Spektakuläre Arbeiten an B61-Brücke in Gütersloh - jetzt bebt der Boden

Gütersloh. Nein, die Anwohner der umliegenden Häuser des Brücken-Neubaus über die B61 müssen scheinbar nicht um ihr Mobiliar fürchten, obwohl am Westring am Montag einige Male kurz die Erde zittert. Der Grund: Eine 37 Tonnen schwere Ramme hat die ersten acht von 48 Beton-Tiefgründungspfählen eines dänischen Herstellers in den Boden getrieben. &bdquo;Mit schätzungsweise 300 bis 400 Hammerschlägen und einer Gewichtskraft von sechs Tonnen pro Stück werden die Pfähle unangespitzt in den Boden versenkt", erklärt Thorsten Siewert (57), Projektleiter vom Fachbereich Tiefbau der Stadt Gütersloh. Der erste halbwegs spektakuläre Teil der Bauarbeiten für die neue 4,78 Millionen Euro teure Fußgänger- und Radfahrer-Brücke am Westring ist gestartet und am Montag auch schon recht zügig wieder beendet. Achtung Blitzer: Moneypenny hat neuen Standort in Gütersloh bezogen Die ersten acht Betonmasten sind schnell &bdquo;verpflanzt" Timon Kählert (33) und Max Oetke (23) von der norddeutschen Friedrich Peters Bau GmbH aus Borsfleth bei Itzehoe haben es scheinbar ähnlich eilig wie etliche Autofahrer auf der B61, die in der vorübergehend im Baustellenbereich geltenden Tempo-50-Zone zuhauf geblitzt werden. Die beiden Maschinenführer drücken mit ihrem Kettenfahrzeug jedenfalls ordentlich auf die Tube und haben ihr Tagewerk bereits am frühen Nachmittag verrichtet. Noch vor dem offiziellen Pressetermin stecken die ersten acht Betonmasten, auf denen später das Fundament ruht, tief im Boden. Somit bleibt den Journalisten der Einblick verwehrt, die monströse Maschine mit dem Namen Junttan PM 16 &bdquo;in Action" zu erleben. Doch Thorsten Siewert weiß, wie es sich anfühlt, wenn der Bagger mit dem Rammbär die zehn bis zwölf Meter langen, ausgerichteten Pfähle &bdquo;auf minus 1,50 Meter" im Boden versenkt, und man einige Meter entfernt steht. Erst eine Sekunde nach dem Schlag zittert die Erde &bdquo;Man nimmt optisch und akustisch den Schlag wahr, aber erst einen Sekundenbruchteil später bebt kurz der Boden", schildert Thorsten Siewert. Bereits am Freitagabend war er Zeuge, wie Pfahl Nummer eins im Zuge einer Probe-Rammung in die Erde gestampft wurde. Der Boden rund um den Paul-Westerfrölke-Weg an der Dalke ist weich. Gut für das Einbringen der Pfähle, doch für die tonnenschwere Maschine ist eine meterdicke Arbeitsstraße aus Schotter hergerichtet worden ist. Während der Arbeiten sollen Schwingungsmessungen in den Kellern der bis zu 40 Meter entfernten Häuser erfolgen, &bdquo;um zu gucken, ob die Werte im Sollbereich liegen", sagt Thorsten Siewert. Sind die Erschütterungen zu groß, wird mit weniger Wucht gerammt. Zudem habe es im Vorfeld eine Beweissicherung nahe liegender Gebäude mit Gutachten zu Vergleichszwecken (&bdquo;Vorher, nachher") gegeben. Sollten Schäden auftreten, ginge es schließlich darum, wer bezahlt. Pfähle der alten Brücke stecken noch in der Erde Die ganze Prozedur sei keine neue Erfindung, sagt Thorsten Siewert: &bdquo;Selbst Venedig steht auf Holzpfählen." Aber in diesem Fall sind es Stahlbetonpfähle, 48 in Summe und 30 mal 30 Zentimeter im Querschnitt, die tief in den Boden gerammt werden. Später werden sie von der Arbeitsstraße freigeschaufelt und mit dem Fundament &bdquo;biegesteif verbunden", wie es im Fachjargon heißt. 206 Meter lang und 3,70 Meter breit soll das neue Bauwerk werden. Auch die alte Brücke sei zum Teil auf Pfählen gegründet gewesen, erwähnt Siewert. Diese seien jedoch in der Erde verblieben und nicht &bdquo;rausgequält" worden. Auch der Projektleiter vom städtischen Tiefbaubereich geht noch einmal aufs Tempo ein. &bdquo;Ich hoffe, das Ende September, Anfang Oktober die eigentlichen Arbeiten der Fundamente weitergehen. Wir müssen jetzt am Ball bleiben", sagt Siewert ein Vierteljahr nach der Auftragsvergabe. Sein Wunsch ist auch, dass die Brückenteile noch in diesem Jahr im Werk zusammen geschweißt und abgenommen werden. Bei einer Bemusterung des Stahls am vergangenen Montag sei man mit dem Erstmuster &bdquo;noch nicht ganz zufrieden" gewesen. Gesamtkosten von 4,78 Millionen nicht weiter gestiegen Im Dezember 2018 wurde die Brücke über den Westring abgerissen, irgendwann im März, April 2022 soll der Brückenschlag zwischen den beiden Enden der Dalkepromenade vollzogen sein. Bereits am Montagmittag bestätigt Alfons Buske, Fachbereichsleiter des städtischen Tiefbauamtes, im Gespräch mit der NW, dass man nach wie vor mit 4,78 Millionen Euro Gesamtkosten für das Projekt rechne und keine weitere Steigerung vorliege. &bdquo;Vier Millionen betragen die Baukosten, 780.000 Euro die Nebenkosten, beispielsweise für Planungen, Untersuchungen oder auch Honorare für Architekten. An dem Kostenrahmen hat sich Stand heute nichts geändert", erklärt Buske behutsam. Zurückhaltung sei allerdings angebracht, schließlich müsse bei solch einem komplexen Bauprojekt immer auch das Unerwartete einkalkuliert werden. &bdquo;Es muss ja nur in acht Metern Tiefe ein alter Felsen liegen, und schon muss man neu planen." Am Montagabend mussten die beiden Maschinenführer aus Itzehoe dann doch noch einmal anrücken und arbeiten, denn ihre Ramme musste die Position wechseln. Den 37-Tonnen-Koloss auf die andere Seite der Dalke zu bewegen, war angesichts der Geschwindigkeit von 6 km/h kein leichtes Unterfangen, dafür liefen sie aber auch nicht Gefahr, geblitzt zu werden. Für den Positionswechsel wurde der Westring in beide Fahrtrichtungen zwischen 19 und 20 Uhr gesperrt. Am kommenden Mittwoch steht zur selben Zeit auf der B61 eine weitere Sperrung an.

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