Gütersloh

Feuerwehr rettet jungen Wanderfalken in Gütersloh

Der junge Vogel hatte sich am Busbahnhof auf gefährliche Wanderschaft begeben. Das Geschehen wurde von den Falken-Eltern aus der Ferne genau beobachtet.

Der Wanderfalkenbestand in NRW war in den vergangenen Jahren nahezu stabil. | © Pixabay/Symbolbild

12.07.2022 | 12.07.2022, 11:30

Gütersloh. Erfolgreiche Rettungsaktion: Mittlerweile gibt es im Stadtgebiet Gütersloh fünf Nistkästen für Wanderfalken mit mindestens drei Revierpaaren. Seit 2009 brütet ein Paar von Ihnen auf der oberen Plattform des Funkturmes hoch über der Innenstadt. Jedes Jahr im Frühjahr werden die Jungfalken dort beringt. In diesem Jahr landete jedoch ein männlicher Jungfalke beim Ausflug Ende Mai auf dem nahe gelegenen Busbahnhof – glücklicherweise ohne sich zu verletzen. Die Gefahr überfahren zu werden war allerdings groß. Aufmerksame Passanten informierten jedoch umgehend die Feuerwehr, die den jungen Ausreißer in die Greifvogel-Aufnahmestation des Tierparkes Olderdissen in Bielefeld gebracht hat. Dort wurde er zunächst untersucht und gefüttert.

Falken-Eltern beobachten den Einsatz aus der Ferne

Damit der Jungvogel nicht von seinen Eltern verstoßen wird, musste er möglichst zeitnah zurück auf die obere Plattform transportiert werden. Dank des ehrenamtlichen Einsatzes von Thorsten Thomas vom NABU (Naturschutzbund) war das kurzfristig möglich. Der Jungfalke wurde zuvor von ihm beringt und dann gemeinsam mit der Höhenrettung der Gütersloher Feuerwehr auf die Plattform gesetzt. Das Geschehen wurde von den Falken-Eltern aus der Ferne genau beobachtet. Bereits einige Tage nach der Rettungsaktion konnten zwei Jungtiere am Rand der oberen Plattform beobachtet werden und die ersten Flug- und Landeübungen wurden Ende Juni gesichtet. Der Fachbereich Umweltschutz bedankt sich für den Einsatz bei Thorsten Thomas und der Höhenrettung der Feuerwehr sowie bei der Deutschen Funkturm Gesellschaft für die Gestattung zur Anbringung und Pflege des Nistkastens auf dem Funkturm Gütersloh.

Noch in den 70er Jahren gehörte der Wanderfalke zu den weltweit am stärksten gefährdeten Greifvogelarten, in NRW war er völlig ausgestorben. Durch einige Schutzmaßnahmen, wie das Anbringen von Nistkästen und einigen Auswilderungen gibt es in NRW wieder einen vorerst gesicherten Brutbestand. Seit mehr al 30 Jahren setzt sich die Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz im NABU des Landes NRW (AGW) aktiv und erfolgreich für den Erhalt des Wanderfalken ein. Die Anzahl der Felsbrutplätze spielen für den Wanderfalken für den Erhalt des Bestandes nur noch eine untergeordnete Rolle. Türme und andere Bauwerke mit 100 Metern Höhe und mehr bieten nicht nur schöne Aussicht, sondern auch gute Brutplätze und Schutz vor Feinden.

"Weiterhin auf menschliche Hilfe angewiesen“

Glück gehabt: Der junge Wanderfalke ist in sicheren Händen gelandet. - © Stadt Gütersloh
Glück gehabt: Der junge Wanderfalke ist in sicheren Händen gelandet. | © Stadt Gütersloh

Besonders stolz ist die AG Wanderfalkenschutz auf den stetig ansteigenden Bruterfolg. In jedem Jahr veröffentlicht die AGW dazu einen Jahresbericht, der ausführlich über die eigene Arbeit und den aktuellen Wanderfalkenbestand berichtet. Herausragend sind vor allem Anzahl und Qualität der Beobachtungen. Knapp ein Dutzend Falkenschützer sind damit beschäftigt die Aktivitäten am Himmel von NRW zu beobachten. Die meisten Wanderfalken können anhand der seit Beginn der Schutzmaßnahmen in den 90er Jahren verwendeten Coderinge exakt zugeordnet werden. Daten über Verpaarungen, Bruterfolg und Wanderung werden systematisch ausgewertet.

Der Wanderfalkenbestand in NRW war in den vergangenen Jahren mit je rund 230 Revierpaaren nahezu stabil. Im Jahr 2021 gab es nun wieder einen deutlichen Anstieg auf 265 Revierpaare, davon 163 Brutpaare, die 424 Jungfalken bis zum Ausflug brachten. „Wenn es auch dem Wanderfalken in NRW wieder besser geht, bleibt er weiterhin auf menschliche Hilfe angewiesen“, so der Sprecher der AG Wanderfalkenschutz Michael Kladny. Angesichts der zahlreichen Gefahren zähle jeder Vogel für den Erhalt der Population.