Tag der Rückengesundheit: Arbeitsmedizinerin gibt Tipps fürs Homeoffice

Gütersloh. Seit der Homeoffice-Regelung zur Bekämpfung der Corona-Pandemie gibt es einen Anstieg der Rückenschmerzfälle - das bestätigt Arbeitsmedizinerin Christina Nußbeck. ,,Das Homeoffice und das mobile Arbeiten, was wir im Zuge der Pandemie mal als Zwischenlösung betitelt haben, ist eigentlich keine mehr. Für etliche Menschen ist der Küchentisch zum festen Arbeitsplatz geworden. Und genau da liegt das Problem, das wir aktuell haben." Der Tag der Rückengesundheit gibt Anlass zur Aufklärung: Wieso so viele im Homeoffice an Rückenproblemen leiden, was getan werden kann und wieso der Arbeitgeber verpflichtet ist, sich um die Rückengesundheit seiner Arbeitnehmer zu kümmern. Wer kennt es nicht. Der Platz am Esstisch, perfekt fürs Dinieren - weniger perfekt zum Arbeiten. Ein Buckel im Rücken, die Arme baumeln in der Luft, zwischen Ohr und Schulter wird das Telefon geklemmt und mit der freien Hand wird eine Mail verschickt. Ein klassisches Problem von schlechter Ausstattung, sagt die Arbeitsmedizinerin. Lesen Sie auch: Personaltrainer gibt Tipps fürs Homeoffice in Corona-Zeiten "Ein einfacher Laptop ist das Schlimmste. Es fehlen die Maus, die Tastatur und der externe Monitor, kurz um eine Dockingstation. Natürlich muss auch ein Schreibtisch und Schreibtischstuhl her; eine ergonomische Sitzposition ist das Ziel", erklärt Nußbeck. Physiotherapeut Sascha Homuth empfiehlt auf Abstände zu achten. Der Abstand von Auge bis zum Bildschirm solle bis zu 50 Zentimeter betragen. Auch die Tastatur solle mindestens zehn bis 15 Zentimeter von der Tischkante entfernt liegen. Das diene vor allem der Entlastung der Arme. Dazu ist jeder Chef verpflichtet Einige Unternehmen haben erst während der Pandemie Homeoffice-Möglichkeiten für ihre Mitarbeiter geschaffen. Dementsprechend ist häufig die Ausstattung in den eigenen vier Wänden im Vergleich zu den Büroräumen eher sporadisch. Und das nicht ohne Grund. ,,Der Arbeitgeber ist momentan noch nicht verpflichtet, den Arbeitnehmer mit höhenverstellbaren Tischen, Stühlen oder auch Endgeräten auszustatten. Das ist er erst, sofern das Homeoffice vertraglich geregelt ist. Der Arbeitnehmer hat aber das Recht, die Gefährdungsbeurteilung des mobilen Arbeitens durch den Arbeitgeber einzufordern", erklärt die Arbeitsmedizinerin. Mehr Infografiken finden Sie bei Statista Die Gefährdungsbeurteilung gliedere sich in verschiedene Aspekte, anhand derer ein Arbeitgeber die Homeoffice-Situation seiner Mitarbeiter beurteilen kann. Diese Beurteilung könne dafür sorgen, dass ein Arbeitgeber die Ausstattung für zuhause verbessere, sagt Nußbeck. Auch die Sehqualität spiele hier eine wichtige Rolle. Sofern ein Mitarbeiter eine eingeschränkte Sehkraft hat, sollte er sich über die Bereitstellung einer Bildschirmarbeitsplatzbrille informieren und regelmäßig die arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchung &bdquo;Bildschirmarbeitsplätze" wahrnehmen, erklärt Nußbeck. Hilft eine Bildschirmarbeitsplatz-Brille? ,,Aus ergonomischer Sicht ist die Bildschirmarbeitsplatz-Brille besonders für Gleitsichtbrillenträger sinnvoll. Wird eine Gleitsichtbrille am PC genutzt, gerät der Mitarbeiter in eine schlechte Körperhaltung, der Kopf wird zu hoch gehalten. Diese Haltung führt dann langfristig zu Verspannungen im Schulter Nacken Bereich." Zudem sei wichtig, dass sich Mitarbeiter an die betrieblichen Mediziner wenden. ,,Eigentlich hat jedes Unternehmen einen Arbeitsmediziner. Wichtig ist, dass die Mitarbeiter das wissen und den Arzt auch kennen, so ist die Hürde gering", sagt Nußbeck. Sobald sich ein Mitarbeiter an diesen wende, können sie die Problematik und entsprechende Handlungsempfehlungen an die Chefetage weiterleiten. ,,Wichtig dabei ist, zu wissen, dass ein Betriebsmediziner nicht weisungsbefugt ist. Das heißt, dass er den Arbeitgeber trotz bekannter Umstände zu nichts verpflichten kann", erklärt die Ärztin. Dennoch diene ein Betriebsarzt in manchen Fällen als Schnittstelle zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, sagt Nußbeck. Handy einfach mal zweit Meter weit weg legen Nicht zu kurz kommen sollte allerdings auch die Eigeninitiative, erklärt Physiotherapeut Sascha Homuth. Eine gute Prävention sei nicht zu unterschätzen. Kleine Rituale sollen dabei helfen. ,,Wenn ich mein Handy immer zwei Meter weglege, muss ich jedes Mal aufstehen, wenn es klingelt. Das ist Bewegung. Oder ich stelle mir alle zwei Stunden einen Wecker, der mich daran erinnert, dass ich mich wieder aufrichte und gerade sitze", sagt der Physiotherapeut. Ob Post It, Wecker oder kleine Tricks - wichtig ist, der Monotonie täglich den Kampf anzusagen. Das sagt auch die Arbeitsmedizinerin. ,,Zur Bewältigung dieser immer gleichen Haltung kann ich auch die Broschüren und Kurzvideos der Berufsgenossenschaften empfehlen. Dort findet man gute Übungen und Tricks", ergänzt Nußbeck.

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