Wasserschaden: Mieterin ruft in Gütersloh Polizei und Feuerwehr zur Hilfe

Gütersloh. Die LEG-Immobilien-Gruppe aus Düsseldorf gehört zu den größten Wohnkonzernen in Deutschland und besitzt auch im Kreis Gütersloh 1.706 Mietwohnungen, davon 1.447 im Gütersloher Stadtgebiet. Immer wieder gerät das Unternehmen auch in die Schlagzeilen, wenn es um Ärger und Frust von Bewohnern geht, die sich mit Problemen nicht anders zu helfen wissen, als die Öffentlichkeit einzuschalten. Mit zwei besonderen Anliegen haben sich Gütersloher Bürger in den vergangenen Tagen bei der NW gemeldet. Nachdem Mieter von Wohnungen in der Siedlung Auf dem Knüll über Schimmelprobleme geklagt hatten, ist die LEG dort tätig geworden. Im Fall von Dulce Sanchez scheinen die Fronten hingegen verhärtet. Der gebürtigen Dortmunderin mit spanischen Wurzeln macht ein folgenreicher Wasserschaden arg zu schaffen. Warum wurden die Löcher nicht versiegelt? Den stürmischen, verregneten Montag am 21. Februar wird Dulce Sanchez so schnell nicht vergessen. Es war der Tag, an dem Sturmtief &bdquo;Antonia“ über Deutschland hinwegfegte und vielerorts Zerstörung hinterließ. Im Keller ihrer Mietwohnung an der Strotheide 57 kam es zu einem massiven Wassereintritt, nachdem die LEG mit Kernbohrungen drei Rohre von 14 bis 20 Zentimeter Durchmesser durch die Außenfassade des Hauses in ihren Kellern ziehen ließ. W ofür? Diese Antwort, so Sanchez, sei ihr der Immobilien-Riese bis heute genauso schuldig geblieben wie die Vorab-Information über die Bohrungen oder eine Erklärung dafür, weshalb die Löcher anschließend nicht versiegelt wurden und es so zu dem folgenreichen Wasserschaden kam, der kurzzeitig sogar die Polizei und Feuerwehr beschäftigte.50 Liter in der Stunde "abgeschöpft" &bdquo;Ich wusste mir nicht mehr anders zu helfen. Das Wasser hörte nicht auf zu laufen und von der LEG hat niemand reagiert. Deshalb habe ich die Notfallnummern gewählt“, erklärt Dulce Sanchez. Die Polizeibeamten hätten mangels nicht vorhandener Zuständigkeit allerdings genauso unverrichteter Dinge abrücken müssen wie die Feuerwehrleute, für deren technisches Equipment der &bdquo;Pegel“ zu niedrig war. &bdquo;Kein Wunder, ich habe ja auch ohne Unterlass immer wieder selber das Wasser entfernt, um größeren Schaden zu vermeiden.“ Ein Einbaukamin, diverse Textilien und Handtücher sowie ein Sofa seien allerdings durch das eintretende Wasser beschädigt worden. Notdürftig und mit Hilfe einer Nachbarin habe sie bereits durchnässte Kartons und Kisten in den Gemeinschaftsflur getragen und auf andere Räume verteilt, während der überwiegende Teil ihres persönlichen Hab und Guts im Keller blieb. Dann habe sie &bdquo;abgeschöpft“. &bdquo;50 Liter in der Stunde.“ Mit Aufnehmer und Eimer. 55 Stunden lang. &bdquo;Ohne Schlaf, bis zur totalen Erschöpfung.“ Die Ränder ihrer Gummistiefel hätten sich dabei ins Fleisch ihrer Beine gegraben. "Hätte ich den Keller etwa volllaufen lassen sollen?"Die schmerzhafte Eigeninitiative sei notwendig gewesen, weil sie sich schlichtweg niemand anderes gekümmert hatte. &bdquo;Hätte ich den Keller etwa volllaufen lassen sollen?“ Fortlaufend, so berichtet die gelernte Fremdsprachen-Sekretärin, habe sie am Unglückstag die Notfall-Hotline der LEG angerufen und teilweise &bdquo;bis zu einer Stunde in der Warteschleife verbracht“. Immer wieder sei sie vertröstet worden. Auch den Mieterbund habe sie eingeschaltet. Schon Wochen vor dem Wasserschaden habe dieser die LEG angeschrieben, um zu erfahren, &bdquo;was es mit den unangekündigt installierten drei Rohren im Keller auf sich hat“. Hierauf hätte die LEG nicht geantwortet. Erst nach dem Wassereinbruch, &bdquo;der natürlich nicht entstanden wäre, wenn die LEG auf die vorherigen Schreiben des Mieterbunds reagiert und aufgeklärt hätte“, sei auf Drängen des Mieterbundes hin etwas Bewegung in die Angelegenheit geraten sein.Hilfe erst zwei Tage nach dem WassereinbruchTatsächliche Hilfe, in Erscheinung eines Handwerkers, der die Bohrlöcher fachmännisch versiegelt