Gütersloher Straßenlärm kann Gehör von Kindern schädigen

Gütersloh. Schneller, lauter, größer. So sieht es häufig auch auf den Straßen großer Städte wie Gütersloh aus. Für unsere Ohren ist die dadurch entstehende Lärmbelästigung allerdings gar nicht gut. Besonders Kinderohren können den Lärm noch nicht richtig verarbeiten. Das kann auch eine Beeinträchtigung bei der Sprachentwicklung zur Folge haben, wie die Gütersloher Logopädin Louisa Wittenbrink im Gespräch mit der "NW" erklärt. Bei Säuglingen und kleinen Kindern müsse sich vieles erst noch entwickeln. Das gelte auch für die Weiterleitung vom Hörsinn zum Gehirn. Dies sei wichtig, damit das Gehörte auch verarbeitet werden kann. Seien Kinder ständig einer Lärmbelastung ausgesetzt, könne sich das negativ auswirken. "Wir merken es ja selbst auch. Wenn viel gesprochen wird und vielleicht parallel eine laute Straße zu hören ist, dann werden wir auch selbst immer lauter, um uns dagegen durchzusetzen", sagt Wittenbrink. So sei das auch bei Kindern. Erste Anzeichen für eine Hörschädigung Dennoch werde das Gehör nicht zwingend geschädigt, wenn Kinder in einer lauten Umgebung aufwachsen. "Das kann passieren, muss aber nicht. Wenn es so ist, dann sind mehrere Faktoren zusammengekommen", sagt die Logopädin. Komme beispielsweise Straßenlärm mit einer Baustelle, dem laufenden Fernseher und einem zweiten Kind mit Tablet zusammen, könne der Lärmpegel schnell auf 80 Dezibel steigen. "Das reicht für kleine Hörschädigungen." Aber auch häufige Ohrenentzündungen oder Erkältungen können zu Hörschäden führen und in der Folge die Sprachentwicklung beeinflussen. Eine Hörschädigung falle meist bei den regelmäßigen Untersuchungen durch den Kinderarzt oder den Hals-Nasen-Ohrenarzt auf. Es gebe aber auch erste Anzeichen, auf die Eltern achten können. "Wenn Kinder gerufen werden und gar nicht oder nur verzögert reagieren, dann kann das durchaus ein Anzeichen sein", so Wittenbrink. "Auffällig ist es auch dann, wenn Kinder gerufen werden und sie sich dann erst ein Mal umschauen, weil sie nicht zuordnen können, aus welcher Richtung der Ruf kam." Schon in frühen Entwicklungsphasen können Probleme erkannt werden Studien hätten gezeigt, dass 12,8 Prozent der Kinder zwischen acht und 14 Jahren auf mindestens einem Ohr einen Hörverlust bei mindestens einem Ton von 20 Dezibel haben. "Die Kinder können dann F-, S-, Ch- und Sch-Laute nicht so gut hören. Das macht sich dann auch beim Sprechen bemerkbar", sagt Wittenbrink. Die Kinder würden diese Laute beim Sprechen häufig weglassen oder falsch aussprechen, weil sie die Laute anders wahrnehmen. Auffälligkeiten könnten aber auch schon in den beiden Lallphasen der Sprachentwicklung beobachtet werden. In der ersten Lallphase machen die Kinder Geräusche, wie beispielsweise Quietschen oder Gurgellaute. In der zweiten Lallphase werden erste Laute gezielt eingesetzt und die Kinder bilden Silbenketten. "Eltern sollten reagieren und einen Hörtest mit ihrem Kind machen, wenn Kinder mitten in einer der beiden Phasen aufhören zu Sprechen beziehungsweise die entsprechenden Geräusche und Laute zu machen", weiß die Logopädin. Pausen für die Ohren Falle Eltern auf, dass die Kinder durch Lärm Schwierigkeiten bei der Konzentration, dem Hören und bei der Sprachentwicklung haben, könnten sie zusätzlich zu Praxisbesuchen auch selbst etwas tun - das sei auch wichtig, damit Schäden gar nicht erst entstehen. "Der Lärm sollte so weit wie möglich reduziert werden. Außerdem sollten besonders kleine Kinder nicht häufig Kopfhörer tragen", sagt Wittenbrink. Bei lauten Veranstaltungen könnte aber auf Ohrstöpsel zurückgegriffen werden. Kinder und Jugendliche bräuchten dennoch Raum zum Lautsein, gleichzeitig seien aber auch Ruhezeiten wichtig. Eltern könnten mit ihren Kindern in den Wald gehen und das beliebte Spiel 'Ich sehe was, das du nicht siehst' in "Ich höre was, das du nicht hörst' umwandeln. "So müssen sich die Kinder ganz gezielt auf leise Geräusche konzentrieren und in Worte fassen, was sie wahrnehmen." Das sei eine andere, punktuellere Belastung des Gehörs. "Es ist ein schönes Spiel zur Erholung der Ohren." Außerdem seien Spiele geeignet, bei denen nicht viel gesprochen wird, um dem Gehör die verdienten Pausen im Alltagslärm zu geben.

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