Ansturm auf Geschäfte? Letztes Shopping vor dem Shutdown in Gütersloh

Gütersloh. Sicherheitsmann Navid Rajabi (24) und seine Kollegen vom IHS-Securitydienst tragen mit einer Zählsystem-App dafür Sorge, dass sich maximal 429 Personen gleichzeitig im Karstadt-Warenhaus aufhalten. Vereinzelt kommt es zu meterlangen Warteschlangen, die quasi über Eck bis zur Pluspunkt-Apotheke reichen. Ja, mitunter ist es voll. Doch der befürchtete ganz große Ansturm auf die Gütersloher Innenstadt bleibt gestern aus. Das letzte Shopping vor dem Shutdown verläuft in geordneten Bahnen. Ordnungsamt kontrolliert Einhaltung der Regeln &bdquo;Es ist bislang ein ganz normaler Wochentags-Einkaufsbetrieb", stellt Pressesprecherin Susanne Zimmermann am frühen Nachmittag die Lage in der City als &bdquo;entspannt" dar. Das entspricht auch der Wahrnehmung der elf Mitarbeiter des Ordnungsamtes, die die Einhaltung der Abstands- und Hygienevorgaben kontrollieren und auf Verständnis und Vernunft stoßen. Eine Erweiterung des Kontroll-Personals sei nicht vorgenommen worden und aus Sicht der Stadt auch nicht nötig. Genau wie Sicherheitsmann Rajabi müssen die Ordnungsamt-Kräfte nur selten jemanden zur Räson rufen. &bdquo;Positiv überrascht" zeigt sich auch Polizeihauptkommissarin Miriam Christ (45) von der City-Wache. &bdquo;Die Geschäfte sind nicht überlaufen und 99 Prozent der Leute halten sich an die Regeln." "Fast schon eine entspannte Lage" Diszipliniertes Shoppen sei auch am Wochenende schon überwiegend zu beobachten gewesen, erklärt Douglas-Filialleiter Ahmet Simsek (35). Am Samstag habe er den umsatzstärksten Tag des Monats verbucht. Zwei Tage später erlebt er hingegen eine &bdquo;fast schon entspannte Lage", obwohl die Parfümerie ihre Öffnungszeiten von 9 bis 20 Uhr ausgeweitet hat. Von der zur besseren Verteilung des erwarteten Andrangs angedachten Verlängerung der Ladenöffnungszeiten machen sowohl viele Geschäfte wie auch Kunden Gebrauch. &bdquo;Wir hätten schon um acht Uhr öffnen können", verweist Vera Corsmeyer (24), Mitgeschäftsführerin der Buchhandlung Markus, auf einen zumindest kleinen Ansturm am Montag und ein &bdquo;intensives Wochenende" davor. Bücher seien gefragter denn je, den Kunden biete man während des Shutdowns einen Lieferdienst. Gleichwohl hat sie die Nachricht vom verschärften Herunterfahren des öffentlichen Lebens unter geschäftlichen Aspekten getroffen. "Damit bringt man sie nachhaltig um" Einzelhandelssprecher Rainer Schorcht steht ebenfalls noch unter den Eindrücken der Beschlüsse vom Wochenende, nach denen der stationäre Einzelhandel nur noch heute öffnen darf. Der Geschäftsmann verschärft seine Kritik: &bdquo;Es bleiben ja 50 Prozent des Handels geöffnet, eben die Großen mit dem Non-Food-Sortiment. Geschlossen werden die kleinteiligen Flächen der Mittelständler, die eigentlich über so ausgefeilte Sicherheitskonzepte verfügen, dass sich dort niemand ansteckt. Damit bringt man sie nachhaltig um." Schwere Zeiten für den Handel! &bdquo;Man muss schon dreimal schlucken", gesteht Wendy Godt (45) vom Deko- und Möbelgeschäft &bdquo;freudepur" eine eher gegensätzliche Gemütslage. Die Herzlichkeit vieler Kunden, die sie ab morgen vorwiegend mit einem in den letzten Wochen entstandenen Onlineshop versorgt, hebt ihre Laune an einem Montag, der so viel Kundschaft mit sich bringt &bdquo;als wenn in zwei Tagen Weihnachten wäre." Ausnahmezustand beim Friseur Ausnahmezustand herrscht auch beim Friseursalon &bdquo;Team Riewenherm". Ab Mittwoch ist geschlossen, vorher wird von 7.30 bis 23 Uhr gewaschen, geschnitten und geföhnt. &bdquo;Mehr geht nicht, wir sind total ausgebucht", sagt Mitinhaberin Sabine Stille (52). Um die finanziellen Verluste etwas zu lindern, hätte Gabriele Rudorff von &bdquo;Europa-Schmuck" den Shutdown gerne verzögert, die Maßnahmen seien jedoch nachvollziehbar. &bdquo;Es gibt Dinge, die sind wichtiger." Und so schließt sie ihren Laden heute Abend, wohl bis zum 10. Januar. Für sie ist es eine neue Erfahrung: &bdquo;Zum ersten Mal seit 36 Jahren verbringe ich die Weihnachtszeit nicht im Geschäft."

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