Neues Format Bürgermeister Morkes nennt es "historisch": Erster Treff des Gütersloher Bürgerrats

Gütersloh. In Gütersloh gibt es ein neues Format der Bürgerbeteiligung. Der &bdquo;Bürgerrat“ hat am Wochenende das erste Mal getagt. Anderthalb Tage setzen sich per Zufallsverfahren ausgewählte Bürger zusammen, um über neue Ideen für Gütersloh zu diskutieren, die am Ende in konkrete Empfehlungen für die Politiker im Stadtrat münden sollen. Nun stellten sie ihre Vorschläge öffentlich vor. &bdquo;Das ist ein historisches Ereignis“, sagte Bürgermeister Norbert Morkes. Der Bürgerrat sei ein Modell, mehr Menschen an politischen Entscheidungen zu beteiligen, mehr Transparenz zu schaffen und ihnen mehr Mitsprache zu ermöglichen. Für ihn erfülle sich damit ein Wunsch, den er schon vor vielen Jahren geäußert habe. Fast das ganze Wochenende um die Ohren geschlagen Dem Bürgerrat gehören 25 Menschen zwischen 16 und 74 Jahren an. Die Stadt hatte 780 Menschen zufällig aus dem Melderegister gezogene Personen angeschrieben, von denen sich 110 zurück meldeten und 65 zur Mitwirkung bereit erklärten. Gefiltert nach den Kriterien Alter, Geschlecht, Wohnort (alle zwölf Stadtbezirke sollten vertreten sein) und Herkunftsländer, blieb die gewünschte Größe von 25 über; die Organisatoren gehen davon aus, dass die Gruppe derart heterogen ist, dass sie die Bevölkerung abbildet. Das Thema, über das die Gruppe diskutierte, war vorgegeben: &bdquo;Enkeltaugliches Gütersloh – wie und was können wir in Gütersloh teilen, um zusammen nachhaltiger zu leben?“ Den Samstag und einen halben Sonntag saßen die Teilnehmer zusammen – und sprachen am Ende sieben Empfehlungen aus. Alle sieben wurden in einem &bdquo;Zukunftsforum“ jetzt öffentlich vorgestellt. "Wir sind uns einig, dass Gütersloh so etwas braucht" So regen Angelika Arnold und Ralf Pschibilski an, eine Bürgergenossenschaft für erneuerbare Energien zu gründen. Jeder müsse die Möglichkeit haben, sich daran zu beteiligen, Anteile an örtlichen Windkraft- und Photovoltaikanlagen zu kaufen. Dabei sei die Zusammenarbeit mit den lokalen Playern wichtig, etwa Bank, Netzbetreiber, Politik, Grundstücksbesitzer. &bdquo;Wir sind uns einig, dass Gütersloh so etwas braucht“, sagte Arnold. Wenn es gut laufe, könne binnen eines Jahres ein Konstrukt für eine solche Genossenschaft stehen. Oliver Piecha und Mikail-Kaim Efe Özel, beide im Schüleralter, stellten die Empfehlung &bdquo;Öko-Park/Urban Garden“ vor. Sie finden die Parkflächen in Gütersloh zu wenig genutzt, zu schlecht erreichbar und nicht ökologisch genug. &bdquo;Man könnte sie nachhaltiger gestalten“, sagte Piecha, etwa Insektenhotels aufstellen, Nistplätze schaffen, statt Zier- lieber Wildblumen pflanzen. Man könnte Flächen für gemeinschaftliches Gärtnern ausweisen, mehr Obstwiesen anlegen und die Bevölkerung informieren, dass sie dort kostenlos Obst pflücken dürfen. Gütersloh ist eine von zehn Modellkommunen bundesweit Die Bürger besser mit Informationen zu versorgen, das ist die Empfehlung, die Jacek Ruth für seine Arbeitsgruppe aussprach. Für die Bürger gestalte sich die Suche danach oft schwierig, das führe dazu, dass sie unwissend blieben und Angebote nicht wahrnähmen. Es fehle ein zentraler Anlaufpunkt, ein digitales oder analoges Komplettangebot, und es fehle eine Austauschplattform für alle Bürger, die jederzeit erreichbar sei. Begleitet wird der Bürgerrat von &bdquo;Losland“, ein von der Bundeszentrale für politische Bildung gefördertes Projekt. Gütersloh ist Modellkommune: Die Stadt ist eine von zehn, bei denen das neue Format unter der Moderation von Losland läuft. Projektleiterin Rosa Hoppe sprach von einem &bdquo;Erneuerungsschub der Demokratie“. In Gütersloh etwa würden Fragen behandelt, &bdquo;die die Bürger bewegen und auch politische Relevanz haben“. "Wir wollen uns zu Herzen nehmen, was da kommt" Inwieweit die Politik die Bürgerempfehlungen umsetzt, muss sich zeigen. FDP-Ratsherr Sascha Priebe sagte, &bdquo;wir wollen uns zu Herzen nehmen, was da von den Bürgern kommt“. Grünen-Ratsherr Thomas Dominikowski sagte, seine Partei sei trotz Skepsis in eigenen Reihen bereit auszuprobieren, ob der Bürgerrat ein Weg zu mehr Demokratie sei. Beide gehören einer Gruppe an, die das Scharnier zwischen Stadt- und Bürgerrat bildet und deren Aufgabe es ist, aus den Ideen konkrete Empfehlungen für den Rat abzuleiten. Im Nachgang zum &bdquo;Zukunftsforum“ verschickte Priebe eine Mitteilung, wonach die FDP die Vorschläge des Bürgerrates bei der Entwicklung des Mansergh-Quartiers berücksichtigen wolle. Auch jene für mehr Obstwiesen, Grill- und Picknickflächen und jene für das Schaffen von Mehrgenerationenhäusern beziehe er ein. Alle sieben Empfehlungen, darunter auch die, den Bürgerrat langfristig einzurichten und ihn &bdquo;als regelmäßiges Instrument einzusetzen", werden demnächst im Internet zu sehen sein. Sie werden auf eine Plattform gestellt, die laut Stadt am 26. September freigeschaltet wird. Bürger haben dort die Möglichkeit, die Ideen zu kommentieren und zu diskutieren. Die Adresse: www.buergerrat-guetersloh.de

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