Gemeinsame Vergangenheit beim FC Gütersloh: Derby wird zum Duell der Freunde

Gütersloh. Das Zimmer haben sie zwar nicht geteilt, aber eine enge Beziehung bestand zwischen Frank Scharpenberg und Rob Reekers damals, in den mehr oder weniger glorreichen Zeiten des alten FC Gütersloh, sehr wohl. Sie waren beide Spieler im legendären Zweitligateam von Hannes Linßen, später von Dieter Brei und Jürgen Gelsdorf. Der eine als laufstarker &bdquo;Staubsauger" im Mittelfeld, der andere als ziemlich beinharter Innenverteidiger. Dass sich beide später einmal als Sportliche Leiter von Oberligateams gegenüberstehen würden, war nicht absehbar. Und nun ist es sogar ein historisches Aufeinandertreffen: Erstmals spielen am Sonntag die Fußballer des TSV Victoria Clarholz mit Frank Scharpenberg (49) in einem Meisterschaftsspiel gegen den FC Gütersloh mit Rob Reekers (55). "Wir haben uns gut verstanden, es war sehr angenehm mit ihm", sagt Reekers Es ist für beide aber kein Spiel als Rivalen, sondern eher ein Duell unter Freunden. Man mag sich, und man schätzt sich. &bdquo;Ich kannte ihn vorher aus dem Fernsehen. Da war es für mich schon etwas Besonderes, mit ihm zusammen zu spielen", erinnert sich Scharpenberg an die erste Begegnung mit dem langjährigen Bochumer Bundesliga- und früheren holländischen Nationalspieler. &bdquo;Wir haben uns gut verstanden, es war immer sehr angenehm mit ihm", blickt Reekers mit gleicher positiver Gestimmtheit auf die Zeit mit dem Ur-Clarholzer zurück, der im Sommer 1997 von RW Essen in den Heidewald wechselte. Die gemeinsame Vergangenheit endete übrigens nicht mit dem Abstieg des FC Gütersloh aus der 2. Liga im Jahr 1999. Beide blieben auch in der Regionalliga beim FCG: Scharpenberg als Spieler, Reekers als Stand-by-Verteidiger und Co-Trainer unter Gerd Kleppinger. Lesen Sie auch: Erster Sieg für Traditionsmannschaft des FC Gütersloh | Mit Fotogalerie Gemeinsamer Rettungsversuch für FCG von 1978 Darüber hinaus versuchten beide zusammen in einer deutschlandweit wohl einmaligen Aktion, einen Beitrag zur Rettung des FCG von 1978 e.V. zu leisten, als Insolvenzverwalterin Cornelia Mönert ihnen im Januar 2000 die Marketingrechte übertrug. Frank Scharpenberg hatte parallel zu seiner Karriere als Fußballer ein Ingenieur- und ein BWL-Studium erfolgreich abgeschlossen und ein entsprechendes Gewerbe angemeldet. Es blieb allerdings eine kurze Episode. Kurz nach dem gerichtlich verfügten Aus für den Verein am 14. Februar 2000 unterschrieb Scharpenberg einen Vertrag in Oberhausen. Rob Reekers war eine kurze Zeit lang ohne Job, bis er im Sommer 2000 als Co-Trainer unter Kleppinger eine neue Mannschaft übernahm – die von RW Oberhausen mit Frank Scharpenberg als Spieler. Beider Wege trennten sich später: Scharpenberg setzte seine Laufbahn als Spieler noch bis 2011 in Verl, Düsseldorf, Wiedenbrück und Clarholz fort. Reekers trainierte den FC Gütersloh und war als Co-Trainer bei FC Augsburg, Hertha BSC und SC Paderborn bis 2015 im Profifußball tätig. Direkte Berührungspunkte ergaben sich wieder ab 2018, als die SpVgg Vreden mit Reekers als Trainer zusammen mit Victoria Clarholz (Co-Trainer Scharpenberg) in der Westfalenliga spielte. Natürlich tauschten sich die alten Kumpel regelmäßig über Gegner und Spieler aus. "Von den Ambitionen liegen ja fast schon Welten zwischen beiden Vereinen" Ganz unabhängig davon spielten Frank Scharpenberg, seit 2012 Geschäftsführer