Amokschutz für Gütersloh: Fußgängerzone soll sicherer werden

Gütersloh. Der Terroranschlag von Barcelona ist exakt fünf Jahre her: Am Nachmittag des 17. August 2017 fuhr ein Attentäter mit einem weißen Lieferwagen auf dem Boulevard La Rambla im Zentrum der spanischen Großstadt durch eine Menschenmenge. Er tötete dabei 14 Menschen und verletzte 118 Personen. Ebenso unvergessen sind die Taten von Nizza (86 Tote, 400 Verletzte), dem Breitscheidplatz in Berlin (elf Tote, 55 Verletzte) oder Stockholm (fünf Tote, 14 Verletzte). Damit nicht auch in Gütersloh irgendwann einmal Menschen durch einen Mörder am Lastwagensteuer zu Tode kommen, gibt es für die Innenstadt seit geraumer Zeit Pläne, für ein Sicherheitssystem. An fünf Zufahrten und Eingängen zur Fußgängerzone sollen versenkbare Pollern installiert werden. Wie weit sind die Planungen der Verwaltung mittlerweile fortgeschritten? Ordnungsamt-Leiter Thomas Habig hat sich gegenüber der NW zum aktuellen Stand geäußert und Detail genannt. Auch am Montagabend im Hauptausschuss kommt das Poller-Thema auf den Tisch. Aktuell wird mit 600.000 Euro gerechnet Gegenwärtig sei ein Ingenieurbüro damit beauftragt, die technische Umsetzung für die Anlage zu planen, die die Gütersloher Innenstadt besser vor der Gefahr von Anschlägen mit tonnenschweren Fahrzeugen schützen soll. &bdquo;Diese Planung soll auch als Grundlage für eine Ausschreibung dienen“, so Habig. Zunächst müssten jedoch im Rahmen der politischen Haushaltsberatungen für das Jahr 2023 die erforderlichen Finanzmittel beschlossen werden, ehe sich die Ausschreibung und die Vergabe des Auftrags anschließen könnten. In der Vergangenheit wurde bereits mit Kosten in Höhe von 600.000 Euro kalkuliert. &bdquo;Mit diesem Betrag wird derzeit weiter gerechnet“, sagt Thomas Habig. Veränderungen seien jedoch möglich, sollten bisher unvorhergesehene Tiefbauarbeiten erforderlich sein. Auch zum zeitlichen Rahmen äußert sich der Leiter des städtischen Fachbereichs Ordnung: &bdquo;Mit einem Baubeginn wird im Jahr 2023 gerechnet.“ Wo sollen die Poller stehen? Festhalten wolle man nach den derzeitigen Plänen an den fünf vormals angegebenen Stellen, an denen die Poller installiert werden sollen. Das sind die Punkte an der Berliner Straße (in Höhe Fritzenkötter), Moltkestraße (in Höhe Volksbank), Einmündung Königstraße/Münsterstraße, Untere Berliner Straße/Münsterstraße und Kökerstraße/Ernst-Buschmann-Straße. &bdquo;Die Standorte bleiben. Eine genaue Festlegung erfolgt aber im Anschluss an die derzeitigen Untersuchungen“, erläutert Thomas Habig. Neben dem Schutz vor Amokfahrten würden die Poller einen weiteren Effekt mit sich bringen. Geplant ist demnach, dass die Poller auch außerhalb von Veranstaltungen aktiviert werden (von montags bis samstags von 11 bis 19 Uhr/20 Uhr), um ungewünschten Lieferverkehr oder das unberechtigte Befahren der Fußgängerzone zu unterbinden. Ist das überhaupt praktikabel? &bdquo;Ja, eine Zielsetzung ist auch, den Lieferverkehr in den Fußgängerzonen zu bündeln“, bestätigt Thomas Habig. Auch in anderen Städten seien schließlich außerhalb von Ladezeiten keine Einfahrten möglich. &bdquo;Ausnahmen für Notfälle werden berücksichtigt.“ So seien etwa &bdquo;Berechtigungen durch technische Systeme geplant“, um Polizei, Feuerwehr oder der Straßenreinigung die Zufahrt zu ermöglichen. Auch für Anwohner und deren Belange, etwas Handwerker-Termine, soll es eine adäquate Lösung geben: &bdquo;Anlieger mit Stellplatz erhalten ebenfalls eine Berechtigung. Eine ’Freischaltung’ für Handwerker im Bedarfsfall ist vorgesehen“, gibt Habig weitere Details preis. Durchfahrverbot: BfGT-Fraktion will unbefriedigende Situation klären Bis der Amokschutz 2023 kommen soll, vergeht noch viel Zeit. Doch die BfGT-Fraktion (Bürger für Gütersloh) will nicht solange warten, um eine aus ihrer Sicht gegenwärtig unbefriedigende Situation hinsichtlich des Lieferverkehrs in der Innenstadt geklärt zu wissen. Aktuell besteht in der Fußgängerzone zwischen 11 und 20 Uhr ein Durchfahrverbot, denn nur zwischen 6 und 11 Uhr sowie 20 und 22 Uhr ist das Be- und Entladen dort gestattet. Daran gehalten wird sich allerdings oft nicht, wie die BfGT mit Fotoaufnahmen von einem Mittwoch im Juni dokumentiert hat. In einer an Bürgermeister Norbert Morkes gerichteten, nachgereichten Anfrage zur Hauptausschuss-Sitzung am Montag im Ratssaal (17 Uhr) weisen die Fraktionsvorsitzenden Christiane Ziegele und Jürgen Behnke darauf hin, dass in der Fußgängerzone täglich nach 11 Uhr umfangreich An- und Abfahrten von Paketdiensten und Lieferfahrzeugen aller Art stattfinden. &bdquo;Das kommt immer wieder vor“, sagt Behnke. &bdquo;Vor allem in der Königstraße ist teilweise der Bär los. Ständig sind die Amazon-Lieferwagen unterwegs, dazu noch andere Lieferdienste. Kühlwagen für Lebensmittel, DHL, alles dabei.“ Vor der Citywache seien zudem das zivile Streifenfahrzeug der Polizei und auch der Bully des Ordnungsamtes abgestellt. &bdquo;Die Beamten können während ihrer Pausen vor der Citywache diese Situationen gut beobachten“, heißt es weiter. Vor dem Hintergrund des Durchfahrverbots will die BfGT deshalb darüber debattieren, wie diese Situation bis zum Einbau der Poller geändert werden könne.

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