Brandruine in Gütersloh soll abgerissen werden: Jetzt hat es wieder ein Feuer gegeben

Gütersloh. An der Brandruine Parkschänke hat es am Mittwoch, 11. Januar, erneut gebrannt – diesmal allerdings auf kleiner Flamme. Im Hinterhof des Komplexes war auf einem Feuerplatz lediglich ein Haufen Abfälle entzündet worden. Da die Rauchentwicklung aber erheblich war, der Rauch zudem in das bewohnte Gebäude auf der Rückseite der Schänke zog, waren etliche Einsatzkräfte ausgerückt. So standen auf der Alten Verler Straße Feuerwehrleute der Berufsfeuerwehr und des Löschzuges Gütersloh bereit, ferner Rettungsdienst, Polizei und Notarzt. Die Befürchtung war, dass Menschenleben gefährdet seien - so zumindest lautete die Meldung, als um 8.43 Uhr der Alarm auslöste. Vier Personen seien unter der Adresse gemeldet. Aufgabe sei es, sie zu bergen und zugleich zu verhindern, dass sich das Feuer ausbreitet. Ein Teil des Gebäudekomplexes, das direkt an die Ruine angrenzende ehemalige Bauernhaus von 1713, steht unter Denkmalschutz und gilt noch als erhaltenswert. Wie sich vor Ort heraus stellte, war die Lage jedoch weniger ernst als befürchtet. Als problematisch erwies sich vielmehr, dass sich die Bewohner, wie Einsatzleiter Andreas Pollmeier berichtet, &bdquo;wenig kooperativ“ zeigten. &bdquo;Sie weigerten sich, die Einsatzkräfte ins Haus zu lassen. Obwohl deutlich zu erkennen war, dass der Rauch aus dem Garten in ihr Haus zog, lehnten sie es ab, die Türen zu öffnen.“ Ein solches Verhalten sei, gelinde gesagt, unüblich und habe die Einsatzkräfte verblüfft. Nur unter Mühen sei es ihnen schließlich gelungen, das Haus zu betreten. Verfahren wegen Ordnungswidrigkeit eingeleitet Ergebnis: Entwarnung. Die Bewohner hätten sich zwar geweigert, das Haus zu verlassen, gleichwohl habe man feststellen können, dass keiner von ihnen eine Rauchvergiftung erlitt. Gegen 10 Uhr waren alle Einsatzkräfte ruhigen Gewissens wieder abgezogen. Das Feuerchen im Hinterhof hatten sie rasch gelöscht, die Barrieren und Bauzäune wie vorher platziert. Auf mehr als ein Ordnungswidrigkeitsverfahren laufe es nicht hinaus, so ein Polizeisprecher. Derweil schossen unter den Passanten, die am Einsatzort vorbei kamen, die Spekulationen ins Kraut. Ihr erster Verdacht: Brandstiftung. Sechseinhalb Jahre nach dem verheerenden Feuer, bei dem die Gaststätte bis auf die Grundmauern niederbrannte, habe erneut jemand Hand angelegt. Der Zeitpunkt sei verdächtig: Es ist gerade ein paar Wochen her, dass sich die Stadt den Schandfleck nicht mehr länger ansehen mag und eine Abrissverfügung erlassen hat. Bis Ende Mai, so die Verfügung, muss die Ruine abgerissen sein. Die früheren Anläufe der Stadt, den Eigentümer Philipp Lücke über ordnungsbehördliche Verfahren zur Beseitigung des verkohlten Gebäudes zu bewegen, liefen freilich alle ins Leere. Ob Lücke auf die ihm nun gesetzte Frist in irgendeiner Form reagiert hat, sei es per Stellungnahme oder per Widerspruch, blieb bis zum Abend offen. Zuletzt mehrere Einsätze dort - allerdings nichts Schlimmes Passanten berichten, dass es rund ums Gebäude und unter den Bewohnern immer mal wieder Ärger gebe. Die Polizei bestätigt das. In den vergangenen zwölf Monaten habe es dort "eine Handvoll Einsätze" gegeben, wie Sprecher Mark Kohnert berichtet. Allerdings seien die Vorfälle undramatisch, eher marginal gewesen: Handgreiflichkeiten, Hilfeersuchen, Platzverweise, ein entstempeltes Fahrzeug. Verglichen mit anderen Orten sei das wenig. Wie es mit Areal weiter geht, ist unklar. Es wirkt unaufgeräumt, vernachlässigt, an vielen Stellen stehen Gerümpel, Abfall, Einkaufswagen, Blumentöpfe herum. Einige Autos in mehr oder weniger guten Zustands parken im Innenhof, darunter ein Smart mit der Aufschrift der Diskothek Semiluna, die gegenüber der Flughafenkaserne an der Marienfelder Straße ihre Räume hat. Bis vor einiger Zeit sei in den Gebäuden an der Parkschänke einiges los gewesen, erzählen die Passanten. Unter anderem sei der Ort als &bdquo;Russen-Sauna“ bekannt gewesen, ein Betrieb, der in Verbindung mit dem Rotlichtgewerbe und womöglich ja auch mit dem Geschehen in dem Gebäude auf der anderen Straßenseite zu bringen sei. Unter Anwohnern gilt als offenes Geheimnis, dass dort, in dem ehemaligen Inlingua-Gebäude, ein bordellähnlicher Betrieb läuft. Wer näher hinschaut, sieht sich bestätigt: Vor den Zimmertüren hängen Hinweise auf Kondompflicht. Der Eigentümer der Brandruine ist schwer zu erreichen. Philipp Lücke, Sohn des vor ein paar Jahren gestorbenen Wolf Lücke, lebt großteils auf Zypern, wie es heißt. Wer ihn im Internet sucht, stößt auf ihn als Geschäftsführer einer 2012 gegründeten &bdquo;Parkschänke-Innerer Frieden UG“. Das passt zu einem Plakat, das noch immer in einer Fensterhöhle des Obergeschosses hängt: &bdquo;Vertraue Jesus“ steht darauf.

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