Alleinerziehende Mutter findet keine Wohnung in Gütersloh

Gütersloh. Alles, was eine Wohnung wohnlich macht, ist bereits in große Bananenkisten verpackt. &bdquo;Ich will vorbereitet sein, falls ich doch noch eine Wohnung finde“, erzählt Jennifer Kinder. Seit fast einem Jahr ist sie für sich und ihre zwei kleinen Söhne, zwei und vier Jahre alt, nun schon auf Wohnungssuche. Sie hat auf mehr als 50 Wohnungsannoncen geantwortet, zahlreiche Besichtigungstermine absolviert. Erfolglos. &bdquo;Niemand will eine alleinerziehende Frau mit kleinen Kindern, die Geld vom Amt bekommt“, sagt sie. Alle hätten immer das &bdquo;Asoziale-Mutti-Klischee von RTL2“ vor Augen. &bdquo;Das Problem ist, dass Sie Kinder haben“, hatte ein Vermieter zu ihr gesagt. Und ein anderer: &bdquo;Wenn Sie einen Mann hätten, dann hätten sie die Wohnung bekommen. Dann wären ihre Kinder wenigstens unter Kontrolle“. &bdquo;Dabei hatte ich meine Kinder bei der Wohnungsbesichtigung gar nicht dabei“, erzählt sie kopfschüttelnd. Und &bdquo;unter Kontrolle“ habe sie seit der Trennung von ihrem Mann mehr, als in der Zeit davor. Lesen Sie auch: Schock für Mieterin - sie wohnt wochenlang illegal und muss jetzt raus Anzeige gegen Ehemann wegen häuslicher Gewalt Ein Jahr ist es her, dass Jennifer Kinder sich von ihrem Mann getrennt hat. Er hatte sie immer wieder mißhandelt, körperlich wie seelisch.“Mein Großer wollte schon nicht mehr in den Kindergarten gehen, er sagte, er müsse seine Mutti beschützen“, sagt sie leise. Matthis ist jetzt vier. Jennifer Kinder zeigte ihren Ehemann wegen häuslicher Gewalt an, erwirkte, dass er sich der ehemals gemeinsamen Wohnung in der Gütersloher Innenstadt nicht mehr nähern darf. &bdquo;Jetzt im Oktober ist die Gerichtsverhandlung“, erzählt sie. Und im November folge die Scheidung – wenn ihr Ehemann denn dann erscheint. Er zahlt keinen Unterhalt, meldete sich nach dem Auszug auch nicht um. &bdquo;Es kommt immer noch Post, die an ihn adressiert ist. Das lasse ich alles zurückgehen.“ Bis November übernimmt das Jobcenter noch die volle Miete in ihrer jetzigen Wohnung. &bdquo;Die ist aber zu teuer“, erzählt die 26-Jährige. Drei Zimmer, 83 Quadratmeter, 750 Euro kalt, fast 1.000 Euro warm. Nach den Vorgaben des Kreises Gütersloh darf ihre Wohnung für drei Personen 65 bis 80 Quadratmeter groß sein und in der Stadt Gütersloh 632 Euro kosten – Nettokaltmiete und Nebenkosten. Alles rund um das Thema Bauen, Mieten und Wohnen im Kreis Gütersloh lesen Sie auf unserer Themenseite. Frist wegen Corona-Pandemie um ein halbes Jahr verlängert &bdquo;Angemessene Heizkosten“ würde das Jobcenter zusätzlich übernehmen. Normalerweise übernimmt das Jobcenter nur ein halbes Jahr die Kosten für eine nach Sozialgesetzbuch (SGB) II nicht angemessene Wohnung. Aufgrund der Corona-Pandemie war dieser Zeitraum um ein weiteres halbes Jahr verlängert worden. 8.000 Bedarfsgemeinschaften unterstützt das Jobcenter, teilt der Kreis mit – 82 Prozent aller Bezieher von Leistungen nach dem SGB II würden angemessenen Wohnraum bewohnen. Das bedeutet, dass zwölf Prozent wie Jennifer Kinder auf Wohnungssuche sind oder den Differenzbetrag, den die Wohnung zu teuer ist, irgendwie aus eigenen Mitteln aufbringen müssen. Ihr Mann wollte nicht, dass sie den Führerschein macht Längst sucht Jennifer Kinder nicht nur in Gütersloh, wo sie auch bei allen Wohnungsbaugesellschaften auf der Warteliste steht, nach einer Wohnung. &bdquo;Gerne würde ich auch nach Herzebrock oder Clarholz ziehen. Dort wohnt meine Oma“. Rheda wäre auch gut, dort lebe ihr Vater, der sie sehr unterstütze. &bdquo;Er passt auf die Kinder auf, wenn ich abends zu einer Wohnungsbesichtigung muss. Und meine Stiefmutter fährt mich.“ Jennifer Kinder hat keinen Führerschein. &bdquo;Das wollte mein Mann nicht.“ Matthis und Malte bringe sie zu Fuß in den Kindergarten in der Herbartstraße, Einkäufe und sonstige Wege erledigt sie mit dem Fahrrad. Ein wenig Hoffnung gibt es nach der letzten Wohnungsbesichtigung in Rheda. &bdquo;Vier Zimmer, 75 Quadratmeter, 740 Euro warm“, zählt sie routiniert auf. Sie hat das Angebot beim Jobcenter eingereicht, hofft nun täglich auf das Okay. Und dann darauf, dass die Wohnung noch da ist, wenn sie mit der Zusage der Kostenübernahme vom Jobcenter kommt. &bdquo;Letztes Mal, als ich etwas gefunden hatte, habe die die Rückmeldung nach drei Wochen bekommen, da war die Wohnung schon weg“, erzählt sie frustriert. Das neue Bürgergeld bringt der Gütersloherin nichts Erwartungen hatte Jennifer Kinder auf das nun beschlossene Bürgergeld gesetzt. &bdquo;Das Bürgergeld verlängert lediglich die Frist der Übernahme der Kosten für unangemessenen Wohnraum. Das Verfahren und die Angemessenheitsgrenzen bleiben gleich“, erläutert Isabelle Gruschke, Sprecherin beim Kreis. Der Zeitraum, in dem unangemessene Wohnkosten übernommen werden, werde mit dem Bürgergeld auf zwei Jahre angehoben, danach sei das Verfahren dann wie jetzt auch. Zwei Jahre, das würde für Jennifer Kinder bedeuten, dass sie noch ein Jahr Zeit hätte, eine Wohnung zu finden. Allerdings: &bdquo;Die Übergangsfristen sind, so der aktuelle Stand, so, dass nur Fälle, deren Kürzungszeitraum nach dem 1. Januar 2023 beginnt, von der Verlängerung profitieren“, erläutert die Kreissprecherin. Das ist bei der alleinerziehenden Mutter nicht der Fall. Also heißt es für sie weiter bangen. &bdquo;Wenn wir endlich einen Platz haben, wo wir bleiben können, dann kann ich mir dort in der Nähe auch eine Teilzeitstelle suchen“, sagt die gelernte Groß- und Außenhandelskauffrau. Sie hofft, dass sie die Umzugskiste mit dem bereits eingepackten Weihnachtsschmuck nicht mehr in ihrer jetzigen Wohnung öfffnen muss.

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