habe, hätte es allerdings dennoch erst am Mittwoch gegeben, &bdquo;also zwei Tage nach dem Wassereinbruch“. Dulce Sanchez, die ihre 75-Quadratmeter-Wohnung (750 Euro Warmmiete) erst vor sechs Monaten bezogen hat, ist frustriert und fühlt sich durch ihren Fall darin bestätigt, dass Einzelschicksale für die Immobiliengesellschaft offenbar keine große Rolle spielen. Auch hinsichtlich anderer Mängel beklagt die Mieterin die mangelnde Handlungsbereitschaft der LEG. Sei es der tropfende Wasserhahn an der Waschmaschine im Keller, die verkalkten und verrosteten Wasserrohre. Oder auch die Heizung in ihrer Wohnung, die trotz Stufe null auf Dauer-Power läuft. All das sei jedoch nichts zum Vergleich zum jüngsten Erlebnis im Souterrain. Die Vorwürfe wiegen schwer, doch der Vermieter will diese nicht unkommentiert im Raume stehen. Gegenüber der NW zeigt sich die LEG gesprächsbereit. Ein Konzernsprecher stellt zunächst einmal fest, dass es nicht richtig, dass ohne Vorankündigung Löcher in die Außenfassade der Immobilie gebohrt wurden. LEG nimmt Stellung: Mieterin habe Zutritt verweigert Für die LEG, die an der Strotheide 102 Wohnungen zwischen 45 und 90 Quadratmeter Größe besitzt, stellt sich der Fall Sanchez so dar: Im Sommer 2021 hätte es einen Defekt an einer Wärmeübertragungsleitung im Nahwärmenetz gegeben. &bdquo;In diesem Zusammenhang mussten Rohre erneuert werden.“ Daraufhin hätte eine beauftragte Firma im August/September 2021 einen Termin mit der Mieterin vereinbart. &bdquo;Dieser wurde dann leider von ihr nicht eingehalten“, sagt der LEG-Sprecher. Per Posteinwurf sei vergeblich um eine Rückmeldung gebeten worden. Als man die Mieterin schließlich im September 2021 telefonisch erreicht habe, hätte sie den Zutritt zu ihrem Keller verweigert. &bdquo;Auf Grund der Verweigerung wurden im Oktober 2021 die erforderlichen Kernbohrungen durch ein Fachunternehmen an der Außenhauswand durchgeführt und von außen abgedichtet“, fährt der LEG-Sprecher fort. &bdquo;Da der Keller von innen nicht betreten werden konnte, war eine Abdichtung von innen nicht möglich.“ "Das entspricht nicht der Wahrheit" Die Folgen sind bekannt. Am 21. Februar kam es zu dem Wasserschaden. Die Immobilien-Gruppe sei darüber umgehend informiert worden und – da widerspricht der LEG-Sprecher den Schilderungen der Mieterin – habe noch am selben Tag reagiert: &bdquo;Unser Unternehmen ist direkt nach der Schadensmeldung am 21. Februar tätig geworden. Die Arbeiten sind bereits am 22. Februar abgeschlossen worden.“ Die Ausführungen der LEG will Dulce Sanchez nicht einfach so auf sich sitzen lassen. &bdquo;Das entspricht nicht der Wahrheit, genauso habe ich nicht den Zutritt zum Keller verweigert. Ich selbst hatte den Leiter der Baufirma an einem Morgen um 8 Uhr meine Telefonnummer gegeben, als ich mich auf den Weg ins Büro machte, damit, falls der Zutritt in den Keller notwendig ist, er mich für einen Termin kontaktieren kann.“ Der Anruf seinerseits hätte nie stattgefunden. Das sagt der Mieterbund-Geschäftsführer &bdquo;Plötzlich waren die Rohre da.“ Und danach der Wasserschaden. Der Vorfall hat Spuren hinterlassen. Nicht nur im Keller. Ihre Wunden am Bein würden langsam heilen, aber auch seelisch habe sie der Fall extrem mitgenommen, sagt Dulce Sanchez. Sie hofft nun auch auf die Unterstützung vom Mieterbund in Bielefeld, der sich ihrer Sache annimmt. Mieterbund-Geschäftsführer Ralf Brodda hat den Fall Sanchez in Augenschein genommen.Seine Einschätzung: &bdquo;Der Keller ist vermietet. Es kann also nicht sein, dass ein Vermieter selbst ein Loch in die Wand bohrt. Selbst bei einer gewissen Dringlichkeit müsste er im Zweifel eine Duldung erzwingen.“ Das sei nicht erfolgt. &bdquo;Es war nicht fachgerecht, was dort gemacht worden ist.“ Dulce Sanchez hofft indes, dass sie das unschöne Erlebnis und die Mängel bald vergessen kann. Sie will nun den Rechtsweg beschreiten, pocht auf Mietminderung und Schadensersatz und hat einen Anwalt eingeschaltet.

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