Warum es in der Flüchtlingsunterkunft in Niehorst so häufig Fehlalarme gibt

Gütersloh. In der Einsatzübersicht des Löschzuges Isselhorst steht der jüngste Einsatz noch gar nicht drin. In der Nacht zu Montag, 20. Juli, kurz nach Mitternacht, war es wieder so weit: Fertigmachen zum Ausrücken! Alarm in der Flüchtlingsunterkunft Niehorst! Doch dass die Feuerwehrleute überhaupt noch bereit sind, diesem Aufruf Folge zu leisten, ist allein ihrer Pflichtauffassung und ihrem Verantwortungsgefühl geschuldet. Denn: Gebrannt hat es nicht. Wieder mal nicht. Statt zu tatsächlichen Bränden rückt die Feuerwehr - nicht nur der Löschzug Isselhorst, auch die Berufsfeuerwehr Gütersloh - ständig zu Fehlalarmen aus. Seit die Flüchtlinge die Schwedenhäuser in der Siedlung Ellernhagen bezogen haben, mehr als ein Dutzend Mal. "Das sind Ehrenamtliche, die ihre Freizeit opfern. Und wofür?" Das ist zumindest das, was die Anwohner berichten. "Manchmal kommt die Feuerwehr zweimal die Woche, manchmal sind die Abstände länger", erzählt Harald Holzheuer. Das sei von Anfang an so. Zwar schlügen die Fehlalarme selten nachts an, doch seien die Bewohner der Siedlung zunehmend genervt. Vor allem aber täten ihm die Feuerwehrleute leid. "Das sind Ehrenamtliche, die ihre Freizeit opfern. Und wofür? Für nichts." Mitunter, so habe er beobachtet, stiegen sie aus ihren Löschfahrzeugen gar nicht mehr aus, sondern warteten, bis der Löschzugführer die Lage - "oder heißt es Nicht-Lage?" (Holzheuer) - geklärt habe. Zählt man die Freiwilligen und die Hauptamtlichen der Berufsfeuerwehr zusammen, dürfte es jedes Mal bis zu 15 Blauröcke sein, die sich unnötig auf den Weg gemacht haben. Dasselbe Problem gibt es einen Kilometer weiter Man könne nie wissen, ob der Alarm echt sei oder ein Fehlalarm, sagt der Isselhorster Löschzugführer Sven Schröder. Insofern führe kein Weg daran vorbei, immer wieder rauszufahren. Die Beobachtung der Anwohner könne er aber bestätigen. In der Tat komme es in den Schwedenhäusern in Niehorst oft zu Fehlalarmen. "Allerdings nicht nur dort. Von der Anzahl her ähnlich ist es an der Unterkunft Brockhagener Straße." Diese, ein Massivbau, steht einen knappen Kilometer entfernt neben dem Schützenheim, gegenüber Sägerei Huxohl. In der Tat listet die Übersicht auf der Homepage der Isselhorster Feuerwehr eine erstaunliche Zahl an Einsätzen für diese beiden Orte auf. So rückte der Löschzug allein in dem Monat zwischen 23. Februar und 26. März sechs Mal zur Unterkunft am Schützenheim und drei Mal im Ellernhagen (Lütgertweg) aus. Der Grund war stets derselbe: "Heimrauchmelder beziehungsweise Brandmeldeanlage ausgelöst". Doch immer waren es Fehlalarme. Die Stadt erklärt den Flüchtlingen die Rauchmelder sogar Als Hauptgrund für diese Vielzahl vermutet Anwohner Holzheuer, dass die Rauchmelder auch in den Küchen angebracht sind. Die Sprecherin der Stadt, Susanne Zimmermann, sagt jedoch, daran führe kein Weg vorbei. Die Hitzemelder seien in der Küche wie in den anderen Räumen gesetzlich zwingend erforderlich. An erster Stelle stehe die Sicherheit der Bewohner. Aktuell seien dort 32 untergebracht. Zimmermann sagte, Fehlalarme seien kaum zu vermeiden. "Bei der jeweiligen Raumgröße und angesichts der Tatsache, dass dort verschiedene Menschen kochen, dass Essen auch mal anbrennt oder dass jemand – obwohl nicht erlaubt – in der Wohnung raucht, ist es durchaus möglich, dass Hitzemelder anspringen." Mit Informationen über die Nutzung der Geräte und einer Sensibilisierung für die Funktion der Hitzemelder träten die Kollegen in allen städtischen Unterkünften einer unsachgemäßen Handhabung entgegen. Direkt über dem Herd,wie von Holzheuer vermutet, hingen die Melder nicht. Zu allem Überfluss auch noch ein Unfall Für die Schwedenhäuser in Niehorst hat die Feuerwehr laut Stadt vom 1. Januar 2019 bis vergangenen Dienstag 13 Einsätze verzeichnet. Zimmermann: "Spätestens wenn es zu Bränden mit Verletzten oder gar Toten kommt – erinnert sei an den Brand in einer Unterkunft an der Brockhäger Straße vor einigen Jahren - gilt eine der ersten Fragen der Medien im allgemeinen dem Brandschutz inklusive den Rauch- oder Hitzemeldern." Dass der Einsatz in der Nacht zu Montag dennoch für manche Beteiligte ärgerlich war, lag an einem anderen Umstand: Beim Rangieren kollidierte eines der Feuerwehrfahrzeuge mit einem Ford Kombi. Schadensschätzung der Werkstatt: 6.000 Euro.

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