Volles Programm im Wahlkampf: So will Raphael Tigges zurück nach Düsseldorf

Gütersloh. Es ist 9.20 Uhr als Raphael Tigges mit seinem weißen Smart mit Elektroantrieb in Herzebrock-Clarholz vorfährt. Schon vor mehr als zwei Stunden hat der Arbeitstag des 48-Jährigen begonnen, dennoch ist seine Laune prächtig, als er aus dem Wahlkampfmobil mit seinem Porträt aussteigt. &bdquo;Heute ist einer der dichtesten Tage“, sagt der Gütersloher mit Blick auf sein Pensum – und scheint voller Tatendrang. Insgesamt drei Podiumsdiskussionen hat er auf dem Zettel, dazwischen besucht er noch das DRK in Gütersloh und die Bielefelder Fachhochschule. In der Mensa der Von-Zumbusch-Gesamtschule will er mit Wibke Brems (Grüne), Stefan Schneidt (SPD), Daniel Loermann (FDP), Ludger Klein-Ridder (Linke) und gut 100 Schülern aus den Jahrgängen zehn bis 13 über Landespolitik diskutieren. Also rauf auf die Bühne. Lesen Sie auch: Landtagswahl: Das müssen Sie jetzt zum Wahlkreis 95 wissen Seinen Pullover hat sich Tigges locker um die Schultern geworfen, die Hände vor dem Gesicht gefaltet, ab und an saust der Kugelschreiber für Notizen über das Papier. Die Themenbereiche Umwelt und Verkehr, Bildung sowie Wohnen wollen die Moderatoren Antonia Middelhove und Benno Freitag an diesem Morgen mit den Politikern diskutieren. Um das erste davon, Umwelt und Verkehr, wird dabei gleich am intensivsten gerungen. Der CDU-Kreisvorsitzende, der 1991 in die Partei eingetreten ist und inzwischen im Gütersloher Stadtrat und dem Düsseldorfer Landtag sitzt, spricht sich zunächst für geringere Hürden beim ÖPNV aus: &bdquo;Wir müssen das einfacher zugänglich machen, damit Menschen umsteigen“. Energie müsse sicher, verfügbar und finanzierbar bleiben. &bdquo;Der Kohleausstieg ist beschlossen. Sollte die Versorgungssicherheit gefährdet sein, braucht es vielleicht eine Übergangszeit – zur Atomenergie zurück wollen wir nicht.“ Nach Kritik von Brems und Schneidt am Ausbau der erneuerbaren Energien durch die schwarz-gelbe Landesregierung, verweist Tigges auf lange Genehmigungsverfahren für den Bau von Windrädern und den aus seiner Sicht unzureichenden Ausbau der Erneuerbaren unter Rot-Grün von 2012 bis 2017. Kritische Fragen aus dem Publikum zu Maskendeals und Korruption Beim Thema Bildung hätten Corona sowie der Distanzunterricht Schwächen bei der Digitalisierung offengelegt, sagen die Moderatoren und wollen wissen, was die Politiker dagegen tun wollen. Präsenzunterricht sei das A und O, findet Tigges, der selbst Vater von drei Söhnen (19,13, 11 Jahre) und einer Tochter (17) ist. Die digitale Schule im Unterricht müsse aber besser werden, dafür brauche es gut ausgebildete Lehrkräfte. Auch die Wichtigkeit der Berufsorientierung betont er. Plötzlich schüttelt Tigges energisch den Kopf. Schneidts Bemerkung will er so nicht stehen lassen. &bdquo;Damit du mal mit der Mär aufhörst, dass im Landtag mehr Luftfilter stehen als in den Düsseldorfer Schulen“, sagt Tigges. Er habe sich Zahlen geben lassen, wonach im Landtag 41 Geräte stünden und 1.800 in den Düsseldorfer Schulen. Es ist eins von mehreren Scharmützeln der beiden. Zum Ende muss sich Tigges dann auch kritische Fragen der Schüler gefallen lassen, als es etwa um Korruption und Maskendeals in der CDU geht. &bdquo;Korruption muss bekämpft werden. Das ist kein Zustand, den wir akzeptieren oder tolerieren“, positioniert sich Tigges. Doch der Schüler lässt nicht locker, will wissen, ob es etwa keine neuen Pläne zur Bekämpfung gebe. Der 48-Jährige wiederholt, was er zuvor ebenfalls gesagt hat: Dass sich die Fraktionen verpflichtet hätten, transparenter zu werden. Brems und Schneidt nutzen die Gelegenheit, sich für stärkere Transparenzregeln in der Politik auszusprechen. Wenig später ist Schluss, für das Thema Wohnen reicht die Zeit nicht mehr. Tigges peilt erneut das Direktmandat in seinem Wahlkreis an Tigges zieht im Nachgang ein positives Fazit. Trotz mancher inhaltlicher Differenzen der einzelnen Kandidaten: &bdquo;Der Umgang ist schon fair“, findet der Sparkassenbetriebswirt. Zurzeit begegnet man sich häufiger. Etwa bei solchen Diskussionsrunden. Daneben sind Haustürbesuche ein zentraler Bestandteil seiner Kampagne. Tigges schätzt diese unvorhersehbaren Begegnungen mit den Wählern. Mal platzt er in eine Familienfeier, ein anderes Mal bekommt er Schnaps angeboten. An 1.500 bis 2.000 Haustüren in seinem Wahlkreis, so schätzt er, hat er inzwischen Flyer verteilt. Der Wahlkampf biegt jetzt auf die Zielgerade ein, verlangt den Kandidaten stetig mehr ab. Posaune spielen beim Musikverein in Avenwedde war zuletzt kaum noch drin, auch anderes ist liegengeblieben. Und dann war da ja noch ein Wasserrohrbruch im Haus. Doch Tigges strahlt weiterhin Dynamik aus. &bdquo;Ich ziehe meine Kraft aus den Begegnungen, das baut mich auf.“ Wie 2017 peilt er wieder das Direktmandat in seinem Wahlkreis 95 an, den er damals mit 42,1 Prozent der Stimmen gewann. Auf die Landesliste könne er sich nicht verlassen. Langsam muss er weiter, der Zeitplan drängt. 120 Kilometer Reichweite hat das E-Auto noch. &bdquo;Ich hoffe es reicht für den Tag“, sagt Tigges, ehe der Smart davon surrt.

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