Kandidaten für Landtagswahl spielen in Gütersloh "Mensch, wähl mich!"

Gütersloh. Sie kamen mit dem Fahrrad, dem E-Auto oder im schwarzen Porsche. Die Parteizugehörigkeit ließ sich erahnen. Die Gütersloher Landtagskandidaten Raphael Tigges (CDU), Wibke Brems (Grüne), Stefan Schneidt (SPD), Daniel Loermann (FDP) und Frank Dowhan (Linke) stellten sich am Donnerstag der Öffentlichkeit. Der Deutsche Gewerkschaftsbund DGB hatte zur Diskussionsveranstaltung zur Landtagswahl in den Saal der Stadtwerke Gütersloh geladen. Viel Publikum war am späten Nachmittag nicht anwesend und wurde auch nicht erwartet. Ein Ärgernis, wie Anke Unger, DGB-Regionalchefin, erläuterte. Denn eigentlich habe man die Veranstaltung am Abend ausrichten wollen, aber dann habe die Weberei eine nahezu identische Veranstaltung angesetzt. Kandidaten-Check erfolgt spielerisch Der Kandidaten-Check sollte spielerisch erfolgen. Ein anderes Format, um den üblichen Schlagabtausch aufzulockern und die Kandidaten mit spontanen Fragen auf die Probe zu stellen. &bdquo;Mensch, wähl mich!“ lautete der Titel, das Spielfeld glich einem Monopoly-Brett. &bdquo;Natürlich haben wir Gewerkschaftler keine Schlossallee und das Gewerkschaftsgefängnis sieht auch anders aus“, erläuterte Unger. Sie drückte jedem Kandidaten ein Spielhütchen in die Hand in entsprechender Parteifarbe. &bdquo;Nur Pink haben wir leider nicht“, so dass Franz Dowhan (Linke) das blaue Hütchen mit vorwurfsvollem Blick entgegennahm.&bdquo;In meiner Generation hat man mit Politik nicht gespielt, aber ich habe mich überzeugen lassen“, sagte Hans-Werner Heißmann-Gladow, DGB-Kreisverbandsvorsitzender. Er griff zur Eieruhr und versicherte: &bdquo;Jeder hat für seine Antwort zwei Minuten. Mehr nicht. Auch wenn wir wissen, dass das für Politiker nicht leicht ist.“ Tigges landet im GDB-Knast Bildung, Wohnen, Soziales, Demokratie, Arbeit – statt Straßen zu kaufen und Häuser zu bauen, sollten die Kandidaten auf den entsprechenden Feldern antworten. &bdquo;Der DGB plant den Bau eines Azubiwohnheims in Gütersloh. Was hälst du von der Idee?“, &bdquo;Sichere Arbeit statt ständiger Kettenverträge an unseren Hochschulen. Wie willst du diesen Zustand als Landtagsabgeordneter erreichen?“, &bdquo;Wir brauchen ein Tariftreuegesetz. Was wirst du dafür tun, damit es kommt?“ Der Fragenkatalog von Anke Unger hätte wohl gereicht, um bis in die Nacht zu spielen.Raphael Tigges landete als erster und einziger im DGB-Knast und musste die Frage beantworten, welche Beziehung er zur Gewerkschaft hat. &bdquo;Ich war tatsächlich mal Gewerkschaftsmitglied bei Verdi“, einem Geständnis kam diese Aussage gleich. Damals sei er noch bei der Sparkasse beschäftigt gewesen, die sich in einem Personalabbauprogramm befunden habe. Der gewerkschaftliche Protest habe ihm nicht gefallen, sei bisweilen geschmacklos gewesen. &bdquo;Aber ich finde es gut, dass es das System der Gewerkschaften gibt.“Eine etwas brisante Frage zum Thema verkaufsoffene Sonntage Gewerkschaftssekretärin Petra Meyer befand sich im Publikum und spitzte gewiss die Ohren bei der ein oder anderen Frage und Antwort.Daniel Loermann landete nach dem Wurf des Würfels auf dem Wirtschafts-Feld. &bdquo;Da hätten wir eine etwas brisante Frage zum Thema verkaufsoffene Sonntage“, sagte Unger begleitet von einem Raunen im Saal. &bdquo;Wie stehst du dazu?“Loermann konnte in seiner Antwort auf das FDP-Wahlprogramm zurückgreifen: &bdquo;Wir fordern mehr verkaufsoffene Sonntage. Es sollte mehr Flexibilität bei den Öffnungszeiten geben, das tut einer modernen Gesellschaft gut.“ Er selbst sei Mitglied im Kirchenvorstand in Harsewinkel und wisse, dass auch die Kirchen nichts dagegen hätten. &bdquo;Selbst im Vatikanstaat haben die Läden sonntags geöffnet.“ Auf die Publikumsnachfrage, warum man denn sonntags in der Bäckerei und im Einzelhandel nicht aber im Büro arbeiten solle, antwortete Loermann: &bdquo;In Zeiten von Homeoffice sehe ich da gar keinen Widerspruch. Das kann man machen.“ Drei Runden, drei Antworten pro Kandidat und der ein oder andere Widerspruch – dann war Schluss. Die Zeit drängte, denn im Anschluss mussten alle zügig in die Innenstadt, um auf dem Weberei-Podium Platz zu nehmen. Für die fünf Politiker war es ein Warmlaufen für den Abend. Bei der Abschlussrunde mit Statement zur eigenen Politik platzierte Zahnarzt Daniel Loermann, dass dies heute der erste Kontakt zur Gewerkschaft für ihn gewesen sei. &bdquo;Und es war gar nicht so schlimm wie ich dachte.“

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