beim Rietberger Kunststoff-Unternehmen Stükerjürgen, und Rob Reekers, seit 2020 in der Unternehmensgruppe Hagedorn für Sport-Marketing zuständig, immer wieder beim Klosterpforten-Cup im Traditionsteam des FC Gütersloh. &bdquo;Da ist Scharpi wie ein junger Bengel über den Platz gerannt", erinnert sich Reekers auch noch gut an das &bdquo;Legenden-Spiel" des FCG im Sommer gegen RW Ahlen.Nun aber geht es nicht um Spaß, sondern um Punkte, nicht um Vergangenheit, sondern um Zukunft. &bdquo;David gegen Goliath finde ich übertrieben", sagt Frank Scharpenberg zur Rollenverteilung im Derby. Er lässt aber keinen Zweifel am eigenen Außenseiterstatus: &bdquo;Von den Ambitionen her liegen ja fast schon Welten zwischen beiden Vereinen." Dem FC Gütersloh schreibt er einen sehr guten Kader zu: &bdquo;Was da auf dem Eis steht, gerade auch in der Breite, ist schon stark. Da kommt Einiges auf uns zu." Gleichwohl sieht er seine Clarholzer nicht chancenlos. &bdquo;Wir tun uns gegen Teams aus dem oberen Drittel leichter", hat er beobachtet. Gerade in den letzten Heimspielen gegen Siegen (3:0) und Sprockhövel (1:0) habe die Mannschaft ihre Stärken ausgespielt: &bdquo;Da sind wir sehr kompakt aufgetreten, haben gut gegen den Ball gearbeitet und aggressiv nach vorne gespielt." Reekers erwartet zähes Spiel mit knappen Ergebnis Klar ist dem ehrgeizigen Sportchef, dass der TSV Victoria im Abstiegskampf Punkte braucht. &bdquo;Etwas Zählbares tut gut für die Tabelle, aber auch für den Kopf", weiß Frank Scharpenberg: &bdquo;Wir haben nichts zu verlieren und könnten auch mit einem Unentschieden leben." Rob Reekers weiß, dass der auf Rang fünf liegende FC Gütersloh einen Sieg braucht, um in der Tabelle nicht noch weiter hinter die beiden sieben und vier Punkte entfernt liegenden Aufstiegsplätze zurückzufallen. &bdquo;Wenn wir in voller Stärke auflaufen könnten, würde ich uns auch als ganz klaren Favoriten bezeichnen", sagt er. Weil es aber trotz der gegenüber dem Vorjahr deutlich verbesserten Breite im Kader erhebliche Personalprobleme gibt, rechnet er eher mit einem &bdquo;zähen Spiel" und einem &bdquo;knappen Ergebnis". Dass selbst ein Unentschieden dem Image des FC Gütersloh, der sich schon vor fünf Wochen mit der 1:2-Kreispokalniederlage in Kaunitz blamierte, nicht zuträglich wäre, weiß der Sportliche Leiter natürlich auch. Nichtaufstieg für Gütersloher sei kein Drama Im Übrigen hält es Rob Reekers für nicht angemessen, den FC Gütersloh nur am Erreichen des Ziels &bdquo;Regionalliga-Aufstieg" zu messen: &bdquo;Natürlich wollen wir alle gerne eine Liga höher, aber das kann man nicht planen." Und man dürfe nicht vergessen, aus welcher Situation der FCG komme, nämlich aus einer Abstiegsgefahr im Jahr 2019. Ein Drama sei ein Nichtaufstieg daher nicht. &bdquo;Man muss die Kirche im Dorf lassen. Ich hoffe aber, dass wir bis zum letzten Spieltag noch in der Verlosung sind." Dafür täte ein &bdquo;Dreier" in Clarholz natürlich gut. So oder so, am guten Verhältnis der beiden Sportlichen Leiter wird sich unabhängig vom Ergebnis nichts ändern. Der freundschaftliche Umgang zwischen &bdquo;Scharpi" und &bdquo;Robbi" hat auch die Einigung auf den verfrühten Anstoßzeitpunkt (14 Uhr) unkompliziert gemacht. Weil der Rasenplatz im Holzhofstadion kein Flutlicht hat, hätte es bei einem Spielbeginn um 14.30 Uhr eventuell problematisch werden können.

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