Wie geht es mit dem Gütersloher Impfzentrum weiter?

Kreis Gütersloh. Alles war vorbereitet für den großen Tag, perfekt bis ins kleinste Detail. Dann kam der Schnee. Und mit ihm Kälte und Eis und Glätte und Verwehungen. Tatsächlich hätte es nicht schlechter laufen können. Und so kam es, dass Bernhard Riepe, nachdem er an jenem 8. Februar gegen sieben Uhr in der Früh das Impfzentrum an der Marienfelder Straße erreichte, erst einmal zum Pannenhelfer avancierte. Eine Frau, die an diesem Wintertag ihren ersten Impftermin hatte und gleich mehr als fünf Stunden zu früh anreiste, war mit dem Auto in den Graben gerutscht. Bernhard Riepe half ihr wieder raus. Dann ging’s wieder ins Containerbüro, zurück zum regulären Hilfsprogramm. "Hier war nichts" Bis November sah sein Tagesablauf noch anders aus. Da war der 52-Jährige beim Straßenverkehrsamt des Kreises als Sachgebietsleiter für den Bereich Verkehrslenkung zuständig. Tatsächlich ist er das auch noch, aber dann kam die Anfrage, ob er das Impfzentrums für den Kreis Gütersloh aufbauen möchte. &bdquo;Ich habe zugesagt, ich fand die Idee toll", sagt Riepe. &bdquo;Eine echte Herausforderung, noch mal was ganz Anderes." Der Auftrag, es auch zu leiten, kam erst später. Zwei Wochen und zwei Tage hatten er und sein Team Zeit, um den ehemaligen Supermarkt für britische Streitkräfte, den sogenannten NAAFI-Shop, in das neue Impfzentrum des Kreises umzuwandeln. Geht nicht? Geht doch! Indes, den Begriff Stress definieren alle an dem Projekt Beteiligten seitdem ganz neu. Riepe lacht und schüttelt den Kopf. &bdquo;Hier war nichts, einfach gar nichts. Und das Programm ein riesen Ding . . ." Wertvolle Hinweise vom Rettungsdienst Erst einmal musste das Gebäude komplett entkernt werden. Kabel mussten verlegt, Büros eingerichtet, die Impfstraßen aufgebaut, sanitäre Anlagen installiert, Aufenthaltsräume und Küchen eingerichtet werden. Es brauchte einen Sicherheitsdienst, Personal, Hygienekonzepte, logische Abfolgen, Parkplätze, Zelte, Geschirr, Beschilderungen und noch so vieles mehr. &bdquo;Gold wert waren hier die zahlreichen Hinweise der Kollegen vom Rettungsdienst und die Unterstützung durch den Kreisbrandmeister Dietmar Holtkemper", betont Bernhard Riepe. &bdquo;Die haben uns wirklich nach vorne gebracht." Lesen Sie auch: Viele junge Menschen im Kreis Gütersloh lehnen Impfungen ab Sorge vor Sabotage-Aktionen von Impfgegnern Zusammen mit Hendrik Egeler aus der Abteilung Tiefbau, mit dem er schon die Ausnahmebaustelle in Werthers Ortsteil Theenhausen gemanagt hat, ging es es also an die Arbeit. &bdquo;Auch ein echter Praktiker", beschreibt ihn Bernhard Riepe, &bdquo;und nachdem wir überhaupt mal Handwerker gefunden haben, die kurzfristig Zeit hatten und dann auch noch bereit waren, an den Wochenenden zu arbeiten, ging es hier rund, aber richtig. 24/7." Keine Frage, dass das Gespann Riepe/Egeler mit gutem Beispiel voranging. Parallel dazu musste die Standortwahl gerechtfertigt werden, während auch das A2-Forum und das Event-Center in Halle ins Spiel gebracht worden waren. &bdquo;Es gab erhebliche Sicherheitsbedenken", berichtet Bernhard Riepe. &bdquo;Tatsächlich stand zu befürchten, dass es zu Sabotage-Aktionen von Impfgegnern kommt. Oder allgemein zu Störungen des laufenden Betriebes – in welcher Form auch immer." Sicherheitsdienst engagiert In der Folge wurde ein Sicherheitsdienst engagiert, der das Gelände auf Video ebenso überwacht wie die Lagerräume mit dem Impfstoff. Darüber hinaus wurde die Zufahrt mit