkäfig im Botanischen Garten

Gütersloh. Der Wind pfeift durch die kahlen Bäume im Gütersloher Stadtpark. Es regnet. Draußen ist’s ungemütlich. Doch das stürmische Wetter scheint das hellblaue Federvieh an diesem Freitagnachmittag im Vogelhäuschen am Palmenhauscafé im Botanischen Garten wenig zu beeindrucken. Drinnen, im Innengehege der Zebrafinken, herrscht regsamer Betrieb. Draußen, hinterm Maschendrahtzaun, wird munter gezwitschert unter den Nymphen- und Wellensittichen. Den Vögeln in der rund drei mal vier Meter großen und 2,50 Meter hohen Voliere scheint es offensichtlich gut zu gehen. Doch ein Gütersloher Bürger betrachtet das anders. Seiner Meinung nach werden &bdquo;die Wellensittiche total verkorkst zur Schau gestellt“. Die Haltung in der gegenwärtigen Form sei nicht artgerecht. Deshalb hat sich der Mann offiziell über die Lebensbedingungen beschwert und für ein bauliche Veränderungen appelliert. Bei der Stadt Gütersloh sieht man hingegen keinen Handlungsbedarf und verweist darauf, dass die Voliere erst vor zwei Jahren unter Hinzuziehen von Fachleuten aufwendig erweitert worden ist. Schneller als der Verkehr auf der A2 &bdquo;Ein Wellensittich kann in drei Stunden durchschnittlich 100 Kilometer Strecke fliegen, ist also schneller als der Verkehr auf der A2 in Hauptverkehrszeiten.“ Aktuell würden seine &bdquo;kleinen blauen Freunde“ in ihrer Voliere durch ein Fenster aber nur auf drei bis vier Metern hin und her fliegen. &bdquo;Zu wenig“, findet der 40-Jährige, der anonym bleiben will. &bdquo;Ich bin kein Aktivist oder Tierschützer und will meine Person in den Fokus rücken, aber ich sehe hier ein Problem und möchte eine Debatte anregen.“ Deshalb habe er sich auch an die &bdquo;Neue Westfälische“ gewandt. Bürger wünscht sich mindestens zehn Meter Freiflugfläche Bei Spaziergängen seien ihm immer wieder die widrigen, engen Bedingungen übel aufgestoßen. Sein Kritikpunkt: &bdquo;Die Vögel können sich so ja kaum entfalten.“ Einst sei er selbst Halter von Wellen- und Nymphensittichen gewesen, erklärt der gebürtige Berliner: &bdquo;Ich weiß halt, was sie brauchen.“ Nämlich deutlich mehr Platz als aktuell. Mit dem Wunsch nach Veränderung hat er sich daher auch per Bürgerbegehren via E-Mail an Daniela Toman gewandt, die als Diplom-Ingenieurin für den Fachbereich Grünflächen der Stadt arbeitet. Durch ihre Funktion als 1. Vorsitzende des &bdquo;Förderkreis Stadtpark/Botanischer Garten“ nimmt sie in dem Fall eine Doppelrolle ein. Der Tierschützer konkretisiert ihr gegenüber seine Forderungen. Noch am Donnerstag, 12. Januar, schreibt er: &bdquo;Ich appelliere an Ihr Gewissen, einen Teil der Lavendel-Beete einzugrenzen, und eine größere Voliere mit mindestens zehn Metern Freiflugfläche zu schaffen.“ Musterbeispiel: Vogelpark Heiligenkirchen Ferner wünsche er sich mehr abwechslungsreiche Grünkost sowie feuchte Sträucher. &bdquo;Weil sich, meiner Erfahrungen nach, nicht alle Sittiche gerne in einer Wasserschale waschen.“ Als Musterbeispiel für artgerechte Haltung diene der Vogelpark Heiligenkirchen. &bdquo;Da herrscht eine ganz andere Atmosphäre.“ Ähnliches Flair erhofft sich der Gütersloher nun auch durch eine kleine bauliche Veränderung für die Voliere im Botanischen Garten. &bdquo;Die Mittel sind ja da. Ich sehe, wie gepflegt der Park ist.“ Und diese paar tausend Euro wären nun mal eine lohnenswerte Investition, findet der Vogelfreund. Fachmann bezieht Stellung, Verein hat sich aufgelöst Bei der Stadt Gütersloh dürfte die Eingabe des Mannes jedoch auf wenig Gegenliebe stoßen. Die Voliere im Botanischen Garten ist im Herbst/Winter 2020 umfangreich erweitert und umgebaut worden. &bdquo;Dabei wurde der Volieren-Raum verdoppelt“, stellt Daniela Toman klar. Der Umbau hätte zudem in enger Begleitung und Beratung durch Fachleute des Vogelschutz- und Liebhaber-Vereins Friedrichsdorf und Umgebung stattgefunden. Der Verein hat sich zwar am 31. Dezember 2021 aufgelöst, doch der ehemalige Vorsitzende Hermann Stelbrink ist nach wie vor im Thema. Der 78-jährige Experte versichert: &bdquo;Mit der Voliere im Botanischen Garten ist alles okay, der Platz ist ausreichend.“ Wichtig sei, dass die Vögel einen Schutz vor Wind und Regen hätten. Den haben sie. Seit dem Umbau vor zwei Jahren hätten die Wellen- und Nymphensittiche sowie die Zebrafinken die Möglichkeit sich im Außengehege oder auch im Innengehege aufzuhalten, erläutert Daniela Toman. &bdquo;Je nach Witterung kann der Innenraum entweder geschlossen oder geöffnet werden.“ Gütersloher Expertin: "Kein ungewöhnliches Verhalten der Vögel" Die aktuell etwa 30 Tiere haben zusätzlich der Übergangszeit die Möglichkeit, eine Fensteröffnung zum Wechsel der beiden Gehegeteile zu nutzen. Daniela Toman stellt klar: &bdquo;Nach unseren Beobachtungen gibt es kein ungewöhnliches Verhalten der Vögel in den beiden Schwärmen.“ Weder würden Kämpfe stattfinden noch andere Auseinandersetzungen oder Hackereien. Die für die Vögel zuständige Kollegin variiere die Fütterung &bdquo;auch mit Zugabe von frischen Blättern“ und ähnlichem. Die Stadt Gütersloh sieht die Haltung der Ziervögel neben dem Palmenhauscafé sehr wohl als artgerecht an. Aus ihrer Sicht besteht keine Notwendigkeit für weitere Maßnahmen.

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