Aus Gütersloher Cinestar wird Filmwerk - das erwartet die Besucher

Gütersloh. Das Gelb-blau des Cinestars ist bald Geschichte. Wenn das Multiplexkino im Spätsommer neu eröffnet wird, dann soll es in mattem Weiß erstrahlen. Von &bdquo;Revitalisierung" spricht Baron Christoph von Feldmann. Damit meint der neue Betreiber nicht nur, dem in die Jahre gekommenen Riesenkasten, der seit dem Lockdown im März 2020 nicht mehr geöffnet hat, nicht nur eine optische Korrektur zu verpassen. Auch technisch verspricht er eine spektakuläre Aufrüstung des Kinos. Und inhaltlich will er sich nicht nur auf Filme konzentrieren. Damit die Wiederbelebung klappt, hat er sich schon kurz nach der Kommunalwahl mit dem frisch gewählten Bürgermeister Norbert Morkes zusammengesetzt. &bdquo;Es war für mich immer klar, dass eine Kreisstadt wie Gütersloh ein Kino dieser Größenordnung benötigt", sagt Morkes. Für ihn handele es sich um Leuchtturmprojekt, dass Menschen aus dem gesamten Umland nach Gütersloh ziehen werde. Deshalb habe die Stadt die Entwicklung planerisch eng begleitet. Zahl der Sitze in acht Sälen wird von 1.400 auf 1.100 reduziert Mehrere Millionen Euro will der neue Betreiber in die Neugestaltung stecken, die genaue Summe kann Feldmann noch nicht angeben. Im Architekten Michael Streich aus Bielefeld hat er einen erfahrenen Mann an seiner Seite, der selbst schon Multiplexe entworfen hat. An der Grundstruktur im Gütersloher Haus wird sich nichts ändern. Es bleibt bei den acht Kinosälen. Allerdings wird die Gesamtzahl der knapp 1.400 Plätze deutlich gesenkt auf 1.100. &bdquo;Vor der Leinwand soll es mehr Platz geben und in den hinteren Reihen werden bequeme Logensitze entstehen", deutet Feldmann an, wohin die Reise gehen soll – nämlich in Richtung mehr Komfort und mehr Service. Nach seiner Vorstellung müssen Besucher für Getränke und Popcorn nicht mehr am Tresen anstehen, es wird ihnen an den Sitz gebracht. Auch technisch will Baron von Feldmann aufrüsten. Kinosaal 8 soll mit einer Onyx-Wand für die neueste LED-Technik von Samsung ausgerüstet werden – &bdquo;mit dem größtmöglichen Schwarz-weiß-Kontrast, der von einem menschlichen Auge noch wahrgenommen werden kann", wirbt Feldmann für extrem brillante Kinobilder. Die 500.000 Euro teure Technik werde zurzeit nur in zwei anderen Kinos in Deutschland eingesetzt. Auch das 100.000 Euro teure Soundsystem &bdquo;Atmos" von Kinoton sei das Nonplusultra in diesem Bereich. Deshalb werde der Saal auch für Opern-Übertragungen, etwa aus der MET in New York, eingesetzt. Kino will sich auch für Tagungen, Konzerte oder Präsentationen öffnen Doch auch inhaltlich will Baron von Feldmann neue Publikumskreise erschließen. So sollen nicht nur einfach Filme gezeigt werden, Feldmann will auch den Kontakt zu Akteuren in der Stadt suchen. &bdquo;Kino und Kirche" könnte so eine Kooperation lauten. Zudem will Feldmann das Haus auch für Theateraufführungen oder für Konzerte öffnen. Dafür soll ein Saal eigens eine tiefere Bühne bekommen. Und auch als Konferenz- und Tagungsraum stellt Feldmann sein Kino zur Verfügung. Morkes sieht dazu keine Konkurrenz zu städtischen Angeboten. &bdquo;Dazu ist das Volumen hier viel zu klein. Ich sehe das vielmehr als Ergänzung des kulturellen Angebots der Stadt." Teurer werden sollen die Eintrittstickets dadurch nicht. Im Gegenteil. &bdquo;Früher kostete hier eine kleine Tüte Popcorn 5,20 Euro. Das hat Besucher abgeschreckt", ist er sich sicher. Ein Fehler, den er nicht wiederholen will. "Streamingdienste machen uns Konkurrenz" Die Bauträge sind gestellt. Zurzeit laufen die Ausschreibungen für die Maler, danach soll die Fassade in mehreren Bauschritten weiß angestrichen werden, und so für ein glanzvolles Entrée in die Stadt sorgen. Baron von Feldmann ist sich mit Stadtbaurätin Nina Herrling über die städtebauliche Bedeutung des Komplexes mit seiner Grundfläche von 4.200 Quadratmetern bewusst. Die geplante Verlegung des ZOB auf den Bahnhofsplatz könnte auch Ideen für eine Außengastronomie beflügeln. Doch Baron von Feldmann weiß darum, das Kino in schwieriger Zeit übernommen zu haben. Mehr als 300.000 Besucher habe das im Jahr 2000 mit Gladiator eröffnete Cinestar im ersten Jahr gehabt, im letzten vollen Geschäftsjahr 2019 seien es nur noch 160.000 gewesen. &bdquo;Die Filmverwertung wird für Kinos schwieriger, Streamingdienste machen uns Konkurrenz", so Feldmann. Nachdem die Cinestar-Kette durch Cinemaxx geschluckt worden sei und das Gütersloher Haus aus kartellrechtlichen Bedenken ausgegliedert werden musste, habe er auch Gespräche mit Drittanbietern geführt, gibt er zu. Und sich, nachdem ihm Morkes Unterstützung zugesichert habe, dann dafür entschieden, selbst Betreiber zu werden. 35-köpfige Belegschaft übernommen Die bisherige 35-köpfige Belegschaft wurde vom neuen Betreiber übernommen und befindet sich größtenteils in Kurzarbeit. Er sehe darin kein Problem, kurzfristig Aushilfskräfte für Servicejobs anheuern zu können sagt der Technische Leiter Sven Gehse, seit Anfang an dabei. Nun hoffen alle, dass die Pandemie das Vorhaben nicht mehr lange ausbremst. &bdquo;James Bond zum Kinostart, das wäre schon schön", sagt Baron von Feldmann. Und ist mit seinem Wunsch wohl nicht allein.

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