Betonpollern gesichert, die tief in der Erde verankert sind. Passiert ist nichts. &bdquo;Am Anfang waren wir von morgens 7 bis abends 22 Uhr da – jeden Tag", erzählt Bernhard Riepe. &bdquo;Alle haben an einem Strang gezogen. Aber was willst du in einem Ausnahmezustand wie diesem auch anderes machen? Da guckst du nicht auf die Uhr, sondern ziehst das durch." Mittlerweile haben Bernhard Riepe und seine Kolleginnen und Kollegen aber Entlastung bekommen. In Kim Ortmeier und Franziska Pirk hat er gleich zwei Stellvertreterinnen, und kleine Urlaube waren auch schon wieder drin. Pro Schicht sind 85 Leute im Einsatz Pro Schicht sind aktuell auch nun rund 85 Leute im Impfzentrum im Einsatz. Pro Tag gibt es zwei davon. &bdquo;Und da ist alles dabei: Straßenwärter, Schulsekretärinnen, Mitarbeiter aus verschiedenen Abteilungen des Kreises oder vom freien Markt. Alle bringen ihre besonderen Kompetenzen ein – und alle sind noch über sich hinausgewachsen", beschreibt Bernhard Riepe, wie besonders die Mannschaft ist, die an der Marienfelder Straße agiert. &bdquo;Nicht zuletzt läuft die Zusammenarbeit mit Dr. Michael Hanraths, dem Ärztlichen Leiter des Impfzentrums, super." Lesen Sie auch: Impfvordrängler im Kreis Gütersloh - die Stimmung kippt, alle drehen durch Waren es anfangs rund 300 Impfungen, die pro Tag durchgeführt wurden und auf die das Team schon stolz war, sind es in Spitzenzeiten zuletzt 3.000 gewesen. &bdquo;Wenn es mittlerweile wieder deutlich weniger sind, siehst du direkt die Enttäuschung." Und bald soll für’s Erste ganz Schluss sein. Zum 30. September läuft die Unterstützung des Bundes bis auf Weiteres aus. Eine Entscheidung, die Bernhard Riepe und viele Mitarbeiter aus seinem Team bedauern: &bdquo;Zum einen, weil viele dann wieder einen neuen Job suchen müssen. Zum anderen, weil wir ja gar nicht wissen, was in Bezug auf die Delta-Variante noch auf uns zukommt." "Vielleicht ja sogar als Impfstandort für OWL" Geht es nach dem Leiter des Impfzentrums, wird der Standort an der Marienfelder Straße zumindest weiter vorgehalten. Sozusagen im Stand-by-Modus. &bdquo;Vielleicht ja sogar als Impfstandort für OWL", wirft er als Überlegung in den Raum. Der große Vorteil: Die Bundesimmobilien-Anstalt hat die Immobilie dem Kreis kostenlos überlassen. Im Gegensatz zu anderen Impfzentren, für die im Monat teils fünfstellige Summer gezahlt werden müssen, also beste Voraussetzungen. Mit Rollator und Tränen in den Augen bedankt Doch ganz gleich, wann das Impfzentrum in Gütersloh geschlossen wird und sei es nur vorübergehend: Schon jetzt blickt Bernhard Riepe mit Dankbarkeit und auch Stolz auf die vergangenen Monate zurück. Und auf viele besondere Begegnungen. &bdquo;Ich habe so viele ehemalige Lehrer von mir wiedergetroffen, alte Klassenkameraden oder überhaupt Leute, die ich lange nicht gesehen habe – das war wirklich schön." Und der außergewöhnliche Einsatz des Teams mit Riepe an der Spitze wird honoriert. Die perfekte Vorbereitung sowieso. Aber auch die grenzenlose Geduld. Und die Freundlichkeit. Ein wenig verlegen registriert Bernhard Riepe das Lob aus der Bevölkerung, das stellvertretend für alle gilt, die hier alles geben. Und doch macht es ihn glücklich. &bdquo;Ostern stand hier ein älterer Herr mit einem Rollator, in seinem Körbchen selbst bemalte Ostereier und Salz – und mit Tränen in den Augen bedankte er sich. Da hatte ich auch in Tränen in den Augen. Solche Momente sind einfach unbezahlbar."

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