"Für die Gütersloher ist es bereits der dritte Lockdown"

Gütersloh. Das Coronavirus hat den Kreis Gütersloh wieder fest im Griff. 123 neue Fälle meldet die Kreisverwaltung am Donnerstag, 557 Menschen sind infiziert. Die Lage in den Krankenhäusern ist zwar derzeit noch entspannt – 30 Menschen müssen stationär behandelt werden – das kann sich laut Aussagen des Kreises aber schnell ändern. Landrat Sven-Georg Adenauer appellierte am Mittwoch erneut an die Bürger: &bdquo;Schrauben Sie die Kontakte, die Sie haben, auf das Mindestmaß und das absolute Erforderlichste herunter." Das Geschehen im Kreis Gütersloh sei diffus – es gebe unterschiedliche Ansteckungsquellen. Umso wichtiger sei es jetzt, dass sich alle gemeinsam Mühe geben, sich an die Regeln zu halten und das Virus so einzudämmen. &bdquo;Psychologisch gesehen ist das – auf gut deutsch gesagt – beschissen" &bdquo;Für die Gütersloher ist es bereits der dritte Lockdown", sagt Albrecht Pförtner, Wirtschaftsförderer des Kreises. &bdquo;Psychologisch gesehen ist das – auf gut deutsch gesagt – beschissen", nimmt er kein Blatt vor den Mund. Dennoch rät er dazu, jetzt den Kopf nicht in den Sand zu stecken. &bdquo;Es ist ja erstmal überschaubar", tröstet sich der Geschäftsführer von Pro Wirtschaft GT. Produktionsunternehmen könnten weiterarbeiten, Geschäfte und Schulen würden nicht geschlossen. &bdquo;Aber ich kann jeden Gastronomen verstehen, der jetzt einen Hals hat", betont Pförtner. Denn gerade in dem Bereich sei alles getan worden, um die Hygienevorgaben vorbildlich umzusetzen. Hoffnung setzt Pförtner auf das Versprechen der Bundesregierung, Unternehmen mit bis zu 50 Mitarbeitern 75 Prozent des Umsatzes vom November 2019 zu erstatten. Das sei für Viele noch ein guter Monat gewesen. &bdquo;Das Programm scheint so ausgelegt zu sein, dass keiner mehr durchs Raster fällt", sagt er. So seien auch explizit die Soloselbstständigen erwähnt. Noch offen sei, was mit Betrieben mit mehr als 50 Mitarbeitern geschehe. &bdquo;Davon haben wir in der Gastronomie auch einige – das Parkhotel in Gütersloh, die Klosterpforte in Marienfeld, das Rietberger Lind Hotel oder der Sportpark in Halle. Es wäre tatsächlich fatal, wenn es dafür keine Lösung gäbe." &bdquo;Viele sind resigniert", weiß Pförtner – nicht zuletzt wegen der Anrufe auf der Corona-Hotline der Pro Wirtschaft. &bdquo;Viele haben auch Erfahrungen im Tönnies-Lockdown gemacht" Allen Emotionen zum Trotz ermuntert Pförtner alle, die jetzt besonders von den aktuellen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie betroffen sind, am 1. Dezember wieder durchzustarten. &bdquo;Viele haben auch Erfahrungen im Tönnies-Lockdown gemacht", sagt er. Ein kleiner Lichtblick seien dabei die gerade veröffentlichten Arbeitsmarktzahlen: Die Zahl der Arbeitslosen sei im Oktober im Vergleich zum Vormonat um 0,2 Prozentpunkte gesunken und liege nun bei 4,6 Prozent. &bdquo;Es ist uns wichtig, dass die Wirtschaft mit Unternehmen wie Nobilia oder Miele ihre Kontakte jetzt nicht runterfahren müssen", erläuterte CDU-Bundesfraktionschef Ralph Brinkhaus im Gespräch mit der NW. &bdquo;Es gibt eine detaillierte Einzelfallbetreuung, wenn sich jemand bei mir meldet." Zuschriften habe es schon gegeben und er habe mit zahlreichen Gewerbetreibenden im Kreis Gütersloh gesprochen. Er zeigt sich zuversichtlich, dass die Bürger die Maßnahmen für November mittragen, auch wenn die Sensibilität für Corona wohl aktuell eine andere sei als noch im Frühjahr. Die Corona-Politik der Bundesregierung erfahre immer noch eine hohe Zustimmung in der Bevölkerung. Gleichwohl weiß Brinkhaus um die Zahl der Widersacher. &bdquo;Das wird jetzt echt ein Drahtseilakt mit den Gegnern der Corona-Maßnahmen." Brinkhaus spricht sich für harte Kontrollen aus. Brinkhaus hat Schnelltests bereits ausprobiert Unternehmer wie Kino-Betreiber Oliver Groteheide kündigten an, gegen die Schließung juristisch vorzugehen. Darüber zeigt sich Brinkhaus wenig besorgt. &bdquo;Ich will nicht ausschließen, dass das eine oder andere Verwaltungsgericht eine Entscheidung trifft. Aber die Politik der Bundesebene wird dadurch nicht hinfällig." Für Brinkhaus ist es wichtig, jetzt die Corona-Schnelltests für 7,50 Euro auf den Markt zu bringen. &bdquo;Ich selbst habe sie zwei mal ausprobiert. Zwei mal negativ." Er rechne damit, dass ab Januar Impfungen möglich seien – zunächst für Risikogruppen.

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