"War nie so schlimm wie jetzt": Pendler sauer über Busausfälle im Kreis Gütersloh

Gütersloh. Die Beschwerden über ständig ausfallende Busse halten an. Auch am Mittwoch fielen bei der TWV Bus, die nahezu alle überörtlichen Linien im Kreisgebiet abdeckt, etliche Fahrten aus. Allein auf der Linie 73, die zwischen Gütersloh und Hövelhof pendelt, waren es 14. Kunden sind verärgert, weil sie oft nicht rechtzeitig davon erfahren und wochenlang auf eine Antwort auf Beschwerdemails warten. &bdquo;Es ist unglaublich frustrierend“, berichtet ein 29-jähriger Pendler. Er nutze die Linie 73 seit 2014 täglich, &bdquo;aber noch nie war es so schlimm wie jetzt. Jeden Tag hat der Bus Verspätung oder fällt aus.“ Er wolle nicht alles schlecht machen, oft klappe es ja auch. Aber in den letzten Monaten sei es eine Katastrophe geworden. Umsteigen? Ruckzuck sind alle Taxis weg Die den Buskunden gewährte Mobilitätsgarantie, in solchen Fällen einfach ein Taxi zu nehmen, helfe nicht viel, da nicht immer kurzfristig eines zu bekommen sei. Er sei nicht der einzige, der dann morgens um 5.45 Uhr am Gütersloher ZOB plötzlich ein Taxi brauche, so der 29-Jährige. Ihm stelle sich die Frage: &bdquo;Wer bezahlt mir das alles? Meine Termine, meine verpassten Züge, usw.?“ Lesen Sie auch: Busse im Kreis Gütersloh fallen oft aus: "Shuttle auf Bestellung könnte Lösung sein" Am Telefon von Teutoburger Wald Verkehr (TWV) werde ihm immer nur gesagt, es lasse sich leider gerade nicht ändern oder man wisse von nichts. Schreibe er Mails, müsse er bis zu fünf Wochen auf Antwort warten. Bekomme er sie schließlich, werde Verständnis für die Beschwerde geäußert und auf eine Reihe möglicher Gründe hingewiesen: plötzlicher Defekt eines Fahrzeugs, Urlaubszeit, krankheitsbedingte Personalausfälle, Staus, Umleitungen. Zwischenzeitlich, so der 29-Jährige, habe er auch bei den Städten Verl und Gütersloh angerufen, aber die hätten darauf verwiesen, dass es sich um ein Privatunternehmen handele. "Wir müssen derzeit von Tag zu Tag gucken" Auf der Homepage der TWV war für Mittwoch der Ausfall von 42 Fahrten gemeldet: Neben den 14 Fahrten auf der Linie 73 handelte es sich um Fahrten auf der Linie 71 (Gütersloh-Versmold), 76 (Rheda-Rietberg), 77 (Gütersloh-Rietberg), 79 (Gütersloh-Rheda) und 80.1 (Rietberg-Lippstadt). Der Grund, so die TWV: &bdquo;branchenweiter Personalmangel“. &bdquo;In der Tat müssen wir derzeit von Tag zu Tag gucken“, sagt TWV-Betriebsleiter Janis Arnecke. Bei knapp 1.000 Fahrten pro Werktag sei das keine leichte Aufgabe. Am Dienstag seien weit weniger Fahrten als am Mittwoch ausgefallen, aber natürlich, da gebe es kein Drumrumreden, sei jeder Ausfall einer zu viel. Arnecke: &bdquo;Wir tun, was wir können, aber uns fehlen die Fahrer.“ Eine Kampagne laufe, &bdquo;wir führen ständig Bewerbungsgespräche“, aber es sei alles nicht so einfach. Viele Bewerbungen kämen von Menschen aus Nicht-EU-Ländern, was Probleme mit der Anerkennung des Führerscheins aufwerfe. Hoffnungen der TWV richten sich, wie unlängst berichtet, auf eine größere Gruppe von Fahrern aus Griechenland, die man gerne in den Kreis Gütersloh lotsen wolle. Mutmaßlich wird abends und am Wochenende gestrichen Der stellvertretende Geschäftsführer des überregionalen Verkehrsverbundes (VVOWL), Heiko Rusche, berichtet, man arbeite inzwischen unter Hochdruck an einem Notfahrplan für den Kreis Gütersloh. &bdquo;Nach unserer jetzigen Einschätzung wird das unvermeidlich sein.“ Es sei freilich nicht einfach, den nötigen Vorlauf für das Umschreiben von Dienstplänen und Umläufen, für das Anpassen der Auskunftssysteme und Aushängen neuer Fahrpläne zu verkürzen. Mutmaßlich würden Verbindungen am Wochenende und abends gestrichen, um dadurch personellen Puffer für einen verlässlichen Schul- und Alltagsverkehr unter der Woche zu gewinnen. Nicht nur die TWV, Tochter des französischen Transdev-Konzerns, auch andere Verkehrsunternehmen leiden unter Personalmangel. Die Bielefelder MoBiel reagierte am Dienstag mit der Ankündigung eines Notfahrplanes: Ab 19. September werden auf acht Bielefelder Buslinien die Fahrpläne verändert. Auch der Padersprinter in Paderborn hat Probleme. In Gütersloh hatte die Stadtwerke-Tochter Stadtbus GmbH vor ein paar Tagen Ausfälle vermelden müssen: Am Donnerstag, Freitag und Montagmorgen fielen 36 Fahrten aus; aktuell, so eine Sprecherin, könne man den regulären Fahrplan einhalten, aber man plane lediglich auf Sicht. Eigentlich sollte man den Kunden binnen zwei Wochen antworten Nach Angaben des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) fehlen in Deutschland derzeit 5.000 Busfahrer. Der Bundesverband Deutsche Omnibusunternehmen legt eine Umfrage vor, wonach 85 Prozent der Betriebe akuten Personalmangel beklagen. &bdquo;Die ganze Branche sucht“, bestätigt TWV-Betriebsleiter Arnecke. Gelungen sei der TWV immerhin, zusätzliches Personal für das Beschwerde-Management zu gewinnen. Dass jemand fünf Wochen auf eine Antwort warten müsse, gelte es zu vermeiden. Grundsätzlich sehen die Verträge laut VVOWL-Vertreter Rusche ohnehin vor, dass der Kunde binnen zwei Wochen eine Antwort erhalten sollte, und sei es nur eine Zwischenmeldung.

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