Gütersloher Ernährungsexpertin erklärt: Dort lauern überall Zuckerfallen

Gütersloh. Seit Aschermittwoch verzichte ich nun schon auf Industriezucker. Es wird Zeit, dem Problem des &bdquo;süßen Gifts“ noch weiter auf die Spur zu gehen. &bdquo;Industriezucker ist für den Menschen nicht gesund. Bei wenig Masse hat er sehr viele Kalorien“, erklärt Claudia Anna Böwingloh, promovierte Ernährungswissenschaftlerin und Ernährungsmedizinerin aus Gütersloh. Dabei liefere er dem Körper aber keinerlei Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe, sondern sorge lediglich für einen schnellen Blutzuckeranstieg und -abfall. &bdquo;Beim Verzehr von großen Mengen Industriezucker kommt es schnell zur Entstehung von Zivilisationserkrankungen wie Adipositas, Bluthochdruck, Diabetes oder Fettstoffwechselstörungen“, sagt die Expertin. Studien würden belegen, dass vor allem junge Menschen, die viel Zucker und zuckerhaltige Produkte zu sich nehmen, zunehmend sehr früh an diesen Krankheiten leiden.&bdquo;Ursprünglich hat man gesagt, dass das Krankheiten sind, die jenseits der 60 Jahre auftreten“, sagt Böwingloh. Sie konkretisiert: &bdquo;Der Typ-2-Diabetes wurde früher immer Alterszucker genannt. Das kann man heute gar nicht mehr machen.“ Das Bild habe sich gewandelt: Inzwischen seien weit mehr als 50 Prozent der Typ-2-Diabetes-Erkrankungen bei jungen Menschen und teils sehr jungen Menschen im Jugendalter festzustellen. &bdquo;Die Entwicklung ist oft die gleiche: Erst kommt das Übergewicht, dann wird daraus krankhaftes Übergewicht und dann kommen die weiteren Erkrankungen dazu“, erklärt sie.Der kurzkettige Zucker, der Industriezucker, müsse nicht ganz weggelassen werden, meint die Expertin. Sie rät aber: Nur maximal zehn Prozent der Kohlenhydratkalorien, die der Mensch pro Tag aufnimmt, sollten über Zucker gedeckt werden. &bdquo;Man kann schon eine kleine Süßigkeit essen oder ein süßes Getränk trinken“, sagt sie. Sie empfiehlt beispielsweise ein Stück Zartbitter-Schokolade, auch selbst gemachte Hafer-Kekse und Müsli-Riegel mit natürlicher Süße wie Honig seien denkbar. Bei vielen Menschen zeige sich aber ein umgekehrtes Bild: 90 Prozent der Kohlenhydratkalorien würden über zuckerhaltige Produkte aufgenommen und nur etwa zehn Prozent über gesunde Kohlenhydrate wie Vollkorn oder Gemüse.Lesen Sie auch:Gütersloher Expertin erklärt, was der Nutri-Score im Supermarkt aussagt Versteckter Zucker steckt in vielen Lebensmitteln Im Alltag ist beim Einkaufen Obacht geboten, um einen Überblick darüber zu bekommen, wo überall Zucker drinsteckt. Seit meinem Industriezucker-Verzicht dauert das Ganze noch einmal deutlich länger, da ich die Zutatenliste von jedem Produkt akribisch unter die Lupe nehme. Überrascht war ich vor allem davon, dass selbst in Wurst und Würstchen Industriezucker drinsteckt – getarnt unter Namen wie Dextrose, Glucose oder Glucose-Fructose-Sirup. &bdquo;Der Zucker wird als billiges Füllmittel verwendet, weil er preisgünstig ist“, weiß Böwingloh. Aus Erfahrung weiß ich, dass auch beim Brot genau hingesehen werden muss. Oftmals kommen Karamellsirup oder Gerstenmalzextrakt zum Einsatz, um dem Gebäck die bräunliche Färbung zu verleihen. Böwingloh verweist noch auf &bdquo;die Palette der verzehrfertigen Milchprodukte wie Fruchtjoghurts, Milchmixgetränke, Quarkspeisen“. Auch in Limonaden, Softdrinks und Fruchtsaftgetränken sei versteckter Zucker zu finden. Das Gleiche gilt für Fertigprodukte, Soßen und Marinaden.Lesen Sie auch: Ernährungsexperte: &bdquo;Übergewicht ist der Normalzustand“ &bdquo;Bei Müsli muss man auch sehr aufpassen. Viele Verbraucher denken, dass es gesund ist, aber dann steht an zweiter oder dritter Stelle der Zutatenliste Zucker oder Honig“, so Böwingloh. Honig sei zwar Süße natürlichen Ursprungs, aber auch ein kurzkettiger Zucker. &bdquo;Von den Kalorien und von der Wertigkeit her ist er genauso zu sehen wie Industriezucker. Ist in einem Produkt viel Honig, habe ich natürlich auch viele versteckte Kalorien“, erklärt sie. Gleiches gelte auch für Agavendicksaft, Ahornsirup, Rübensirup und Apfeldicksaft, die zwar natürliche Süßquellen sind, aber für den Stoffwechsel, von der Kalorienverbrennung und -bewertung – und in großen Mengen verzehrt – genauso ungesund seien.Wer sich Produkte anschaut, solle explizit auf die Zutatenliste achten, rät Böwingloh. Die Zutaten seien nach ihrer prozentualen Menge im Lebensmittel geordnet. &bdquo;Steht der Zucker oder Honig sehr weit vorne, weiß man, dass prozentual sehr viel Zucker oder Süßungsquelle drinsteckt.“ Auf Namen wie Invertzucker, Zuckerkulör, Glucose-Sirup, Dextrose, Glucose (Traubenzucker), Maltose, Saccharose oder Süßmolkenpulver sollten Verbraucher achten, da eben nicht immer explizit &bdquo;Zucker“ genannt wird.

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